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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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bekam.
    Inzwischen waren Fionas Proteste zu einem bloßen Schmollen abgeflaut. Lunzie ließ ihr Zeit, sich an den Gedanken der Trennung zu gewöhnen, und hielt sich in ihrer Nähe auf, damit Fiona jederzeit mit ihr reden konnte, wenn sie das Bedürfnis hatte. Lunzie wußte aus Erfahrung, daß es keinen Sinn hatte, Fiona hinterherzulaufen. Sie mußte von allein kommen. Sie waren sich beide sehr ähnlich. Eine zu frühe Konfrontation zu erzwingen, wäre dasselbe gewesen, als häufe man eine kritische Masse radioaktiven Materials auf. Lunzie ging ihrer Arbeit im medizinischen Zentrum nach und assistierte ihren Kollegen bei laufenden Forschungsarbeiten, die die Kolonie gebilligt hatte.
    Schließlich kam Fiona an einem sonnigen Tag nach der Arbeit vor dem medizinischen Zentrum auf sie zu und überreichte ihr ein kleines Paket. Es ähnelte einem harten Stück Rohr mit dreieckigem Querschnitt. Lunzie lächelte, als sie die Form erkannte. Unter dem Papier steckte ein brandneues Studiohologramm von Fiona, das sie in ihren Feiertagssachen zeigte, für die sie ihre Mutter um den Rest angebettelt hatte, der ihr noch fehlte, nachdem sie während ihres Aufenthalts auf einem anderen Planeten lange dafür gespart hatte. Lunzie fiel auf, wie sehr ihr Fiona ähnlich sah: die hervorstehenden Wangenknochen, die hohe Stirn, der sinnliche Mund. Die Wellen von weichem Haar waren sehr viel dunkler als ihre eigenen, dem Schwarz näher als Lunzies Goldbraun. Fiona hatte schmale, verträumte Augen und von ihrem Vater ein starkes Kinn geerbt, das ihrem Gesicht, schon als Säugling, einen entschlossenen, wenn nicht sogar starrsinnigen Ausdruck verlieh. Das rubinrote Kleid betonte die helle Haut des Mädchens und verlieh ihr etwas Exotisches und Reizvolles wie eine Blume. Der fließende, durchsichtige Umhang, der ihr zwischen den Schultern herabhing, entsprach der neusten Mode und funkelte von Lichtern, die wie ein Kometenschweif über Fionas Waden strichen. Lunzie blickte von dem Geschenk auf und ihrer Tochter in die Augen, die sie aufmerksam beobachteten, als frage sie sich, wie ihre Mutter reagieren würde. »Es gefällt mir sehr, Liebling«, sagte Lunzie, drückte sie an sich und steckte das Hologramm in ihren Beutel. »Ich werde dich furchtbar vermissen.«
    »Vergiß mich nicht.« Lunzies Jacke dämpfte ein leises Schluchzen.
    Lunzie nahm das tränenfeuchte Gesicht ihrer Tochter zwischen die Hände und prägte es sich tief ein.
    »Das könnte ich gar nicht«, versprach sie ihr. »Und das werde ich auch nicht. Ich bin schneller wieder da, als du glaubst.«
    Während ihrer letzten Tage auf dem Planeten hatte sie ihre Laborarbeit einem Mitarbeiter überlassen, damit sie jede Minute mit Fiona verbringen konnte. Sie besuchten die Orte, wo sie am liebsten gewesen waren, und brachten Fionas Habseligkeiten und den Rest ihrer eigenen gemeinsam aus ihrer vorübergehenden Unterkunft in die Wohnung des Freundes, der das Mädchen betreuen würde. Sie fragten sich gegenseitig, ob sie sich an dies oder jenes erinnerten, teilten ihre kostbarsten Erinnerungen, so wie sie auch die Erfahrungen gemeinsam gemacht hatten. Es waren herzliche, warme Stunden für sie beide, die für Lunzies Geschmack viel zu schnell vorübergingen.
    Eine schweigende Fiona begleitete sie zur Landebucht, wo das Shuttle wartete, das sie zur Nellie Mine bringen würde. Tau Cetis blasser, lavendelblauer Himmel stand voller Wolken. Wenn der Himmel klar war, konnte Lunzie die Sonne oft auf den Flanken der Schiffe glitzern sehen, die im Orbit von Tau Ceti Halt machten, aber sie war ganz froh, daß ihr der Anblick an diesem Tag verwehrt blieb. Sie unterdrückte ihre Gefühle. Wenn es eine Möglichkeit gab, ihren eigenen Kummer nicht auf Fiona abzuladen, würde sie es tun. Lunzie versprach sich, ihren Tränen freien Lauf zu lassen, wenn sie erst an Bord war. Für einen Moment war sie versucht, den Vertrag zu zerreißen, Descartes mitzuteilen, daß sie ihn sich sonstwo hinstecken könnten, und die Behörden von Tau Ceti anzuflehen, daß sie ihr irgendeinen Job, wie niedrig auch immer, geben sollten, nur damit sie bei ihrer Tochter bleiben konnte. Aber dann gewann die Vernunft wieder die Oberhand. Lunzie erinnerte sich an banale finanzielle Gesichtspunkte wie die Frage, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienen sollte, und versicherte sich, daß sie nicht lang fortbleiben und mit den Einkünften hinterher ein komfortables Leben führen würde.
    »Ich werde mich um Schürfrechte auf einem
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