Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
als im Orbit um die Basis Wega zu parken und nur noch zuzusehen, wie die Sterne an ihr vorüberzogen.
    Das redete sie sich jedenfalls ein. Sie war müde und
    verwundet und der anstrengenden Aufgabe nicht gewachsen, die Gefangenen und Zeugen zum Prozeß zur Zentrale
    zurückzubringen. Es war weitaus vernünftiger, ein Datahedron mit ihrer eigenen Aussage anzufertigen, etwas, das man mit dem Kurierdienstschiff zurücksenden konnte, das inzwischen eingetroffen war, um die anderen abzuholen.
    »Ich werde dich vermissen«, sagte Forister, »aber du wirst schon bald wieder in Aktion sein, Nancia. Bei dem Tempo, das die Zentrale gerade zulegt, wirst du wahrscheinlich schon zurück sein, bevor der Prozeß beendet ist! Und wenn nicht«, und er nahm das leuchtende Gewicht des Megahedron in eine Hand, »ist das hier ebensogut, was die rechtliche Seite betrifft, als wärst du persönlich anwesend. Du hast doch
    Datenaufzeichnungen von allem angefertigt, was an Bord geschehen ist oder was du über deine Kontaktknöpfe
    aufgenommen hast? Das dürfte der vollständigste und
    belastendste Bericht sein, den wir uns nur wünschen können.«
    »Er… ist vielleicht nicht so vollständig, wie du erwartest«, wandte Nancia ein. »Ich habe einige Gedächtnislücken, weißt du.«
    »Ja, das weiß ich. Aber dich persönlich dort zu haben würde daran wohl kaum etwas ändern, nicht wahr? Wenn aus deinen Speicherbanken etwas verlorengegangen sein sollte, wird es auch unter Kreuzverhör nicht wiederherzustellen sein.«
    Nancia mußte einräumen, daß das wohl stimmte. Und wenn der in ihren Speicherbanken angerichtete Schaden die einzige Ursache für die Lücken in dem Bericht sein sollte, gäbe es ohnehin keinen Grund für sie, sich einem Kreuzverhör zu unterziehen. Sie verspürte kein Verlangen, dieses Thema weiter auszubreiten. Also verabschiedete sie sich von Forister, versuchte den Anflug von Einsamkeit in den Griff zu
    bekommen, den sie empfand, als das neue KD-Schiff abhob, und kehrte zu ihrer Beobachtung der Sterne im Subraum Wega zurück. Sterne waren beruhigend; sie waren hell und still, in unveränderlichen Mustern angeordnet, die ihr vertraut waren, etwa… etwa…
    Nancia entdeckte, daß sie sich nicht mehr an die Namen der Konstellationen »erinnern« konnte, wie sie im Subraum“ Wega erschienen. Sie war ohnehin nie lange genug in diesem
    Subraum geblieben, um das Aussehen des Firmaments in
    ihrem eigenen, menschlichen Gedächtnis zu speichern; und die Navigationskarten, auf die sie sich verließ, waren gelöscht worden. Ebenso ihre Tabellen mit Singularitätspunkten und Dekompositionsalgorithmen, ihre capellanischen
    Musikaufnahmen…
    »Weißt du, inzwischen tut es mir leid, daß ich die
    Normalpersonen früher ausgelacht habe«, sagte sie
    nachdenklich zu Simeon, während um sie herum die Techniker schwärmten, die geschmolzenen Flecken entfernten, die einmal Hyperchips gewesen waren, Verbindungen und Sensoren
    wiederherstellten, neue, leere Speicherbanken einbauten, die mit jeder gewünschten Information zu laden waren. »Mir war nie bewußt, wie verkrüppelt sie doch sind, weil sie sich nur auf die Fertigkeiten und Informationen verlassen können, die sich in einem organischen Gehirn speichern lassen.«
    »Es ist nicht nett, Behinderte auszulachen«, stimmte Simeon ihr ernst zu. »Ich denke, das war dir wohl eine Lehre, junge FN. Möchtest du, daß ich dir dabei helfe, eine Liste von Datenanforderungen für deine neuen Gedächtnisspeicher
    aufzustellen?«
    »Ja, gern«, sagte Nancia. Sie konnte sich noch deutlich an die Frustration erinnern, wie sie sich den medizinischen
    Fachjargon der Techniker in der Sommerlandklinik hatte anhören müssen, als diese sich an Caleb zu schaffen machten.
    »Meinst du, ich könnte mir eine humanistische Ausbildung leisten? Lateinische und griechische Vokabularien und
    Syntax?«
    »Ich werde Loebs Hedron Klassischer Sprachen anfordern«, sagte Simeon. »Das umfaßt sechsundzwanzig Sprachen der Alten Erde und die dazugehörige wichtigste Literatur.«
    »Und…«, sie wollte sich nicht allzu hoch verschulden,
    »einen Satz medizinischer Daten vielleicht? Pharmakologie, Innere und Chirurgie?«
    »Das sollte eigentlich von Amts wegen in jedes Schiff
    eingebaut sein, das soviel in Schwierigkeiten gerät wie du«, stimmte Simeon zu.
    »Ja, aber kann ich mir das leisten? Ich habe einige
    Buchhaltungsdaten verloren. Ich weiß nicht, wie mein
    Guthaben beim Kurierdienst zur Zeit aussieht…«
    Simeon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher