Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
aktivierte sie den
    Grafikverstärkungsmodus des Schiffs, um die drei wandgroßen Schirme in der Zentralkabine mit Farbabbildern des Spiels und seiner Spielicons auszufüllen. Flix hatte sich ausgerechnet die Rolle eines GehirnSchiffs ausgesucht, das auf der Suche nach den Mystischen Ringen von Daleen durch imaginäre
    Asteroidengürtel zog. Nancia zog es vor, die Rolle des Trolltöters zu übernehmen, eines hochgewachsenen, kühnen Forschers, der mit Laserstab und Rückenblastern durch
    Gravitationsbrunnen und über Gebirgszüge stapfte.
    »Nancia, du kannst diesen Troll noch nicht töten!«
    »Warum nicht?«
    »Weil er dir noch hinter den Felsen auflauert. Ich kann ihn zwar von hier aus schon sehen, aber du noch nicht.«
    »Kann ich aber doch. Ich kann alles in diesem Spiel sehen.
    Schließlich ist es jetzt Bestandteil meines Gehirnspeichers, hast du das vergessen?«
    »Na ja, dein Spielicon kann es aber nicht. Das ist nur ein Mensch. Er verfügt nicht über mehrdimensionale Sehfähigkeit.
    Und siehst du das blinkende blaue Licht dort? Damit warnt dich das Programm, daß er den Spielregeln zufolge gleich an Unterkühlung sterben wird, wenn du ihn nicht bald in
    irgendeinen Unterschlupf führst.«
    »Warum steigert er nicht einfach seine Verbrennung – ach so! Ich erinnere mich. Ihr Normalpersonen seid wirklich ziemlich beschränkt, was eure Fähigkeit der
    Brennstoffeinteilung betrifft.« Nancia schritt weiter und bog ihren Laserstab, um den versteckten Troll und drei seiner Kumpane auszumerzen, dann schickte sie ihren Spieler unter die Schneebrücke der Trolle. Hinter drei verborgenen Türen befand sich am Ende eines Labyrinths eine hübsche warme Höhle, die nun unbewohnt war und wo sich Trolltöter ausruhen und Brennstoff tanken konnte.
    »Nancia, du schummelst!« klagte Flix. »Wie hast du diese Stelle so schnell finden können, ohne irgendwelche Fehler zu machen?«
    »Wie hätte ich sie denn nicht finden können? Die Spielkarten befinden sich doch auch in meinem Hauptspeicher, weiß du das nicht? Ich brauche nur nachzusehen.«
    »Na ja, könntest du nicht vielleicht mal nicht nachsehen? Nur um fair zu spielen?«
    »Nein, das könnte ich nicht«, antwortete Nancia in einem Ton, der eigentlich jede weitere Diskussion hätte abwürgen müssen. Ihr Bewußtsein von einem Teil des
    Schiffscomputerspeichers ausklammern? Die schlimmste
    Erfahrung ihres ganzen Lebens war die Teilbetäubung
    gewesen, die erforderlich gewesen war, als die Experten ihre Synapsenverbindungen zu dem Schiff fertigstellten. Es gab nichts, überhaupt nichts, was ein Hüllenmensch mehr
    verabscheute, als seine Verbindungen einzubüßen! Das hätte Flix eigentlich begreifen müssen, auch ohne daß sie es ihm erklärte.
    »Stell doch diesen Speicherknotenpunkt einfach für kurze Weile aus«, nörgelte Flix.
    Er hatte noch nie gemerkt, wann er aufhören mußte. Und schon der bloße Gedanke daran, ihre eigenen Knotenpunkte abzuschalten, bereitete Nancia ein solches Unbehagen, daß sie es nicht ertragen hätte, die Angelegenheit mit ihm tatsächlich auch noch durchzudiskutieren.
    »Hör zu, Normalschale, um mich auf das Niveau deiner
    Rechenkapazität herabzulassen, müßte ich mehr als einen Punkt abschalten!«
    »Ach ja? Komm doch mal raus und sag das noch mal!«
    »Klar, ich werde auch rauskommen. Ich bringe dich bis zum Singularitätspunkt, und dann kannst du selbst deinen Weg aus der Dekomposition finden!«
    »Ach, immer nur rohe Gewalt! Das ist einfach nicht fair.«
    Flix beschwor die Kabinendecke. »Zwei große Schwestern, und beide hacken sie immer nur auf mir herum!«
    »Irgendwas mußten wir ja tun, um dich unter Kontrolle zu halten…« Abrupt unterbrach Nancia ihre akustische
    Übertragung. Aus der Zentrale traf soeben ein Funkstrahl ein.
    »XN? Nachrichtenübertragung aus dem rigellianischen
    Subraum.« Eine kurze Pause, dann erschien das Bild von Nancias Vater auf dem Zentralschirm gegenüber ihrer Säule.
    Auf dem Monitor zur Linken kippte und rotierte Flix’ GehirnSchiff-Icon in einer unendlichen, geistlosen Schlaufe vor den glitzernden Sternen des tiefen Alls; zur Rechten stand Trolltöter mit einem eingefrorenen erhobenen Fuß an der Schwelle zur Verborgenen Höhle. Zwischen ihnen lächelte ein müder Mann in konservativem, grünblau gestreiftem Jackett Nancia an.
    »Tut mir leid, daß ich nicht zu deiner Abschlußfeier kommen konnte, liebste Nancia. Diese Konferenz auf Rigel IV ist von entscheidender Bedeutung, um die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher