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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Autoren: Michaela B. Wahl
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hebt ihre fein gezupften Brauen und meint trocken, auf meinen gestählten Körper deutend: »Die glauben sonst noch, dass mein Klientel gehobener geworden ist.«
    Ich starre sie an. »Wie alt bist du?«, frage ich, obwohl mir eine andere Frage auf der Zunge brennt.
    »Zwölf«, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Ich schaue sie vielsagend an.
    Claire seufzt. »Also gut, einundzwanzig.«
    »Du bist einundzwanzig Jahre alt?«, wiederhole ich perplex.
    »Wäre dir zwölf etwa lieber?« Sie runzelt die Stirn.
    »Nein, das nicht, aber …«
    Sie stößt ihren winzigen Zeigefinger in meine Brust. »Wehe, du verrätst es jemandem. Oh man, ich kann nicht glauben, dass ich dir das gesagt habe. Ich verdiene nur was, wenn die glauben, dass ich minderjährig bin.«
    Nun bin ich wirklich absolut sprachlos.

Zwischenspiel I

Rashen.

    R ash!«
    Die Aussprache dieses einen Wortes hatte zweierlei Bedeutung: Zum einen war es die Abkürzung meines Namens, zum anderen konnte es bei der bestimmten Betonung auch als Rasch! verstanden werden, eine Aufforderung an meine Wenigkeit, mich zu beeilen. Ich kam beidem nach: dem Ruf nach mir und der Eile, die hinter dem herrischen Klang steckte.
    Ich schritt also den langen, schwarz gekachelten Gang entlang, vorbei an den schwarzen Vorhängen und Wänden, den silbernen, meterhohen Kerzenständern. Es war der große Audienzsaal der europäischen Zwischenwelt. Mitten in der pompösen Villa meines Fürsten. Der Geruch nach Tod und Asche erfüllte die Luft, umgab alles und jeden wie ein Kokon.
    »Mein Fürst?«
    Meine Stimme hatte den Ton eines schleimigen, kriechenden Schwanzlutschers. Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt. Aber hier gab es nur das eine. Friss oder stirb. Mit meiner Arbeit als der Lustsklave von Hausfrauen war ich mittlerweile gänzlich unzufrieden. Ich blieb in andächtigem Abstand vor dem schwarzen Ledersessel stehen, verbeugte mich tief und beobachtete mein eigenes Ich in der Spiegelfront an der Wand. Kurz geschorene, borstige Haare, ein kantiges Gesicht, das endlich an Männlichkeit dazugewann, ein zynisches, trockenes Lächeln, das ich ständig auf den Lippen trug, und die intensiven, schwarzen Augen, die meist rotglühend waren und meine Existenz als Dämon demonstrierten. Es gab Dämonen, die ihr Aussehen wechselten, wobei die Eingewöhnungsphase in einen neuen Körper meist Wochen dauerte, um so in der Menschenwelt nicht ihre wahre Gestalt zu präsentieren, und es gab die andere Sorte von Dämonen, die im Verborgenen arbeiteten. Für das menschliche Auge unsichtbar. Ich war jung. Und talentiert. Beliebt bei den weiblichen Dämonen. Ich war böse, durchtrieben und falsch. Ich war der aufsteigende Stern am Dämonenhimmel. Dennoch stand ich immer im Schatten. Im Schatten meines Bruders. Aber das würde sich ändern.
    »Was kann ich tun, mein Fürst?«
    Ich richtete mich auf und verschränkte meine großen Hände hinter dem Rücken. Pragaz war in seiner gesamten dämonischen Ausstrahlung unantastbar. Die Dunkelheit, die er mit jedem Atemzug verströmte, war lähmend und gleichzeitig so verführerisch, dass es einem schwerfiel, sich ihm in irgendeiner Weise zu entziehen. Er war der Fürst. Einer der sieben gefallenen Engel.
    Seine dunklen Augen fixierten mich, ich genoss das Kribbeln, das mich durchströmte. Er rieb sich über den Bart und schnalzte wohlwollend mit der Zunge, ehe er mit seiner unmenschlich tiefen Stimme zu sprechen begann:
    »Ich habe dich rufen lassen, weil ich sehr viel Böses von dir höre, Rashen.«
    Ein zufriedenes Lächeln glitt über meine Züge.
    »Danke, mein Fürst.«
    Er hob eine seiner gigantischen Augenbrauen.
    »Du bist selbstbewusst und klug«, fuhr er ungerührt fort. »Perfekte Eigenschaften, um dich in andere Bereiche zu versetzen …«
    Ich schwieg. Andere Bereiche, das bedeutete, dass er mich zu einem Blutsdämon machen wollte. Einem Dämon, der Menschen in ihre tiefen Abgründe führte, sie anfällig machte für Mord, Gier, Hass. Ihnen zeigte, welche Macht sie besaßen, wenn sie sich mit dem Bösen einließen. Oder einem Seelendämon. Der absolute Höhepunkt einer jeden Karriere!
    »… und wie der Zufall es will, ist erst vor zwei Tagen eine Stelle frei geworden …«
    »Ich fühle mich geehrt, mein Fürst.«
    Meine tiefe Verbeugung verstärkte das innere Fieber, das sich in mir ausbreitete. Es war so weit. Ich war angekommen. Ich war einer der Großen. Rashen, der Blutsdämon , dachte ich, als ich auf den Boden starrte und
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