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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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sagte er nach einer Pause. »Du hast ihn gefunden. Was hast du damals mit mir gemacht?« Er interessierte sich überhaupt nicht für ihre Antwort, denn er fuhr ungerührt fort: »Es waren unschuldige Aufnahmen, der Schritt war sogar retuschiert.« Er lachte wie irre. Auf einmal überschlug sich seine Stimme. »Du hast mich mit einer Reitgerte verprügelt. So lange, bis ich überall blutige Striemen hatte. Einige haben sich entzündet. Aber ich durfte nicht zum Arzt. Die Narben habe ich heute noch.« Er riss seinen Pullover hoch und beugte sich über sie. »Siehst du? Das ist dein Werk!«
    Mit dem letzten Wort fühlte sie den Hieb einer Peitsche auf ihre Beine niedergehen. Wusste der Teufel, woher er die auf einmal hatte. Unmöglich zu sagen, wie lange er sie quälte. Immer wieder spürte sie die Schläge überall auf ihrer Haut, fühlte, wie die Äderchen platzten, wie das Blut lief, wie sie litt. Aber sie bemühte sich, nichts zu sagen, nicht zu schreien. Sie wollte ihm diesen Triumph nicht gönnen. Wenn das hier vorbei war, würde sie ihn nicht nur verprügeln, sondern gleich kastrieren.
    Als er endlich fertig war, rückte er wieder in ihr Blickfeld – lässig am Futtertrog lehnend und zufrieden sein Werk betrachtend. In aller Ruhe zündete er sich nun auch noch eine Zigarette an. Nachdem er einige Züge genommen hatte, kam er zu ihr. Er zog an der Zigarette, inhalierte den Rauch und blies ihn ihr ins Gesicht. Sie wusste, dass er auch das nur tat, um sie zu quälen. Sie verabscheute den Geruch von Tabakqualm. Er war ihr zuwider. Sie versuchte nicht zu atmen, doch irgendwann blieb ihr nichts anderes übrig, als die verqualmte, stinkende, verpestete Luft in ihre Lungen zu lassen. Sie hustete, würgte und übergab sich schließlich. Die Kippe danach in ihrem Bauchnabel auszudrücken, schien ihm besondere Freude zu machen. Er stand auf und nestelte an seinem Hosenbund.
    »Du wolltest immer, dass ich das nicht kann«, sagte er, als er sein erigiertes Glied in ihre Vagina rammte. »Ich beweise dir, dass du versagt hast.«
    »Du kannst doch nicht …«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sex an sich war ihr schon zuwider. Aber Geschlechtsverkehr zwischen Verwandten? Was für einen Perversling hatte sie da zur Welt gebracht? Wie sollte sie mit dieser Schande weiterleben?
    »Was kann ich nicht? Meine Mutter ficken?«, fragte er hämisch. »Das tue ich nicht. Ich ficke eine miese kleine Schlampe.«
    Während er sich abmühte, versuchte sie, an irgendetwas anderes zu denken. Aber sie konnte nicht verhindern, dass sie Ekel und Schmerz empfand, genau wie früher als Kind. Sie wusste nicht, welches von diesen beiden Gefühlen das schlimmere war. Nicht nur, dass ihr Scheißvater fast jede Nacht zu ihr gekommen war, um zu »kuscheln«, wie er das nannte. Sie hatte alle möglichen perversen Dinge machen müssen, damit er sie wenigstens für ein paar Tage nicht mehr schlug.
    Niemals Männer, hatte sie sich geschworen. Bis ihr dieses Arschloch eines Tages eröffnet hatte, dass sie nur Erbin würde, wenn sie einen männlichen Nachkommen zur Welt brächte. Er würde doch nicht einer Frau sein mühsam erworbenes Vermögen überlassen. Also hatte sie sich einen Mann gesucht und es »freiwillig« getan. Das Ergebnis dieser Bemühungen vergewaltigte sie gerade.
    Es hatte sich jedoch gelohnt für sie. Ein paar Jahre nach der Geburt ihres Sohnes war ihr Vater gestorben. Der Hausarzt hatte auf dem Totenschein, ohne zu zögern, »Natürlicher Tod« angekreuzt. Die Einstichstelle am Rücken war ja auch ausgesprochen unauffällig gewesen, und warum sollte ein übergewichtiger stadtbekannter Säufer nicht plötzlich sterben?
    Ihr Sohn stöhnte und brüllte: »Nimm das, du Schlampe!« Sie zwang sich, ihre Gedanken weiter auf die Vergangenheit zu lenken.
    Sie hatte ihren Mann zwingen können, sich »schuldig scheiden« zu lassen. Damals hatte immer einer der Schuldige sein müssen. Sich einfach so zu trennen, war vom Gesetz nicht vorgesehen. Der Nachteil war, dass sie den Jungen hatte erziehen müssen. Das war 1974 ebenfalls Gesetz gewesen. Heute wäre das anders gelaufen. Dabei war es erst acht Jahre her.
    »Nimm das«, brüllte er wieder. Sie spürte, wie er sich in ihr entlud. Er war fertig. Endlich.
    »Du hast, was du wolltest«, sagte sie unter Aufbringung all ihrer verbliebenen Kräfte. »Jetzt bind mich los.«
    »So siehst du aus«, sagte er, während er die Hose hochzog, den Gürtel schloss und sich dann mit der Hand
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