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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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die Schultern. „Tut uns
Leid. Wir sind ganz gestresst. Aber es war ein heißer Fall. Sie werden es in
der Zeitung lesen. Unsereins macht da mit bis an die Grenze zur Überforderung.
Schließlich sind wir ja in erster Linie Schüler.“
    „Ich hoffe, ihr erinnert euch
gelegentlich daran. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht, Herr Dr.
Schmalgante.“
    Sie gingen ins Adlernest, ihre
Bude, schlossen hinter sich die Tür und machten Licht.
    „Puh!“, meinte Klößchen. „Wie
ein Stein falle ich jetzt ins Bett.“
    „Dann schlaf gut. Ich hau’
nochmal ab.“
    „Was? Wie bitte?“
    „Schmalgante ratzt jetzt wie
ein betrunkener Siebenschläfer und ist keine Gefahr mehr. Ich hole die
Strickleiter vom Speicher und turne beim Flurfenster runter — wie immer.“
    „Weshalb? Wohin? Wozu?“
    „Erinnere dich! Weshalb sind
wir mittags zu dem alten Mierling gefahren? Ich wollte feststellen, ob die Rose
Liebeswahn, mit der Schnösel Rody meine Gaby belästigt, aus Mierlings
Rosen-Galerie stammt. Mit frischer Schnittstelle und so. Vorhin — vor einer
Ewigkeit, die neun Stunden alt ist, hat’s nicht geklappt. Aber nun! Ich nehme
die kleine Taschenlampe mit.“
    „Du spinnst total. Du willst in
Mierlings Gewächshaus einbrechen.“
    „Quark! Ich verirre mich nur in
seinen Garten, in den hinteren Teil. Ich bin rosensüchtig und folge dem Duft —
muss ihm folgen, ob ich will oder nicht.“
    „Muss ich da mitkommen?“,
fragte Klößchen kläglich. „Um Himmels willen — nein! So wie du aussiehst,
schläfst du unterwegs ein. Außerdem geht’s um meine Freundin. Aber
vielleicht“, Tim grinste bis zu den Ohren, „klaue ich ein paar Rosen für Gaby.“
    Es sollte anders kommen, ganz
anders.

25. Kleiner Hund ganz groß
     
    Dr. Alexander Hogerstedt hatte
vorige Woche seinen 84. Geburtstag gefeiert, in aller Stille, und wieder mal
ausgerechnet, dass Pluto, sein kleiner weißbrauner Jack-Russell-Terrier
ungefähr genau so alt war, nämlich knapp 15 Hundejahre. Hogerstedt war
Tierarzt, praktizierte allerdings nicht mehr, und wusste, wie man das rechnet.
    „Bei Hunden“, pflegte er zu
sagen, „zählt das erste Jahr wie 15 Menschenjahre, das zweite wie sechs, alle
weiteren fünf. So ungefähr. Sie werden also schneller erwachsen. Und je kleiner
ein Hund ist, umso höher seine Lebensaussicht. Bernhardiner und Neufundländer
haben da schlechte Karten.“
    Spät an jedem Abend, meist erst
gegen Mitternacht, drehten die beiden ihre Gute-Nacht-Runde. Sie wohnten in
einem der äußeren Viertel und hatten die Wahl: Entweder westwärts in Richtung
Fundsbrötter-Allee, wo es still war, ländlich und grün. Oder durch die jetzt
leeren Straßen der City — mit der etwas schlechteren Luft, aber erleuchteten
Schaufenstern und tausenderlei zum Gucken. Heute entschieden sie sich für die
City.
    Die Nacht war lau. Doch
Hogerstedt fröstelte leicht. In seinen alten Knochen brenne kein Feuer mehr,
witzelte er gern, sondern riesele nur noch der Kalk. Der Dr. med. vet. zog also
seinen braunen Ledermantel an, stellte den Kragen hoch, setzte den Hut auf und
griff zum Spazierstock. Pluto lief frei, gehorchte aufs Wort, brauchte nie eine
Leine.
    Gegen Mitternacht überquerten
beide den Fußgängerüberweg zwischen dem Hotel Aumeier, einem Eckhaus und
ansonsten untere Kategorie, und dem Café Niemandsland, das aber nur bis 19 Uhr
geöffnet hat. Die Straßen waren leer, weit und breit kein Passant und kein
Auto.
    Nur Rody Mierling, der
16-jährige Schnösel und Bumerang-Täter, lauerte hinter der Ecke.
    Er hatte einen unguten Tag
hinter sich, war wütend auf seinen Opa und auf sich selbst. Er hasste Tim und
zugleich fürchtete er ihn. Deshalb keine offene Auseinandersetzung, sondern
tückische Nadelstiche mit den Geschenken für Gaby, zuletzt mit der Rose
Liebeswahn. Rodys Wut war ein ständiges Problem. Sie steigerte sich. Sie geriet
außer Kontrolle. Er hatte dann nichts mehr im Griff. Jedes Mal ein Ausbruch,
ein Anfall von Gewalt.
    Früher hatte er mit dem
Luftgewehr auf Spatzen und Katzen geschossen. Dann, vor Monaten, las er in der
Zeitung von dem Bumerang-Räuber und sofort war ihm klar, dass sich da eine viel
geeignetere Spielwiese bot, um Dampf abzulassen. Bumerang werfen — das hatte er
schon seit Jahren geübt. Er war meisterlich. Auch mit dem Kailie. Also hängte
er sich hinein in die Untaten und wurde zum Trittbrettfahrer, zum Nachahmer,
zum Zweit-Täter.
    Herrlich fand er das.
    Der andere, über den er nichts
wusste, benutzte sein Gerät
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