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Raubzug mit dem Bumerang

Raubzug mit dem Bumerang

Titel: Raubzug mit dem Bumerang
Autoren: Stefan Wolf
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später.“
Bachsleitner legte auf.
    Zaunigs Hand zitterte. Kaum
dass er den Hörer auf der Gabel deponieren konnte.
    Hört sich ja übel an, dachte
Tim. 80 000 auf die Schnelle und um jeden Preis — dafür gibt’s nur eine
Erklärung.
    Mit seiner freundlichsten
Stimme sagte Glockner: „Lassen Sie mich raten, Herr Zaunig. Sie werden
erpresst.“ Stille. Tim beobachtete den alten Mann. Eigentlich hätte Zaunig gar
nicht antworten müssen. Mimik und Körpersprache sagten genug. Ronald Zaunig
zitterte mit allen Fasern seiner Seele. Er hatte Schlimmes heute durchgemacht.
Seinen Widerstand gegen was-auch-immer hätte ein Windhauch wegblasen können.
Und gegen den smarten Erfolgs-Kommissar Emil Glockner wäre jede Auflehnung
sinnlos gewesen.
    Zaunig nickte. „Dieser...
Räuber. Er will noch 80 000.“
    „Womit setzt er Sie unter
Druck? Mit der Pistole?“
    „Sie... wissen…“
    „Wir haben sie. Auch das
Projektil. Die 20 000 und Ihre Uhr sowieso. TKKG haben den Täter entlarvt und
sein Beuteversteck entdeckt. Festnehmen konnten wir ihn allerdings noch nicht.
Aber damit ist stündlich zu rechnen. Also, Herr Zaunig, wir vermuten, dass an
der Waffe eine Geschichte hängt. Bitte, erzählen Sie!“
    Zaunig nickte, hatte aber erst
noch eine Frage. „Wer ist es?“
    „Ein Friedhofsgärtner. Fabian
Fenloh. Er hat noch mehr auf dem Kerbholz.“
    „Den Mann kenne ich nicht.
Woher... ah, ja... Vermutlich hat er gelauscht, als ich... als Julias Grab
aufgelassen wurde. Heute Vormittag. Ich war da wegen...“
    Er begann zu erzählen. Die
unschöne Geschichte von vor 30 Jahren kam ans Licht. Seine über alles geliebte
Frau, die leider nicht treu war. Der Weiberheld Burghart Brendl, der die
Geliebte abhalftern wollte, als er ihrer überdrüssig wurde. Julias dramatisches
Ausrasten. Der Mord. Julias Selbstmord, getarnt als Unfall. Die gelungene
Vertuschung - weil Brendls Leiche erst nach Monaten aufgefunden wurde und etwas
anderes als ein Jagdunfall gar nicht in Betracht kam.
    „Nur ich wusste es besser.“
Zaunig hatte mit bebender Stimme erzählt. „Aber ich habe Julia verziehen. Die
Erinnerung an Sie ist der einzige Inhalt meines Lebens. Deshalb sollte kein
Makel auf die Erinnerung fallen. Um jeden Preis wollte ich das verhindern. Es
war Dummheit von mir, dass ich heute zum Friedhof gegangen bin. Aber ich hatte
das zwanghafte Gefühl, ich müsste das Projektil beiseite schaffen. Den einzigen
Beweis, von dem ich nicht mal mit Sicherheit wusste, ob es ihn überhaupt gab —
ob die Kugel in der Leiche steckte. Allerdings sprach vieles dafür. Dem
Totengräber habe ich das Märchen vom angeblichen Wilddieb erzählt und von
Brendls Zigarettenetui, das ihn rettete, nämlich die Kugel abfing. Dieser
Fenloh hat das wahrscheinlich gehört und sich das Richtige gedacht. Oder er
dachte einfach nur, dass ich ein leichtes Opfer bin.“
    Glockner nickte.
    Tim dachte: Mann, o Mann!
Sentimentale Romantik mag ja ganz nett sein. Aber ab einem gewissen Maß ist sie
behandlungsbedürftig. Zaunig verpasst seiner verstorbenen Frau einen Heiligenschein.
Und was war sie wirklich? Ehebrecherin, Affekt-Mörderin, Selbstmörderin. Das
reicht locker für die heiße Abteilung im Jenseits.
    Tim beobachtete seine Freunde.
Klößchen war eindeutig der gleichen Meinung und musterte Zaunig, als hätte er
einen Geisteskranken vor sich. Auch Karl missfiel diese verkitschte
Erinnerungspflege. Er blickte verständnislos durch seine Nickelbrille. Ganz
anders Gaby. Mitgefühl leuchtete aus ihren Blauaugen — Mitgefühl und
Verständnis für eine zeitlose Liebe, die sich über alles hinwegsetzt — auch
über Demütigung und schweres Verbrechen. Gaby hatte schon dreimal gegen ihren
Pony gepustet. Tim wusste, sie würde noch lange nachdenken über den Oldie und
seine Julia.
    Glockner fragte noch dies und
das. Dann war das Gespräch beendet. Sie ließen Zaunig allein.

24. Und schon wieder los
     
    Im Präsidium gab’s keine
Neuigkeit. Keine Spur von Fenloh. Keine Spur von Kevin.
    Jetzt trennten sich die Wege.
Gaby würde mit ihrem Papi nach Hause fahren. Mit einem Bussi verabschiedete
sich Tim für den Rest der Nacht von seiner Freundin.
    Karl radelte heim. Glockner
hatte in der Internatsschule angerufen und den EvD beruhigt. Um 23.14 Uhr
trafen Tim und Klößchen dort ein. Sie stellten ihre Bikes in den
Fahrradschuppen.
    Der EvD empfing die beiden mit
grimmiger Miene.
    „Schön, dass ihr schon da seid.
Dann kann ich ja auch ins Bett gehen, endlich.“
    Tim hob
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