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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe
Autoren: Norah Wilde
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wohlverdiente Mittagspause antreten.

Kapitel 3 – Le Patron
    Julia ließ sich einfach treiben, nachdem sie sich am Kiosk um die Ecke ihren obligatorischen Kaffee to-go besorgt hatte. Sie schlenderte über den Neumarkt, achtete sorgsam darauf, dass ihre Designerschuhe nicht dreckig wurden und beobachtete, wie fleißige Arbeiter gerade Teile des Weihnachtsmarktes errichteten.
    Sie war fasziniert von dem scheinbar reibungslosen Ablauf und bewunderte die tapferen Männer, die ihre Zeit damit verbrachten, ein buntes, lautes und überteuertes Labyrinth für Kinder und ihre Eltern zu bauen. Ein Labyrinth, in dessen Genuss die Arbeiter selbst vermutlich nie kamen, da sie zu wenig verdienten, um sich einen Glühwein oder gebrannte Mandeln für fünf bis zehn Euro leisten zu können.
    Julia dachte an ihre Zeit in Berlin zurück und an das simple Leben, das sie damals gelebt hatte. Eigentlich erinnerte sie sich gerne an die Zeit dort, aber sie redete sich ein, dass allein der Gedanke an ihre sogenannten wilden Jahre sie vom Kurs abbringen würden. Julia wollte hoch hinaus und die FemediaX GmbH sollte für sie bloß das Sprungbrett sein.
    Als sie ihren Blick endlich von den sägenden, schraubenden und schwitzenden Männern abwandte und weiterging, trat sie in eine der zahlreichen Pfützen, die der kleine Monsun am Vorabend in der Innenstadt hinterlassen hatte. Einer ihrer Schuhe wurde nass und sie dankte so ziemlich allen ihr bekannten Göttern, dass sie die Variante mit hohem Absatz gewählt hatte, weil dadurch der Schaden begrenzt wurde. Das Wasser perlte weitestgehend von allein ab, der Rest war kaum sichtbar, wie Julia erleichtert feststellte.
    Ein fades Gefühl blieb: früher hätte sie sich erstens niemals solche Schuhe gekauft und sich zweitens niemals darüber aufgeregt, wenn ihre Schuhe schmutzig geworden wären.
    Julia wischte den Gedanken beiseite und passierte den Neumarkt, um in die geschäftige Fußgängerzone einzubiegen. Sie suchte Zerstreuung. Der Tag hatte bescheiden begonnen und er sollte wenigstens positiv enden.
    Als sie kurz davor war, von den Menschenmassen in der Fußgängerzone verschluckt zu werden, klingelte ihr Handy. Zuerst nahm sie das Klingeln nicht wirklich wahr, denn sie dachte, sie hätte es zusammen mit ihrer Aktentasche zu Hause vergessen, aber als das Klingeln lauter wurde, griff sie doch in ihre Manteltasche.
    „Ja?“, sagte sie, leicht genervt, da sie in ihrer Mittagspause ungern gestört wurde.
    „Peer ist aufgewacht. Er hat wie üblich so getan, als hätte er bloß nachgedacht“, Deniz lachte. „Wo bist du?“, setzte er hinzu. Julia nippte an ihrem Kaffee, bevor sie mit strenger Stimme antwortete. „Ich stehe am Neumarkt und versuche, meine Mittagspause zu genießen.“ „Oh, sorry. Ich wollte dir nur sagen, dass Peer gesagt hat, dass, äh, Katarina angerufen hat. Sie meinte, dass der Deal quasi schon perfekt wäre.“
    Julia strahlte innerlich. Obwohl sie so ziemlich alles vergeigt hatte, was nur möglich war, hatte sie doch einen positiven Eindruck hinterlassen. „Klasse! Dann nehme ich mir den Rest des Tages frei und arbeite von zu Hause aus weiter.“, meinte sie gut gelaunt. „Genau das hat die Fledermaus auch gesagt, als sie Augen reibend bei mir rein geschneit ist. Und warum du dein Handy nicht eingeschaltet hast, soll ich dich fragen.“ „Du weißt doch, wie anhänglich Peer sein kann. Ich hab' mir vor einiger Zeit ein zweites Handy besorgt. Eins fürs Private.“, sagte Julia verschmitzt. „Ach so, dann halt' ich am besten die Klappe und sage einfach, dass ich die Nachricht übermittelt habe. Übrigens: hat der Typ noch nie etwas von E-Mails gehört?“, fragte Deniz.
    „Peer und E-Mails? Das passt einfach nicht zusammen. Hör mal, Deniz, ich mach' mich jetzt auf den Weg. Wir sehen uns morgen, dann können wir hoffentlich schon mit der Kampagne loslegen.“ Julia hatte in ihrem Eifer bereits aufgelegt, als Deniz hinzufügen wollte, dass er sich bereits Gedanken gemacht hätte.
    Er legte den Hörer auf und widmete sich wieder seinem privaten Facebook-Projekt.
    Als Julia zu Hause ankam, setzte sie sofort den nächsten Kaffee auf und machte es sich mit der heißen Kanne und ihrer Lieblingstasse auf dem Sofa bequem. Sie wollte beim Essen einen besseren Eindruck als am Morgen hinterlassen und arbeitete daher ihre Strategie nochmal durch.
    Als sie ihre Powerpoint-Präsentation und die dazugehörigen Tabellen gesichtet und für gut befunden hatte, lehnte sie sich auf dem
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