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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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Freitagabend im Juni
beschloss Kevin, niemals im Leben Politiker zu werden. Er wuchs auf in dem
Dunstkreis. Seine erste Lektion über Korruption und Erpressung — sie gefiel ihm
überhaupt nicht.
    Der Boss in der Küche stimmte
wieder sein raues Gelächter an. „Der Kleinknecht wird sich wundern. Mal sehen,
wie er sich fühlt als erpresster Erpresser.“
    Otto, der Kahle, grinste. „Den
nehmen wir aus!“
    Lobi sagte: „Hast du gehört,
Kevin? Jetzt wird’s teuer für deinen Alten. Aber das ist ja ganz in deinem
Sinne?“
    Kevin starrte zu Boden, spürte
jedoch den prüfenden Blick von Walm-Haunstetten.
    Da werde ich was erklären
müssen, später, dachte der Junge. Und er schämte sich einerseits, fühlte sich
schuldig, weil er die Ganoven hierher verwiesen hatte und auf den Safe mit der
Kassette. Aber da war er ja noch in dem Glauben gewesen, sie enthalte die
Giftwolke.
    Es stimmt schon, dachte Kevin,
Lügen ziehen Unheil nach sich. Es kommt nichts Gutes dabei raus.
    „Ja!“, brüllte der Boss aus der
Küche. „Kleinknecht wird bluten. Aber nicht nur er. Auch den alten Mierling
können wir ausquetschen wie ‘ne Zitrone. Der wird tief in die Tasche greifen
müssen, damit sein Enkel ungeschoren bleibt. Die Parteispenden werden sich
daneben ausnehmen wie Trinkgeld. Und den Mierling knöpfe ich mir selbst vor.
Persönlich, meine ich. Auge in Auge. O ja! Dieser alte Sack und sein
Schnösel-Enkel haben meinen Freund fertig gemacht. Dafür gibt’s Rache. Die
werde ich so cool genießen wie...“
    Offenbar fiel ihm kein
Vergleich ein. Aber Otto half.
    „...wie ein kühles Bier“, rief
er und schmatzte.
    Um Rody Mierling, dachte Kevin,
ist es nicht schade. Dieser Widerling! Kaum zu glauben, dass der das alles
gemacht hat — mit dem Bumerang. Na ja, ist ja ein feiger Sport. Also passt es
zu dem Angeber.

21. Sensationelle Entdeckung
     
    Abenddämmerung legte sich über
den Westfriedhof. Das hohe, schmiedeeiserne Eingangstor war verschlossen. Ein
Schild über die Besuchszeiten verkündete, dass hier — zur Sommerzeit — um 19
Uhr Schluss sei. Klößchen knurrte sich was in den Milchbart. Es klang wie
,Logo, die Verstorbenen brauchen ihre Ruhe‘. Gaby zischte ihn aus. Und Tim
überlegte, ob es möglich wäre, die füllige Tanja mit vereinten Kräften über die
immerhin mannshohe Mauer zu hieven. Er entschied sich dagegen. Tanja würde auf
der anderen Seite hinunterplumpsen wie ein Sack Herbstkartoffeln — und würde
den, der sie auffangen sollte, unter sich begraben. Außerdem wäre die Aktion
peinlich gewesen für die nette, junge Frau.
    „Karl!“ Tim blickte über den
leeren Parkplatz. „Kriegst du das Tor auf?“
    „Was für ‘ne Frage?! Mit dem
linken kleinen Finger.“ Staunend sah Tanja zu. Karl benötigte für das pimple
Schloss knappe 38 Sekunden.
    Sie schlossen das Tor hinter
sich. Tanja führte. Der Abendwind strich durch Büsche und über Gräber. Ein
Fuchs, aufgescheucht von den illegalen Besuchern, flitzte davon. Später sah Tim
einen zweiten Fuchs und mindestens drei Dutzend Wildkaninchen.
    Wilde Tiere in der Stadt,
dachte Tim. Sie suchen nach Abfällen. Mancher Besucher macht Brotzeit am Grab
seiner Lieben. Reste vom Picknick landen in der Mülltonne. Ein reich gedeckter
Tisch.
    Tanja verirrte sich, fand dann
doch den richtigen Weg und endlich auch das Grab. Es wurde dunkler. Karl holte
seine Taschenlampe aus dem Rucksack und leuchtete den Grabstein an.
    Hier ruhten Fritz-Theodor und
Pauline Fenloh. Sie hatte ihn um acht Jahre überlebt, was ja in etwa der
Statistik entspricht. Allerdings waren beide weit vor der Zeit verstorben.
    Das Doppelgrab war abgedeckt
mit einer Platte aus schwarzem Marmor, der grau-weiße Äderchen hatte und frisch
poliert wirkte, jedenfalls nur an zwei Stellen Vogelkacke aufwies. Die
Abdeckung war etwa fünf Zentimeter dick und so groß wie eine Tischtennisplatte.
    Tanja schien in Gedanken
versunken. Offenbar erinnerte sie sich an den Tag, als sie mit Fabian hier
gewesen war. Vielleicht hatte er von einem anderen Grab eine Blume geklaut und
ihr geschenkt.
    „Karl, leuchte mal ringsum die
Grabplatte ab.“ Tims Blick folgte dem Lichtstrahl.
    Ein dichter, flacher
Bodendecker — wie Gärtner die entsprechenden Pflanzen nennen — wuchs drum herum:
ein grüner Berberteppich ohne Blüten, schmucklos, aber praktisch.
    An der linken Seite erspähte
Tim, was er suchte: frische, feuchte Erde auf dem Grün. Dazu ein schmaler,
freier Spalt an der Steinkante.
    Tim schob die
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