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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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tun.“
    Tim war sich darüber klar:
Solange er keinen Beweis hatte und Roderich leugnete, wäre eine harte Gangart
Willkür gewesen. Das Dutzend Ohrfeigen für Rodys Pferdegesicht musste er sich
auf heben für eine sichere Beweislage.
    Tim gab noch einen tigerartigen
Knurrlaut von sich und schob ab. In der Kabine hörte er ein — sicherlich
goldenes — Feuerzeug aufschnappen.
    In der 9 b waren jetzt etliche
Schüler. Gaby stand an ihrem Platz, flankiert von Karl und Klößchen. Alle
starrten auf die Rose. Gaby trug hellblaue Jeans, weiße Turnschuhe und ein
weißes T-Shirt mit dem Aufdruck FOREVER. Mit leicht angewiderter Miene
betrachtete sie die Rose.
    Tim legte die Arme um seine
Freundin und küsste sie rechts und links auf die Wangen.
    „’n Morgen, Pfote.“
    „Du riechst nach Wut,
Häuptling. Hast du den Lackaffen zur Rede gestellt?“
    „Er leugnet wie ein Politiker,
dem man seine Versprechen aus dem Wahlkampf vorhält. Aber aus Mangel an
Beweisen muss ich das Skalpieren verschieben. Immerhin entschlüpfte ihm die
Bemerkung, später — damit meint er, wenn du nicht mehr jugendlich naiv bist —
würdest du dich richtig entscheiden. Gemeint ist natürlich: für ihn.“
    „Eher sterbe ich.“
    „Werde ich ihm sagen.“
    „Irgendwie tickt der doch nicht
richtig. Und wieso hält der mich für naiv?“
    Klößchen grinste. „Weil du in
etwa 60 Jahren mit Tim goldene Hochzeit feiern wirst.“
    „Bist eingeladen.“ Tim lachte.
„Du auch, Karl. Hallo, was ist?“
    Karl hatte die Rose genommen,
hielt sie am Stengel, betrachtete die Blütenblätter und drehte das schöne
Gewächs wie einen Quirl.
    „Leute, das ist eine ganz
seltene Züchtung. Ich glaube, sie heißt Liebeswahn. Sie blüht schon im Juni,
also jetzt, und legt bis Oktober noch dreimal nach, wobei die Blüte von Mal zu
Mal dunkler wird. Zum Schluss ist sie schwarzrot. Wahrscheinlich überwiegt dann
der Wahn und die Liebe verliert ihre Leuchtkraft. So eine Rose gedeiht nur in
der Pflege eines echt guten Rosenzüchters.“
    „O Mann!“, staunte Klößchen.
„Dein botanisches Wissen, Karl, wirft mich um.“
    „Ich vergesse eben nicht, was
ich einmal gelernt oder gelesen habe. Kleiner Geburtsfehler.“ Karl polierte
seine Nickelbrille und versuchte, bescheiden auszusehen.
    Tim klopfte ihm auf die
Schulter. „Für deinen Geburtsfehler kriegst du eines Tages den Nobelpreis. Oder
du deklassierst bei einem TV-Quiz deine Mitspieler.“ Tim nahm ihm die Rose aus
der Hand. „Mit der habe ich noch was vor.“
    „Willst sie in die Tonne
schmeißen und hinterher spucken?“, fragte Klößchen.
    Karl antwortete für Tim.
„Mitnichten, Willi. Tim erinnert sich gerade, dass Roderichs Opa, nämlich der
alte Mierling, ein stadtbekannter Rosenzüchter ist. Und wie ich unseren
Häuptling kenne, wird das eine ganz bestimmte action auslösen.“
    Tim grinste. „Karl, von mir
kriegst du jetzt schon ‘nen Preis.“
    „Ist das denn die Sache wert?“
Gaby pustete gegen ihre Ponyfransen. „Weil gerade Hubert Mierling erwähnt wird
— da habe ich eine Info. In diese Supervilla bei Opa und Enkel wurde nämlich
letzte Nacht eingebrochen. Mein Papi hatte Nachtdienst und war vor Ort. Beim
Frühstück hat Papi dann erzählt. Ein Psycho namens Jürgen Dünnler,
polizeibekannt und vorbestraft, hat einen erpresserischen Racheplan mit
Morddrohung abgewickelt. Ein sehr schweres Verbrechen. Aber es ist schlecht für
ihn ausgegangen. Denn Hubert Mierling konnte sich wehren. Er ist gebrechlich.
Der Täter hat ihn wohl unterschätzt und für einen Moment nicht aufgepasst. Da
hat ihn der Alte mit seinem schweren Krückstock ins Genick geschlagen. Mit
folgenreicher Wucht. Dünnlers Genickwirbel ist gebrochen. Der Mann ist gelähmt.
Zurzeit liegt er im Koma. Ob er wieder gesund wird, ist ungewiss.“
    Die Jungs staunten.
    Tim sagte: „Und Rody? Was hat
er dazu beigetragen?“
    „Nichts. Hat geschlafen. Sein
Opa musste ihn wecken.“
    „Hm. Naja. Trotzdem! Milde oder
versöhnlich stimmt mich das nicht. Überfall und Belästigung — das eine hat mit
dem andern nichts zu tun.“
    Es läutete zum zweiten Mal. Die
9 b war jetzt vollzählig und jeder Schüler saß an seinem Platz. Die meisten
hatten ein flaues Gefühl im Oberbauch. Denn die Mathe-Arbeiten der Tangente —
das war der Spitzname für Dr. Mechthild Bleul — waren gefürchtet. Das zeigte
sich auch heute wieder. Die blässliche Studienrätin hatte acht
gehirnknack-schwere Aufgaben vorbereitet und die Köpfe der
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