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Raue See

Raue See

Titel: Raue See
Autoren: Ralph Westerhoff
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auf dem Rücken, und streckte die Rechte zum Abschied aus. Dr.   Bergmüller ergriff sie. Randolph drückte so fest zu, dass der Alte förmlich aufheulte. Mit einem Ruck warf er den Mann auf den Boden und fesselte seine Hände mit Handschellen auf dem Rücken.
    Fassungslos betrachtete Günter die Szene.
    »Was soll das, Randolph, was hast du vor?«
    »Keine Fragen!«, bellte Randolph. Er bugsierte den perplexen Dr.   Bergmüller auf das Sofa, legte ihn auf den Rücken, den Hals auf der Armlehne positioniert, und drückte seinen Kopf nach hinten. »Hol mir das Handtuch aus dem Bad. Das nasse von der Kante der Badewanne.«
    Günter tat, was er verlangte. Randolph drückte das nasse Handtuch auf Mund und Nase des Alten.
    »Du sagst jetzt die Wahrheit, oder ich ersäufe dich wie eine räudige Katze! Hast du verstanden?«
    Er ließ den Mann kurz Luft holen, um ihm dann wieder das Gefühl zu geben, zu ertrinken. Waterboarding nannte man das.
    Günter erschauderte. Randolph beherrschte Foltermethoden.
    Nach nicht einmal einer Minute war der Wille des alten Mannes gebrochen. Wie ein Häufchen Elend saß er schluchzend vor ihnen, trank einen großen Schluck Cognac und legte seine Beichte ab.
    »1982, vor gut dreißig Jahren, kam Reinhard zu mir. Seine Hände waren blutverschmiert. Er war völlig außer sich und erzählte mir, dass er Maria, seine Mutter, umgebracht hätte. Sie war ein Miststück, ich wusste das, und er wusste das. Ich musste ihm doch helfen, oder? Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Reden Sie weiter«, sagte Randolph ungerührt.
    »Ich fuhr mit ihm zum Tatort. Es war die Winterfutterstelle in einem einsamen Waldgebiet. Wir schafften die Leiche in mein Auto, und ich brachte sie zu mir nach Hause. Seit der Trennung von meiner Frau lebte ich auf einem kleinen Bauernhof. Ich besorgte dann einen kleinen Grill, Holzkohle, Bier und so weiter, eben das, was man damals für einen Grillabend brauchte, und fuhr zurück zu der Wildfutterstation. Es war ein kleines Wunder, dass mich keiner gesehen hat. Ich habe es so aussehen lassen, als ob Jugendliche dort wild gegrillt hätten und das Feuer außer Kontrolle geraten wäre. Die Spuren am Tatort waren damit beseitigt.«
    »Haben Sie Ihrem Sohn erzählt, was Sie gemacht haben?«
    »Natürlich.«
    »Weiter. Wo haben Sie die Leiche gelassen?«
    »Ich sag nichts mehr.«
    Randolph stand auf und packte den Mann am Kragen. »Hör zu. Ich bring’s aus dir raus, glaube es mir. Sag jetzt alles, was du weißt, oder du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein.«
    Der Alte wand sich, setzte mehrfach an und platzte dann mit der schrecklichen Wahrheit heraus: »Wir haben sie aufgelöst.«
    »Was haben Sie getan?«, schrie Günter.
    Auf einmal wurde Dr.   Bergmüller sachlich. »Konzentrierte Schwefelsäure«, sagte er. »Die Säure entzieht dem Körper sofort das Wasser, den Hauptbestandteil. Übrig bleiben circa fünfzehn bis zwanzig Kilo reiner Kohlenstoff. Der Rest wird in der Säure gelöst.«
    »Und wo haben Sie Säure und Kohle gelassen?«, fragte Randolph mit offenem Mund.
    »Die Kohle wurde verbrannt, und die Säure haben wir verdünnt und dann auf die Felder aufgebracht. Schwefelsäure ist einer der Hauptbestandteile von Kunstdünger.«
    Günter war bleich. Randolph sah ihm an, dass ihm speiübel war.
    »Sie haben Ihre eigene Frau in Säure aufgelöst, die Überreste verbrannt und auf Ihren eigenen Feldern als Dünger verwendet? Sie kotzen mich an«, sagte Randolph.
    »Sie hat es nicht anders verdient. Sie war eine männerhassende Furie, die den armen Reinhard immer nur gequält hat. Ich hatte kein Mitleid.«
    »Zwei Verrückte in der Familie! Günter, lass uns gehen. Wir wissen genug, und mit diesem Abschaum will ich nichts mehr zu tun haben.«
    »Aber ich«, widersprach Günter. »Wir werden miteinander zu tun haben, verlassen Sie sich drauf. Das wird ein Nachspiel haben.«
    »Das glaube ich kaum. Was mich betrifft, ist alles verjährt. Und Reinhard war zur Tatzeit knapp über zwanzig, sodass das Jugendstrafrecht Anwendung findet. Seine Tat ist somit auch verjährt. Sie können uns gar nichts.«
    Statt einer Antwort verpasste Günter dem Mann zwei kräftige Ohrfeigen. »Wir sehen uns wieder!«
    Dann verließen sie schnell das Seniorenheim.
    Im Auto sitzend schwiegen sie zunächst einmal.
    »Er ist es, nicht wahr?«, fragte Günter.
    »Sieht ganz so aus«, erwiderte Randolph. »Trotzdem müssen wir noch das Rätsel lösen, wie er in Australien sein kann und
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