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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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Scheuerrutschen befördert. Wenn die Verarbeitung einen Unterschied macht, wird der Brocken von einem Prisenkommando zerlegt. Soviel wie möglich wird im Vakuum erledigt, aus Sicherheitsgründen, um Sauerstoff zu sparen und um zu verhindern, daß das Material sich ausdehnt oder zusammenzieht, weil es zu starken Temperaturunterschieden ausgesetzt ist. Das Erz läßt sich nur noch schwer verschiffen, wenn es einmal aufgetaut ist. Es zerspringt und explodiert in tausend Scherben, wenn es zu schnell aufgewärmt wird. Ich habe erlebt, wie Kameraden auf diese Weise umgekommen sind. Es ist furchtbar, Doktor. Ich will nicht im Bett sterben, aber ich will auch nicht, daß es mich so erwischt.«
    Mit einem traurigen Lächeln, das ihrer präzisen klinischen Vorstellungskraft galt, verdrängte Lunzie alle Überlegungen, wie man den zerfetzten Körper eines Bergmanns wiederherstellen könne. Dies war das Leben, auf das sie sich mit knapp unter Lichtgeschwindigkeit zubewegte. Du wirst nicht jeden Patienten retten können, du Idealistin, dachte sie. Hilf den Männern, denen du helfen kannst. »Wie sieht ein Kristallvorkommen aus? Wie findet man es?«
    »Ich verrate doch nicht meine ganzen Tricks, nicht einmal einer so netten Seelenklempnerin wie Ihnen.« Jilet hob neckisch eine Augenbraue. Lunzie grinste ihn freundlich an. »Gut, ich gebe Ihnen einen Tip. Sie sind im Innern leichter als die anderen. Der Querschnitt auf dem Sonar macht den Eindruck, als sei der Brocken innen fast hohl und die Kruste reflektiere die Scannerstrahlen hin und her. Manchmal ist er wirklich hohl. Ich hatte mal einen, der meinen Strahl in hundert verschiedene Richtungen abgelenkt hat. Als die Mannschaft ihn auseinanderschnitt, stellte sie fest, daß er mit Metallnadeln gespickt war. Für Kommunikationsanlagen war es wertlos, aber irgendein reicher Senator hat damit die Wände seines Hauses geschmückt.« Jilet spuckte in die Richtung des namenlosen Staatsmanns.
    Sie kamen vom Thema ab. Nur widerwillig, weil Jilet sich bei ihr wirklich entspannte, kam Lunzie wieder zur Sache. »Sie haben auch über Schlaflosigkeit geklagt. Erzählen Sie mir davon.«
    Jilet zappelte herum, beugte sich vor und massierte seine Stirn mit beiden Händen. »Es ist nicht so, daß ich nicht schlafen kann. Ich … ich will einfach nicht einschlafen. Ich habe Angst, wenn ich es tue, werde ich nicht wieder aufwachen.«
    ›»Schlaf, der Bruder des Todes‹«, zitierte Lunzie. »Homer, oder aus jüngerer Zeit, Daniel.«
    »Ja, genau. Ich … ich wünschte, wenn ich nicht sterben müßte, würde man mich hundert Jahre oder mehr schlafen lassen, damit ich als völlig Fremder wiederkehre und alles verändert vorfinde«, brach es aus Jilet in einem plötzlich so leidenschaftlichen Ton heraus, daß es ihn selbst überraschte. »Nach ein paar Dutzend Jahren bin ich einfach aus dem Tritt. Ich erinnere mich an Dinge, die meine Freunde längst vergessen haben, für die sie mich auslachen, aber sie sind alles, woran ich mich klammern kann. Sie hatten ein Jahrzehnt, um ohne mich weiterzukommen. Sie sind jetzt älter. Ich bin für sie ein Verrückter, weil ich so jung bin. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre gestorben.«
    »Nein, nein. Der Tod ist nie so gut, wie seine Advokaten Sie glauben machen wollen. Sie haben in Ihrem Beruf bereits neue Freundschaften geschlossen. Sie treten bald eine neue Stelle an, wo Sie Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen können, und Sie können neue Techniken lernen, die es noch nicht gab, als Sie mit dem Bergbau angefangen haben. Geben Sie den positiven Aspekten eine Chance. Denken Sie nicht an den Weltraum, wenn Sie zu schlafen versuchen. Lenken Sie Ihre Gedanken nach innen, vielleicht auf eine Erinnerung aus der Kindheit, die Ihnen angenehm ist.« Eine Glocke ertönte, die darauf hinwies, daß Jilets Sprechzeit abgelaufen war und er wieder an die Arbeit gehen mußte. Lunzie stand auf und wartete, bis Jilet sich erhoben hatte. Er überragte sie um gut dreißig Zentimeter. »Besuchen Sie mich wieder in Ihrer nächsten Freizeit«, empfahl Lunzie. »Ich möchte mehr über den Kristallabbau erfahren.«
    »Sie und die Hälfte der Neulinge, die zu den Plattformen hinausfliegen«, erwiderte Jilet gutgelaunt. »Aber Doktor … ich meine Lunzie, wie soll ich schlafen, ohne daß mir diese Sache weiter zu schaffen macht? Wir sind immer noch so weit draußen, trotzdem halten mich diese Gefühle die ganze Zeit wach.«
    »Ich gebe Ihnen besser keine Psychopharmaka, aber ich
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