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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Autoren: Michaela B. Wahl
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Pragaz’ nächsten Worten lauschte:
    »… nur leider habe ich diese Stelle bereits mit jemand anderem besetzt. Chaske de Andiel, falls du ihn kennen solltest.«
    Ich riss meinen Kopf hoch und starrte in das durchtrieben feixende Grinsen meines Fürsten. Seine Augen leuchteten boshaft, seine Finger trommelten auf der Lehne herum.
    Das Fieber verwandelte sich schlagartig in eine lodernde Wut. Chaske. Egal, was ich tat, wohin ich ging, immer und überall war da mein Bruder.
    Das Zischen, das meinem Mund entwich, war unkontrolliert und ein Fehler. Ich wusste es im selben Moment, in dem ich es ausstieß. Pragaz lachte trocken.
    »Hast du ernsthaft geglaubt, dass du tatsächlich bereits ein Blutsdämon sein könntest? Rashen, du bist zu gutmütig. Keine Frage, nach außen bist du der perfekte Anwärter, und ich hätte dich deinem Bruder vorgezogen. Aber deine Gedanken sind nicht bösartig genug, kein Zynismus, kein Sarkasmus, keine Wut. Du brauchst noch etwas Zeit. Treib es lieber noch ein bisschen mit den Hausfrauen dieser Welt.«
    Die Worte des Fürsten prasselten auf mich ein, doch sie erreichten nicht mein Innerstes. Er hatte mich herbestellt, um mich zu demütigen. Um mir meine Grenzen aufzuzeigen. Ich hasste ihn in diesem Augenblick genauso abgrundtief wie meinen Bruder. Seine Worte waren wie Peitschenhiebe auf meiner Haut.
    »Warum ausgerechnet ihn?«, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen.
    Ein Schmunzeln stahl sich auf die Züge des Fürsten. »Weil er ein sadistisches Arschloch ist, durch und durch. Dich zerfrisst nur der Neid. Geh jetzt.«
    Pragaz machte eine wegwerfende Handbewegung, ein kurzer, erniedrigender Wink.
    »Ich … «
    »Geh, Rashen! In hundert Jahren sehen wir uns wieder.«
    Ich wusste, dass ich nichts mehr sagen konnte. Pragaz lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere, während er mich verächtlich betrachtete. Aufgebracht ballte ich meine Hände zu Fäusten, drehte mich auf dem Absatz um und stürmte, ohne ein Wort zu sagen, aus dem Thronsaal. Einige weibliche Dämonen kicherten, als ich an ihnen vorbeirannte, während sie im Wartezimmer auf ihren Auftritt vor dem Fürsten warteten, die männlichen unter ihnen grinsten. Hatten sie es gewusst?
    Die Worte des Fürsten kreisten in meinem Kopf wie hungrige Geier.
    Zu gutmütig. ICH! Zu gutmütig!
    Schwärze griff nach meiner herzlosen Seele. Ich konnte sie fühlen, fühlen, wie sie sich mir annäherte, mich umschmeichelte. Ich war so weit. So weit, ein wahrer Dämon zu werden.
    Und es gab nur einen einzigen Weg: Ich musste mich beweisen. Ich musste jemanden verletzen. Jemanden, der sich eigentlich nicht verletzen ließ. Eigentlich.
    Wutentbrannt erreichte ich den Erdenaufzug, der mich in die Welt der Menschen beförderte. Schnaufend drückte ich auf den Knopf im Lift, der mich nach London brachte, zwängte mich zwischen all die gutaussehenden, wie abartigen Kreaturen und starrte meine Augen im Spiegelbild an. Schweiß hatte sich auf meiner Stirn gebildet, Wut loderte zwischen all der Dunkelheit.
    Gutmütig! Chaske. Er brachte mich um meinen Ruhm. Um meine Karriere. Meine Zukunft. Ich brauchte einen Plan. Einen Plan, der mich an seine Stelle katapultieren, mich zu einem endgültigen Geschöpf der Nacht machen würde. Einen Plan, der alles übertraf, der Chaske für immer lähmen und mich zu seinem Nachfolger machen würde.
    Mein Spiegelbild lächelte. Die Wut loderte weiter in meinen Augen. Züngelte Flammen, die sich emporschwangen, die Blicke der weiblichen Dämonen lagen wohlwollend auf mir.
    Ich würde gewinnen. Einen Sieg davontragen. Den Platz von Chaske einnehmen. Aber dafür brauchte ich Zeit und Geduld. Und oh ja, die hatte ich.
    Die Türen des Aufzugs schwangen auf. Einer nach dem anderen quetschte sich an mir vorbei. Paris, Frankfurt, Berlin, Amsterdam.
    Dann war ich allein, allein auf dem Weg nach London.

Kapitel 3

    Ich fühle mich nur bei einer Frau wie zu Hause:
    Madame Pompadour.

    C laires Schmollmund verzieht sich zu einem breiten Lächeln, als sie meinen erstarrten Gesichtsausdruck bemerkt. »Habe ich dich etwa schockiert?« Doch ebenso schnell, wie es gekommen ist, verflüchtigt sich ihr Lächeln.
    Sie greift erneut nach meinem Arm und führt mich zu einem Haus mit einer – oh Wunder – grünen Tür. Ein Bordell. Naughty Night 66 leuchtet in großen Lettern über dem Eingang.
    Ich bin noch immer perplex. Es scheint nahezu unmöglich, dass dieses kleine Ding tatsächlich die Volljährigkeit erlangt hat und
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