Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
der flachen Klinge abgewehrt werden. Hinter dem Tresen hatten sich die Liebesdienerinnen verbarrikadiert und schleuderten Krüge in das Getümmel. Messer blitzten im Kerzenschein auf. In ohnmächtigem Zorn bebte Mythors Faust. Der Meuchelmörder konnte einer der Tobenden sein. Er konnte noch blitzschnell entwischt sein und die Keilerei angezettelt haben.
    Nein! dachte Mythor. Dazu hatte er keine Zeit. Ich sah ihn, und dann…
    Ich bin auf seinen Trick hereingefallen!
    Mythor wirbelte herum und rannte zurück in den Gang. Fast prallte er mit Boozam zusammen, der sich vor Raserei nicht mehr kannte. Mythor wich aus, als der Drachenwolf vorbeistürmte, mitten ins Kampfgetümmel hinein.
    »Wartet!« rief der Gorganer Sadagar, Tertish und Gerrek zu, die Boozam folgen wollten. »Der Bogenschütze kann nicht durch den Schankraum entkommen sein. Er riß nur die Tür auf und ließ mich das glauben. Laßt Boozam. Er muß allein zur Besinnung kommen. Wir suchen die Wände nach einer versteckten Tür ab.«
    Gerrek fand sie viel schneller als erwartet. Offenbar enttäuscht darüber, daß er sich nicht wieder am Rauschqualm der Kaschemme laben durfte, versetzte er trotzig der Wand einen Tritt.
    Sie flog auf. Ein dunkles Viereck bildete sich, gerade groß genug, um einen ausgewachsenen Mann hindurchschlüpfen zu lassen. Mythor war schon im Dunkel, als Sadagar mit der Kerze aus dem Hinterzimmer nachkam. In deren Schein sah er die gemauerten Wände des Geheimgangs, die niedrige Decke, den Schmutz auf dem Boden. Ratten und anderes Kleingetier huschten davon. Würmer zogen sich vor dem Licht hinter die Knochen eines menschlichen Skelettes zurück.
    Mythor lief gebückt weiter. Der Gang besaß keine Abzweigung. Er war gerade gehauen, vermutlich in den Fels der Uferlandscholle, und endete nach hundert Schritten in einem uralten Verlies. Mythor schauderte, als er die Gebeine in den Ecken sah.
    Gerrek kam herein. Auch er konnte sich endlich aufrichten, hustete in der stickigen Luft und blies eine Flamme gegen die Decke. Spinnweben gerieten in Brand. Zwischen ihnen wurde eine Holzplatte sichtbar, die an der einen Seite mit Angeln befestigt war, an der anderen mit nur einem Haken gehalten wurde. Er bewegte sich noch leicht, offenbar vorn über der Platte durch einen Spalt hindurch von geschickten Fingern wieder eingehängt.
    Mythor schlug ihn mit einem gezielten Streich ab. Die Platte klappte nach unten. Über ihr lag ein Schacht mit verrosteten Steiggriffen.
    »Ich bin der kleinste von uns«, sagte Sadagar. »Hebt mich hoch!«
    Und er als erster kletterte in den Schacht, prüfte jedes Eisen und winkte den anderen erst, als er schon drei Körperlängen hoch über ihnen war.
    »Ich folge ihm!« sagte Mythor schnell. »Gerrek ist sowieso zu dick. Tertish, geh mit ihm in den Schankraum und sucht Boozam.«
    Als sie zögerte, half der Mandaler nach. Der Rauschkräuterrauch verlieh ihm eine unglaubliche Überzeugungskraft. Fluchend taumelte die Amazone vor ihm in den Gang zurück, immer wieder von hinten gestoßen.
    Mythor steckte Alton in die Scheide zurück und war mit einem mächtigen Sprung im Schacht. Sadagar wartete, bis er zu ihm aufgeschlossen hatte. Als Mythor schon fürchtete, der Kamin würde überhaupt kein Ende mehr nehmen, fiel Licht ein.
    Kurz darauf standen die beiden Freunde in einer der engen Gassen von Visavy. Sadagar wischte sich den Staub und den Schmutz aus der flachen Höhle ab, durch die sie ans Freie gekommen waren. Mythor preßte die Lippen zusammen und fluchte innerlich.
    Sie hatten viel zuviel Zeit verloren. Der Meuchelmörder konnte schon lägst eine andere Ebene erreicht haben. Es war sinnlos, weiter nach ihm zu suchen.
    »Komm!« forderte der Gorganer Sadagar auf. »Wir müssen über der Einkehr sein. Helfen wir wenigstens den anderen.«
    Die Gasse endete an einem steilen Abhang. Etwa fünfzig Fuß unterhalb breitete sich die Felsebene mit den Hütten und Häusern um Bumbars Einkehr herum aus. Mythor fand eine Treppe und lief sie hinunter.
    Dann aber sah es nicht mehr so aus, als brauchten die Gefährten Hilfe. Durch den Eingang und die wenigen Fenster flogen Betrunkene und Rauflustige aus der Kaschemme. Einmal folgte ihnen eine Flammenlohe. Mythor hatte die Tür gerade erreicht, als Gerrek und Tertish heraustraten, gefolgt von einem arg mitgenommenen Boozam, der eine Liebesdienerin mit sich zog.
    Was es zu sagen gab, war rasch erklärt. Boozams Echsengesicht war wie versteinert, als er vom Mißerfolg der Suche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher