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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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offenbar nur zum Rauben. Rody tat es ihm nach,
brachte aber darüber hinaus Abwechslung ins Geschehen. Indem er etliche seiner
Opfer mit dem Wort RACHE auf dem Rücken beschriftete. Das sollte Verwirrung
stiften, der Polizei Rätsel aufgeben.
    Leider war nun was schief
gelaufen. Jemand hatte ihn beobachtet. Sein Opa wurde von diesem Politiker
erpresst. Wüsten Zoff hatte es gegeben zwischen den beiden Mierlings. Aber
letztlich hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Nie würde der Alte seinen
Enkel fallen lassen. Im Gegenteil — er deckte dessen Taten, vertuschte und log.
    Dr. Hogerstedt war ein Zufallsopfer.
    Der Bumerang — mittelschwer und
von Rody selbst gebaut — traf ihn am Hinterkopf. Der Hut dämpfte die Wucht.
Dennoch — Hogerstedt stürzte bewusstlos zu Boden.
    Rody rannte über die Straße,
wollte sein Opfer ausplündern und wurde von Pluto, dem steinalten kleinen
Terrier wie von einem Berserker angefallen. Ein tiefer Biss in Rodys Hand.
Geiferndes Gebell. Irgendwo wurde ein Fenster geöffnet. Rody ergriff die Flucht
— und das schmälerte sein Triumphgefühl erheblich. Die Bisswunde schmerzte. Er
rannte heimwärts.
    Wenig später wurde Hogerstedt
gefunden. Notarzt und Polizei kamen rasch.

26. Showdown bei den Mierlings
     
    Tim hatte sein Bike hinter
Büschen versteckt, schwang sich jetzt über den Zaun und landete auf dem
gepflegten Golfrasen im vorderen Teil von Mierlings Anwesen.
    Der Mond hatte sich hinter
fetten Wolken versteckt, eine dunstige Nacht. In Mierlings Villa — parterre,
hinter der Terrasse — brannte Licht. Vielleicht konnte der Alte nicht schlafen,
hing noch vor der Glotze oder spielte Mensch-ärgere-dich-nicht mit seinem
Enkel.
    Ein Wagen rollte heran durch
die Fundsbrötter-Allee. Tim duckte sich, bevor ihn das Scheinwerferlicht
erfassen konnte. Jetzt glitt der Wagen an einer Laterne vorbei und Tim stockte
der Atem.
    Es war der grüne Pick-up.
    Er hielt an einer Hecke, an
absolut dunkler Stelle. Jemand stieg leise aus. Dabei war das Innenlicht
ausgeschaltet. Fenlohs lange dünne Gestalt eilte durch die Dunkelheit. Etwa
zehn Meter von Tim entfernt, kletterte der Friedhofsgärtner über den Zaun. Tim
trug dunkle Klamotten und verschmolz mit einem Busch.
    Ich fasse es nicht, dachte der
TKKG-Häuptling. Was will der bei Mierling? Nächtlicher Besuch bei Zaunig — ja,
das hätte ich begriffen.
    Totenblume roch nach Schweiß
und nach Bier. Er keuchte leise. Vielleicht lag ihm die Bratwurst wie Blei im
Gedärm. Er trug seinen Hut, zog ihn jetzt tiefer auf die Ohren. Dann hastete er
über den Rasen zur Terrasse.
    Das wäre nicht Tims Weg
gewesen, er wollte nach hinten zu den Rosen, doch jetzt schloss er sich an.
    Totenblume hatte die Terrasse
erreicht, spähte, huschte zu der — offenbar nur angelehnten — Tür und äugte
hinein. Tim sah die Waffe in seiner Hand, eine ziemlich große Pistole.
    Hubert Mierling war offenbar
nicht klug geworden durch die Katastrophe der letzten Nacht. Die Tür stand
tatsächlich offen. Vielleicht dachte er auch, dass sich nach dem Gesetz der
Serie der Vorfall unmöglich wiederholen konnte — gleich im Anschluss. Mierling
saß unter seiner Leselampe und las Zeitung, den Krückstock neben sich.
    Fenloh stieß die Tür vollends
auf und trat ein. Der Alte starrte ihn an. Tim kauerte auf der Terrasse hinter
einer Hollywood-Schaukel, konnte alles sehen und verstand jedes Wort.
    „Hallo, Mierling“, sagte
Totenblume — und sah sich um. „Tolle Hütte. Bisschen protzig, aber du hast es
ja. Stör dich nicht an dem Ballermann! Der ist nur für den Fall, dass dein
irrer Enkel wieder durchdreht. Wie letzte Nacht. Als er meinen Freund Jürgen
Dünnler hinterrücks niedergestreckt hat — mit dem Bumerang. Jaja, ich weiß
alles. Du hast zwar ausgesagt, du hättest Jüdü flach gelegt. Aber ich kenne die
Wahrheit. Die ganze Wahrheit, Mierling. Nämlich die, dass dein Schnösel-Enkel
der Bumerang-Täter ist. Oh ja! Ich habe die Beweise. Fotos auf frischer Tat.
Schöne Fotos. Dr. Kleinknecht hat dir ja Kopien geschickt. Damit du’s auch
glaubst. Dann hat er dich erpresst, der Dr. Kleinknecht, der ehrenwerte
Parteivorsitzende. Hast ihm, weil ihr Zoff hattet, die Parteispenden
gestrichen. Dafür musst du jetzt dreifach löhnen. Sonst wird dein Enkel zu zehn
Jahren verknackt. Ihr seid wirklich ein schlimmes Gesindel, ihr Superreichen.“
    Ich glaube, mein Goldfisch
tanzt Samba, dachte Tim. Spinnt Fenloh? Oder wird hier was aufgedeckt?
    Der Alte blieb ruhig.
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