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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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gemacht.“
    „Bumerang — sagst du?! Ich glaub’s
nicht.“
    „Ein kleiner Champ. Ich finde,
du solltest das wissen, bevor ich jetzt reingehe und mir den Alten zur Brust
nehme. Der Enkel schläft natürlich. Er ist Schüler. Er besucht die
Internatsschule südlich der Stadt. Fühlt sich zur Elite gehörig. Aber er ist
ein rotzarroganter Schnösel. Das weiß ich.“
    „Bumerang?“, ächzte Fabian.
„Das ist ‘ne Neuigkeit. Ein Kailie hat er nicht?“
    „Ich habe keinen Kailie
gesehen. Aber ich bin sicher, dass er auch mit dem umgehen kann.“
    „Darüber müssen wir reden,
Jüdü. Morgen. Okay?“
    „Mittags komme ich zu dir.“
    „Gebongt.“
    Dünnler klappte sein Handy zu.
Morgen Mittag, dachte er — und ahnte nicht, dass es zu dieser Unterredung
niemals kommen würde.
    Dort, wo das Licht der Laternen
nicht hin reichte, stieg er über den Zaun. Geduckt zur Terrasse. Es gab keinen
Hund. Und auch keine Alarmanlage.

    Dünnler war 26, stammte aus
einer guten Familie, hatte aber seinen Vater kaum gekannt. Dünnler war schon
als Jugendlicher auffällig gewesen, aber nicht aus erfreulichen Gründen. Seine
Autodiebstähle in jungen Jahren blieben unentdeckt. Kaum volljährig, folgte
eine Serie von Einbrüchen, später Diebstahl und immer wieder Betrug. Was
Dünnler schließlich auf dem Kerbholz hatte, wäre einer kriminellen Profi-Bande
aus Osteuropa würdig gewesen. Verhaftung. Vier Jahre Knast. Im Gefängnis wurde
er nur von seiner Mutter besucht, einer verzweifelten Frau. Und erst jetzt
erfuhr er die Hintergründe, die zu dem Selbstmord seines Vaters geführt hatten.
Diese Umstände schufen den Plan.
    Dünnler schlich über die
Terrasse. Etwas streifte sein Genick. Aber es war nur der Nachtwind, der sich
plötzlich aufgemacht hatte — irgendwo aus der Tiefe des Parks.
    Dünnler spähte durch die
Terrassentür, die angelehnt war.
    Die Wohnhalle reichte bis unters
Dach. Zwei ausladende Treppen führten hinauf zur Galerie. Sie lief rundum im
Obergeschoss. Von ihr gelangte man in die Zimmer.
    Was für eine räumliche
Verschwendung, dachte er. Aber chic ist es! Gibt Weite und Höhe und den
Eindruck von Wir-können-uns-das-leisten.
    Hubert Mierlings Krankengesicht
war bratapfel-zerfurcht. Er wandte den Kopf, als er flachen Atem hinter sich
hörte. Eine Pistolenmündung berührte seine Schläfe und neben ihn schob sich ein
hartes, verbissenes Gesicht.
    „Schön ruhig bleiben!“, zischte
Jüdü. „Der Junge schläft. Und wir unterhalten uns leise.“
    „Wollen... Sie Geld?“ Mierlings
Stimme zitterte. Dünnler ging um ihn herum und ließ sich in einen der Sessel
nieder. Die Pistole blieb auf Mierling gerichtet, was theatralisch wirkte, denn
der Alte war nicht gefährlicher als die Motte, die jetzt gegen die Scheibe
bumste.
    Dünnler grinste mit hoch
gezogener Oberlippe. „Erkennen Sie mich?“
    „Ich habe Sie noch nie
gesehen.“
    „Stimmt.“
    „Was soll dann die Frage?“
    „Ich ähnele meinem Vater, sagt
man. Und den haben Sie gekannt. Er hieß Robert Dünnler.“
    Mierling bewegte die Hände auf
der Decke, die über seinen Knien lag. „Das ist lange her.“
    „So lange auch wieder nicht.
Und die Rechnung ist immer noch offen. Sie haben meinen Vater fertig gemacht,
haben ihn in den Ruin getrieben. Erbarmungslos. Als er keinen Ausweg mehr sah,
hat er sich umgebracht.“
    Der Alte starrte ihn an. „Was,
um Himmels willen, reden Sie? Wir waren Konkurrenten, nichts weiter.
Unternehmer. Geschäftsleute. Ich konnte seine Preise unterbieten. Ich hatte die
besseren Mitarbeiter. Ich schnappte ihm Aufträge weg. So geht’s nun mal zu in
der Marktwirtschaft. Sie wollen doch nicht mich — mich?! — für seinen
Selbstmord verantwortlich machen? Dringen Sie deshalb hier ein? Bedrohen Sie
mich deshalb mit Ihrer Waffe?“
    „Genau deshalb!“
    „Das ist absurd (sinnlos).“
    Dünnler grinste. Er genoss die
Situation. Sollte doch der Alte reden, was er wollte.
    „Für mich sind Sie schuldig,
Mierling. Ich habe sehr an meinem Vater gehangen. So wie Sie an Ihrem Enkel.“
    Mierlings Augen weiteten sich.
Er blickte zur Galerie hoch. Aber der Schein der Leselampe reichte nicht bis
dorthin.
    „Was wollen Sie, Dünnler?“
    „Ich lasse Ihnen die Wahl
zwischen zwei Möglichkeiten. Allerdings — weder die eine noch die andere ist
für Sie ein Hit.“
    „Was, zum Teufel, wollen Sie?“
    „Pst!“ Dünnler zischte. „Nicht
so laut! Sie wecken den Jungen. Also, Mierling, Sie können wählen. Erste
Möglichkeit:
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