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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Erwiderung bestand in
eisigem Schweigen.
    Können wir vergessen, dachte
Tim. Doch fünf Tage nach Schulbeginn lag morgens eine Schachtel mit wertvollem
Parfüm auf Gabys Platz, beigefügt ein Zettel mit dem Text: Dieser himmlische
Duft, Gaby, soll dich erinnern an meine Liebe zu dir.
    Tim krallte sich Rody. Der
leugnete, wusste angeblich von nichts. Gaby warf das Parfüm in die
Restmülltonne, die auf dem Pausenhof steht. Ein Mädchen aus der 12. Klasse
nannte das Veraasen und holte sich den Duftflakon zum eigenen Gebrauch.
    Eine Woche verging. Dann lag
eine Schachtel Konfekt auf Gabys Platz. Text wie gehabt. Tims Reaktion wie
gehabt. Rody leugnete noch heftiger. Und diesmal holte sich das dickste Mädchen
aus der 6 a die Pralinen aus der Mülltonne. Nur knapp kam sie Klößchen damit
zuvor.
    „Es geht gar nicht mehr um
mich“, hatte Gaby zu ihrem Freund gesagt. „Der Schniegelaffe will Unfrieden
stiften. Ist beleidigt über die Abfuhr und jetzt will er dich ärgern.“
    Stimmen auf dem Flur rissen Tim
aus seinen Gedanken. Er sprang auf, sauste zur Tür und dann den Flur hinunter
zur 10b. Roderich Mierling hätte eine Stufe weiter sein müssen — seinem Alter
entsprechend, war aber letztes Jahr kleben geblieben mit drei Fünfen in
Hauptfächern. Er war keineswegs blöd. Doch mit Arroganz und Unverschämtheit
stellte er sich meist selbst ein Bein. Außerdem verließ er sich auf den üppigen
Hintergrund, den sein Opa ihm bot. Am besten aber, das wusste Tim genau,
verstand sich Rody auf Intrigen und üble Nachrede. War er im Klassenzimmer?
    Natürlich nicht. Tim hatte die
Tür aufgestoßen und starrte in den leeren Raum. Doch der TKKG-Häuptling kannte
Rodys Platz. Und dort, auf dem Sitz, lag eine schweinslederne Tasche mit
Zahlenschloss und dem Emblem einer sauteuren Designer-Marke. Zum
Vorstandsvorsitzenden eines globalen Konzerns — vorzugsweise aus der
Pharma-Industrie — hätte die Tasche gepasst. Für Rody war sie natürlich gerade
richtig.
    Tim ließ die Tür offen, lief
zum Ende des Flurs und überholte drei Fahrschüler aus der Stadt — ebenfalls
frühe Vögel. Tim verließ das Hauptgebäude und betrat gleich darauf den Toiletten-Trakt
für Jungs, wo sich Klo-Kabinen aneinander reihen und jetzt, in der Morgenkühle,
ein betäubender Geruch nach Desinfektionsmittel hing.
    Aus der fünften Kabine quoll
Zigarettenrauch. Tim schlich zur Tür und stellte fest an der Riegelstellung des
Schlosses, dass der Benutzer nicht abgesperrt hatte.
    Tim stieß die Tür auf. Sie
prallte gegen Roderich. Der lehnte an der Seitenwand, paffte einen im
Mundwinkel hängenden Zigarillo und schloss soeben den teuren Gürtel seiner
knallgelben Jeans.
    „Heh! Bist du übergeschnappt?“

    Tim gab der Tür einen zweiten
Stoß und Rodys Zigarillo flog in die Klo-Schüssel.
    „Ich habe dich gewarnt.“ Tim
stieß ihm den karatesteifen Zeigefinger gegen die Brust. „Noch eine Belästigung
meiner Freundin und ich mach’ dir die Zähne locker. Jetzt ist es so weit.“
    „Heh!“ Rody schnappte nach
Luft, denn der Fingerstoß hatte seine Atmung blockiert. „Wovon redest du? Ich habe
nichts getan. Das mit Gaby ist doch alter Käse von gestern. Hab’ ja kapiert,
dass sie noch zu naiv ist. Später wird sie sich richtig entscheiden.“
    „Du hast eine Rose auf ihren
Tisch gelegt, dazu deinen schwülstigen Spruch. Und was spätere Zeiten betrifft,
da mach dir mal keine Hoffnung. Wer fliegt denn auf einen Dandy-Fatzke wie
dich?! Das Mädchen müsste oberflächlich sein wie ein Sonnenschutzmittel.“
    „Hah!“ Rody grinste
verächtlich. Er war so groß wie Tim und kräftig, aber eindeutig feige.
    „Die Rose ist von dir. Gib’s
zu!“
    „Nein. Ich weiß von keiner
Rose.“
    „Du jämmerlicher Waschlappen!“
    „Auch wenn du mich beschimpfst
— ich habe keine Rose verschenkt.“
    Tim starrte ihm in die
grüngrauen Augen. Rodys Blick flackerte. Vielleicht weil der Typ log, vielleicht
aber auch, weil Tims drohende Haltung kein Zurückstarren zuließ. „Beim nächsten
Mal erwische ich dich.“
    „Mich wirst du nie erwischen,
weil ich’s nicht bin. Gaby hat viele Verehrer. Irgendeiner hängt sich da rein.“
    „Ich weiß, dass du lügst.“
    „Ich lüge nicht. Nun reg dich
ab, Mann! Ich will noch in Ruhe eine rauchen.“
    „Passt zu dir. Versifft und
feige. Aber wir sind noch nicht miteinander fertig. Gaby fühlt sich belästigt.
Und den Grund dafür werde ich ausräumen. Klar?“
    „Meinetwegen. Hat ja nichts mit
mir zu

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