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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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gleichzeitig hier, um sicher zu sein. Und wie er die beiden Polizistinnen töten konnte. Vor allem aber müssen wir herausfinden, wo er sich aufhält. Mal sehen, ob die Kollegen schon was herausgefunden haben.«
    »Randolph«, sagte Günter vorsichtig. »Ich, äh …«
    »Ich weiß, was du sagen willst. Meine Methoden. Das Agentendasein hat wenig mit Romantik zu tun. Aber soweit ich weiß, haben die Amerikaner festgestellt, dass Waterboarding gar keine Foltermethode ist, nicht wahr? Dennoch ist sie sehr effektiv. Durchschnittlich ist der Wille nach dreißig Sekunden gebrochen. Insofern hat er ziemlich lange durchgehalten.«
    »Wieso hast du dem Alten eigentlich nicht geglaubt, als er steif und fest behauptete, das sei die Wahrheit?«
    »Was haben wir ihm erzählt?«
    »Dass Wiebke entführt wurde, der Entführer mit ihrer Ermordung droht und wir Hinweise darauf haben, dass sein Sohn der Täter sein könnte«, fasste Günter zusammen.
    »Eben. Was hat er darauf geantwortet?«
    » Sein Sohn würde keine Frauen fangen, sie quälen und dann umbringen«, wiederholte Günter und schlug sich gleich darauf mit der Hand gegen die Stirn. »Quälen. Randolph, du bist ein Genie.«
    »Nein, das hättest du auch gemerkt, wenn du nicht so aufgewühlt wärst«, sagte Randolph, und doch bemerkte Günter einen Anflug von Stolz auf seinem Gesicht.
    * * *
    Um neunzehn Uhr sieben waren sie wieder vollständig versammelt. Der BND -Mann in Australien hatte sich noch nicht gemeldet, aber versprochen, die Sache »asap«, wie er es nannte, zu überprüfen. As soon as possible.
    »Wir haben zwar noch nicht alles geklärt«, sagte Randolph. »Unterstellen wir aber mal, dass Bergmüller hier ist. Dann ist immer noch fraglich …«
    Die Tür zu Streichers Partykeller flog auf.
    »Was soll das? Was tun Sie hier?«, herrschte ihn ein fuchsteufelswilder Oberstaatsanwalt Dr.   Schürmann an.
    »Ach du Scheiße«, entfuhr es Günter.
    »Er ließ sich nicht aufhalten«, sagte Frau Streicher, die offenbar versucht hatte, den Mann am Betreten des Raumes zu hindern, entschuldigend.
    »Ist schon gut, Schatz«, erwiderte Streicher und bedeutete ihr, dass sie ruhig wieder nach oben gehen könne.
    »Herr Kollege Menn, Herr Dr.   Streicher, ich verlange sofortige Aufklärung über diese Eigenmächtigkeiten. Nachbarn berichteten mir von einem Einbruch bei Frau Menn. Die Terrassentür war mit Gewalt geöffnet worden, und die Streife fand in der Wohnung zwei Zementsäcke. Ansonsten konnte nichts festgestellt werden. Die Kollegin Menn ist jedoch nicht auffindbar, und Sie, Herr Dr.   Streicher, sind ebenfalls seit zwei Tagen nicht im Dienst erschienen. Ich hatte doch ausdrücklich gesagt, dass der Fall nun zur Inneren gehört! Was bilden Sie sich eigentlich ein? Das wird Konsequenzen haben. Das kann Sie ihren Job und die Pension kosten.«
    Er musste Luft holen. Randolph nutzte die Pause, um ihn am Weiterreden zu hindern.
    »Nun schweigen Sie mal stille«, sagte er. Zur Überraschung aller Anwesenden wirkte der Befehl. »Und schauen Sie sich das einmal an.« Er legte die DVD mit dem Gedicht, das sie bei Wiebke gefunden hatten, in den Computer.
    Schürmann las und wurde merklich bleich.
    »Sehen Sie«, bemerkte Randolph. »So ging es uns auch. Wir können bei der Polizei niemandem mehr trauen.«
    »Wer sind Sie?«, wollte Schürmann wissen.
    »Randolph Sollich, Wiebkes Onkel, geboren am 8.   April 1935 in Weimar. Mit fünf zogen meine Eltern nach Rostock. Seither lebe ich hier. Von Beruf Rentner. Das sind Freunde, für deren Qualifikation ich die Hand ins Feuer lege. Wir haben uns des Falls angenommen. Das muss Ihnen reichen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Schürmann, der hin und her gerissen zu sein schien, irritiert.
    Günter nahm das zum Anlass, sich einzumischen. »Herr Kollege, unser gemeinsamer Vorgesetzter, der Innenminister, hat mich kürzlich gegen jede, aber auch wirklich jede Vorschrift des Beamtenrechts beurlaubt. Wissen Sie, was er in dem Zusammenhang gesagt hat?«
    »Nein.«
    »Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen.«
    »Ich muss nachdenken«, sagte Schürmann und verschwand.
    »Und nun?«, fragte Streicher, als er außer Hörweite war.
    Randolph zuckte mit den Schultern. »Weitermachen und hoffen, dass er Vernunft walten lässt.«
    Es verging etwa eine Viertelstunde, ehe Dr.   Schürmann wieder im Partykeller auftauchte. Das Gemurmel erstarb augenblicklich. Sämtliche Augenpaare fixierten ihn.
    »Also gut, einverstanden«, sagte
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