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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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ausdruckslosem Gesicht.
    Kai und Varian versicherten ihm, daß die ARCT-10 sie nicht im Stich lassen würde. Ihre umfangreichen Berichte warteten in der Nachrichtensonde darauf, von der ARCT abgerufen zu werden, wenn sie mit dem Ionensturm fertig war. Das Signalfeuer, das Portegin draußen als toten Zweig getarnt hatte, würde die Such- und Rettungsmannschaft zu ihnen führen.
    »Bei der Ioneninterferenz, die ein großer Sturm hervorrufen kann, ist es kein Wunder, daß sie keinen Kontakt mit uns aufnehmen konnten«, sagte Varian standhaft, aber die anderen schienen ihr nicht recht zu glauben.
    Lunzie versuchte, den Namen ›Jonas‹ aus ihrem Wortschatz zu streichen.
    »Gut, dann legen wir uns morgen in den Kälteschlaf, nachdem wir die anderen unterrichtet haben«, entschied Kai forsch.
    »Warum sollen wir’s ihnen sagen?« fragte Lunzie. Sie wollte die Prozedur lieber hinter sich bringen, bevor sie den Mut verlor.
    »Sie liegen ohnehin schon halb im Kälteschlaf.« Varian erschreckte Kai, indem sie auf die schlafenden Körper deutete. »Und wir würden uns unnötige Streitereien ersparen.«
    »Es ist jetzt eine ganze Woche vergangen«, sagte Triv ahnungsvoll, »und bei dem Tempo, mit dem die Aasfresser auf Ireta ans Werk gehen, könnten die Schwerweltler schon entdeckt haben, daß das Shuttle verschwunden ist.«
    »Wenn wir im Kälteschlaf liegen, haben die Schwerweltler keine Möglichkeit mehr, uns ausfindig zu machen«, fügte Varian hinzu. »Und wenn wir noch länger wach bleiben, könnte es wirklich gefährlich werden.«
    Nachdem die anderen Adepten ihrem Vorschlag zugestimmt hatten, stand Lunzie langsam auf. So schwer es ihr auch fiel, ging sie zum Kälteschlafspind und tippte den Code ein, der ihn öffnete. Es war ihr wirklich zuwider, sich noch einmal in den Kälteschlaf zu begeben. Sie hatte so viele Jahre ihres Lebens in diesem Zustand vergeudet. Er war fast so schlimm wie der Tod. In gewisser Weise war es ein Tod – er setzte allem Angenehmen und Hoffnungsvollen in diesem Abschnitt ihres Lebens ein Ende.
    Trotzdem kramte sie die Drogen und die Injektionspistole zusammen, überprüfte die Dosierung und verabreichte ihren Kameraden, die schon schliefen, die entsprechenden Medikamente. Triv, Kai und Varian gingen zwischen ihnen umher und überwachten ihren Übergang in den Kälteschlaf, während ihre Haut abkühlte und die Atmung sich verlangsamte.
    »Wißt ihr«, sagte Varian in einem gedämpften, aber aufgeregten Ton, als sie sich bereit machte. »Der arme alte Gaber hatte recht. Wir sind zurückgelassen worden. Zumindest zeitweise!«
    Lunzie starrte sie an und zog eine Grimasse. »Das ist nicht der Trost, mit dem ich in den Kälteschlaf gehen will.«
    »Träumt man im kryogenischen Schlaf, Lunzie?« fragte Varian, als Lunzie ihr einen Becher mit der konservierenden Droge reichte.
    »Ich habe nie geträumt.«
    Lunzie gab Kai seine Dosis. Der junge Expeditionsleiter nahm sie mit einem Lächeln entgegen.
    »Es ist doch Zeitverschwendung, wenn man nichts tut«, sagte er.
    »Das ganze Konzept des Kälteschlafs beruht darauf, daß das subjektive Zeitgefühl ausgeschaltet wird«, betonte Lunzie.
    »Man schläft ein und erwacht wieder, und Jahrhunderte sind vergangen«, fügte Triv hinzu und leerte seinen Becher.
    »Du bist weniger hilfreich als Varian«, brummte Lunzie.
    »Es wird keine Jahrhunderte dauern«, sagte Kai mit Nachdruck. »Nicht wenn das Erkundungsschiff die Uranvorkommen entdeckt. Sie sind einfach zu umfangreich, um sie zu ignorieren.«
    Lunzie stellte den Gastank des Kälteschlafsystems so ein, daß er ansprang, sobald die Sensoren den Stillstand aller Lebenszeichen registrierten. Sie hielt ihre Dosis in der Hand. Sie würde nicht das Leben aller riskieren, wenn sie wach bliebe. Ein Schwerweltler, der dieses Gebiet überflog, würde ihre Körperwärme kaum registrieren. Sie konnte wachbleiben.
    Aber wenn sie jetzt schlief, hätte sie dieses eine Mal andere dabei, die sie kannte, Menschen, die sie mochte und mit denen sie gearbeitet hatte. Sie würde nicht so allein sein, wenn sie erwachte. Das war ein Trost. Bevor sie sich zu einer drastischen und verhängnisvollen Verzögerung hinreißen ließ, stürzte sie das Mittel hinunter, legte sich auf einer Seite des Decks hin, stopfte sich ein Polster unter den Kopf und zog die Arme an die Brust.
    Wer weiß, wann sie uns holen kommen, dachte sie. Es gelang ihr nicht, alle düsteren Gedanken zu verdrängen. Sie klammerte sich an eine andere Hoffnung:
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