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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia
Autoren: Anne McCaffrey
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physische Entmaterialisierung und Restrukturierung der Lokalräume herzustellen, um sich selbst und ihre Passagiere aus einem Subraum in den anderen zu projizieren. Die Theorie vom Dekompositionsraum gestattete es Gehirn-Schiffen wie Nancia oder den wenigen teuren, mit Metachipprozessoren ausgerüsteten KI-Drohnen, den größten Teil einer solchen langen Reise auf jene paar Sekunden zu reduzieren, die sie in der Singularität zubrachten. Weniger glückliche Schiffe, die über keine Metachips geboten oder von den trägen Reaktionen menschlicher Piloten abhängig waren, welche nicht über Nancias direkte Synapsenverbindungen mit dem Computer verfügten, mußten für dieselbe Distanz im Rahmen konventionellen überlichtschnellen Raumflugs lange Wochen oder sogar Monate aufbringen. Die umfangreichen Parallelberechnungen innerhalb der Singularität stellten selbst Gehirn-Schiffe vor Schwierigkeiten, und für die meisten konventionellen Schiffe waren sie praktisch unmöglich.
    »Erzählen Sie mir von den Passagieren«, bat Nancia. Wenn sie schließlich an Bord kamen, würde einer ihrer Passagiere vermutlich das Datahedron der Zentrale mitbringen, in dem sich ihre Zielangaben und Anweisungen befanden, doch wer wußte schon, wie lange sie noch warten mußte, bis die
    Passagiere endlich kamen? Man hatte sie ja noch nicht einmal aufgefordert, sich einen Piloten auszusuchen; das allein würde mit Sicherheit noch ein bis zwei Tage erfordern. Außerdem war es immer noch besser, das Gehirn von CenCom nach
    Informationen über ihren Auftrag zu durchkämmen, als voller Anspannung auf den Besuch ihrer Familie zu warten. Sie würden doch bestimmt kommen, um sie zu verabschieden…
    nicht wahr? Während ihrer ganzen Ausbildung hatte sie
    regelmäßig Besuch von dem einen oder anderen Mitglied ihrer Familie erhalten – überwiegend von ihrem Vater, der dabei stets deutlich machte, wieviel Zeit seines überfüllten Terminplans er doch gerade opferte, wenn er sie aufsuchte.
    Aber Jinevra und Flix, ihre Schwester und ihr Bruder, waren auch gelegentlich vorbeigekommen; Jinevra freilich später dann nicht mehr so häufig, als erst die Hochschule und schließlich ihre neue Stellung in der
    Planetenhilfsdienstverwaltung immer mehr von ihrer Zeit in Anspruch genommen hatte.
    Allerdings war keiner von ihnen bei Nancias offizieller Abschlußfeier gewesen; nicht ein einziges Mitglied des großen, weitverstreuten, reichen Hauses Perez y de Gras war dort gewesen, um sich die lange Liste von Aufzeichnungen und Preisen und Anerkennungen anzuhören, die sie sich in dem letzten, furchtbar anstrengenden Jahr ihrer Ausbildung zum GehirnSchiff erworben hatte.
    Es war nicht gut genug, dachte Nancia. Ich war nur die Drittbeste meiner Klasse. Hätte ich den ersten Platz gemacht, dann hätte ich den Daleth Preis gewonnen… Doch es brachte nichts, über der Vergangenheit zu brüten. Sie wußte, daß Jinevra und Flix inzwischen erwachsen waren und ihr eigenes Leben führten, daß Daddys übervoller Terminplan von
    Geschäftsund Diplomatentreffen ihm kaum Spielraum für
    unwichtigere Angelegenheiten wie Schulfeste ließ. Es war wirklich nicht so wichtig, daß er nicht zu ihrer Abschlußfeier gekommen war. Bestimmt würde er sich Zeit für einen
    persönlichen Besuch vor dem Start nehmen; das war es, was wirklich zählte. Und wenn er dann kam, sollte er sie glücklich und beschäftigt und bei eben jener Arbeit engagiert vorfinden, für die sie ausgebildet worden war. »Die Passagiere?«
    erinnerte sie CenCom noch einmal.
    »Oh, wahrscheinlich wissen Sie mehr darüber als ich«,
    antwortete der CenCom-Operator mit einem Lachen. »Die
    entsprechen eher Ihrer Klasse als meiner. Hochfamilien«, erläuterte er. »Frischgraduierte, wie ich höre, auf dem Weg zu ihrem ersten Posten.«
    Das war jedenfalls nett. Nancia hatte sich doch etwas Sorgen bei dem Gedanken gemacht, es gleich auf ihrem ersten Flug vielleicht mit erfahrenen, hochrangigen Diplomaten oder Militärs als Passagiere zu tun zu bekommen. Es würde
    angenehm werden, eine Gruppe junger Leute zu befördern, die genauso waren wie sie selbst – na ja, nicht ganz genauso, berichtigte Nancia sich mit einem Anflug leiser Amüsiertheit.
    Sie würden um einige Jahre jünger sein, vielleicht neunzehn oder zwanzig, im Gegensatz zu ihren sechzehn; jeder wußte, daß Normalpersonen unter so vielen Hormonveränderungen und sinnlichen Ablenkungen litten, daß es mehrere Jahre länger dauerte, bis sie ihre Ausbildung
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