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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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Kugel gehören Zaunig. Aber von dem Gerät
hat er uns nichts gesagt. Vielleicht hat es was auf sich. Oder es ist ihm voll
peinlich, weil er keinen Waffenschein hat. Doch das lässt sich ja klären.“
    Gaby griff nach dem Seidentuch
und schnupperte daran. „Riecht ölig. Vielleicht war die Pistole darin
eingewickelt. Ist auch wohl mehr eine Frauenwaffe und für Kriegszwecke
ungeeignet. Vielleicht gehörte sie seiner Frau, dieser Julia.“
    „Brillante Idee.“ Tim spielte
Fangen mit der Kugel. „Dann hat auch die hier Bedeutung, diese Pistolenkugel.
Sie ist nicht verformt. Trotzdem sieht sie gebraucht aus. Komisch.“
    „Unten in der Ecke ist noch
was.“ Karl deutete in die Kiste.
    Jetzt entdeckte auch Tim das
schmale Notizbuch. Es war in der gleichen Farbe wie die Innenwände der Kiste,
in einem fahlen Messinggelb, und lehnte hochkant in einer Ecke. Tim nahm es
heraus.
    Die Eintragungen waren teils
mit Bleistift, teils mit Kugelschreiber gemacht. In einer winzigen,
krakelig-eckigen — auf den ersten und zweiten Blick hässlichen — Schrift.
    „Ein Jahreskalender“, sagte
Tim. „Er hat Tagebuch geführt über seine Raubzüge. Mit den Angaben: Datum, Ort,
Opfer, Beute. Wunderbar! Das nenne ich, dem Gericht zuarbeiten. Dein Vater,
Gaby, wird sich freuen.“
    „Setzt voraus, dass wir ihn
verständigen“, erwiderte seine Freundin. „Dafür wird’s höchste Zeit.“

22. Nur die Hälfte
     
    Kommissar Glockner brachte
seinen jungen Kollegen Bienert mit, genannt Wespe. Gaby umarmte ihren Papi, die
Jungs begrüßten den väterlichen Freund. Wespe schmachtete Gaby an, aber nur zum
Spaß. Tim verbat sich die Belästigung seiner Freundin, ebenfalls nur zum Spaß.
Tanja wurde den beiden Kriminalisten vorgestellt und sie schien sich sofort in
Wespe zu verknallen, der heute wieder mal aussah wie eine Mischung aus Punker
und durchgeknalltem Selbstdarsteller. Er verstieß gegen jede
Beamten-Kleiderordnung und begründete das mit seinem häufigen Einsatz in der
Jugendszene. Letzteres kam aber sehr selten vor, denn die Jugendszene — wie
jedermann weiß — ist ja überwiegend großartig.
    TKKG berichteten ausführlich,
wobei Tim die Absicht, unberechtigt in Fenlohs Wohnung einzudringen, unter
vielen Worten vergrub, ebenso das Aufknacken des Friedhofstores. Gabys Vater
fragte nicht nach. Immerhin war das Ermittlungsergebnis, das TKKG vorweisen
konnten, umwerfend.
    Über Sprechfunk ordnete
Glockner sofort an, dass nach Fenloh gefahndet wurde. Kollegen sollten in
seiner Wohnung nachsehen. Etwas später an diesem Abend würde sich
herausstellen, dass Fenloh nicht zu Hause war. Aber man würde ihn in Empfang
nehmen, wenn er kam. Ein neutral aussehender Wagen mit zwei Zivilbeamten parkte
vor der Adresse.
    „Der Typ ahnt ja nichts“, sagte
Glockner. „Ist nur eine Frage von Stunden, bis wir ihn haben.“
    Er hatte das Tagebuch
durchgeblättert, erst flüchtig, dann genauer. „Das ist seltsam. Die
Eintragungen sind unvollständig. Ich habe die Gesamtheit der Überfälle in etwa
im Kopf. Hier ist nur ungefähr die Hälfte aufgelistet.“
    „Nur die Hälfte?“, echote Tim.
    „Euch kann das nicht
auffallen“, nickte Gabys Vater. „Ihr kennt ja die Akte nicht. Aber mir springt
diese Tatsache sofort in die Augen.“
    „Vielleicht geht die andere
Hälfte aufs Konto seiner Freunde“, meinte Tim. „Ich denke auch an diesen
Dünnler, aber vor allem an Lothar Biege und Otto Hassleben, von denen wir durch
Tanja wissen. Für uns ist eiklar, dass sie Kevin entführt haben. Die sind’s.
Vielleicht haben auch sie damals in Australien gelernt, wie man mit dem
Wurfholz umgeht.?
    Den Verdacht, dass es die
Kidnapper seien, hatten TKKG gleich anfangs geäußert; und in diesem Moment kam
auch das Ergebnis der Rückfrage im Präsidium über Sprechfunk durch. Wespe
nahm’s entgegen.
    „Fehlanzeige“, berichtete er.
„Die beiden sind nicht in der Computer-Kartei. Offenbar keine Vorstrafen. Biege
und Hassleben stehen nicht im Telefonbuch. Der Kollege van Schramme hat auch
das Einwohnermeldeamt angezapft. Ohne Ergebnis. Offiziell gibt’s die beiden
nicht in unserer Stadt.“
    „Leben also im Untergrund.“
Klößchen nickte düster.
    „Dazu weiß ich was.“ Tanja hob
einen Finger wie ein Schulmädchen. „Fabian hat sich mal ganz abfällig geäußert.
Er zieht immer über andere her, auch über seine Freunde. Von Biege und
Hassleben sagte er, sie wären sich nicht zu schade, bei zwei Schlampen zu
wohnen wie... äh... wie illegale
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