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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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in Mannheim in Verbindung setzen. Du weißt ja, ich arbeite in Rheinland-Pfalz. Das ist rechtlich so weit entfernt, als würde ich in Japan meine Brötchen verdienen.«
    »Ich weiß doch«, antwortete Ferdi. »Der Föderalismus ist in vielen Dingen alles andere als förderlich. Du sollst auch keine offiziellen Ermittlungen aufnehmen. Ich möchte erstmal deinen Rat. Wenn ich zur Kripo renne und die Sache stellt sich als harmlos raus, bin ich meinen Job los. Und was soll dann aus mir werden? Mit meinem Lebenslauf kann ich nicht mal auf Lehrer umschulen.«
    »Heutzutage wird als Lehrer jeder genommen, in ein paar Jahren gibt’s wahrscheinlich mehr Quereinsteiger als pädagogisch geschultes Personal.«
    »Ich will aber kein Lehrer werden.«
    »Sollst du auch nicht, sonst würde ich nächstes Jahr im Lehrerzimmer sitzen, wenn ich dich besuchen komme. Und dort wird es bestimmt kein Räuberbier geben.«
    »Auf jeden Fall wird es in den Pausen nicht offen herumstehen«, meinte Ferdi. »Aber wir schweifen ab. Soll ich dir von meinem Verdacht erzählen?«
    Ich fläzte mich gemütlich in den Stuhl und nickte.
    »Du weißt, aus welchen Rohstoffen Bier hergestellt wird?«
    Das war eindeutig eine rhetorische Frage. Als Biertrinker waren mir die grundlegenden Dinge des Bierbrauens vertraut. Das war nicht immer so. Als junger Erwachsener brütete ich eine Zeit lang über den Inhaltsstoff Malz. Dass für das Brauen Getreide wie Gerste oder Weizen benötigt wurde, war mir damals zwar klar, doch mit Malz konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Erst später erfuhr ich, dass mit Malz gekeimtes und getrocknetes Getreide bezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang musste ich immer dran denken, wie ich als Kindergartenkind eines Tages todernst zu der gerade im Garten beschäftigten Nachbarin meinte: ›Pflanzt du mir auch einen Puddingbaum? Aber einen braunen, den esse ich lieber.‹
    Mein Freund berichtete weiter. »Irgendetwas läuft in der letzten Zeit schief. Mehrmals mussten ganze Bierchargen kurz vor der Auslieferung gestoppt werden, weil sie angeblich nicht verkehrsfähig waren.«
    »Wer hat den Auslieferungsstopp veranlasst? Hast du denjenigen schon gefragt?«
    Ferdinand nahm einen weiteren Schluck Bier. »Das ist ja der Wahnsinn, niemand will für dieses Desaster verantwortlich sein. Das Labor spielt alles runter und meint, es könnte durch verunreinigte Leitungen passiert sein. Der Braumeister dagegen schiebt es auf das Labor. Alles in seinem Einflussgebiet wäre tipptopp in Ordnung. Er sagte, dass die im Labor genauer arbeiten sollen.«
    »Um welche Größenordnungen geht es überhaupt? Werden da ganze Tagesproduktionen weggeschüttet?«
    »Jedes Mal einige Dutzend Hektoliter. Was mich stutzig macht, ist, dass von allen Seiten versucht wird, die Geschichte zu vertuschen. Selbst die Entsorgung des Bieres geschieht heimlich, das kannst du ja nicht einfach ins Abwasser kippen. Ich habe mir unbemerkt eine bereits abgefüllte Flasche besorgen können und probiert. Das Gesöff schmeckte minderwertig, überhaupt nicht nach einem Produkt aus unserem Haus.« Er schüttelte sich angewidert.
    Ich überlegte. In der Tat schien da eine mächtige Schweinerei im Gange zu sein. Da mehrere Abteilungen versuchten, Stillschweigen zu bewahren, war ein Einzeltäter auszuschließen.
    »Hast du das in der Firmenzentrale durchblicken lassen?«
    »Wie denn, ohne Beweismittel. Ich habe bisher zweimal bemerkt, dass Chargen entsorgt wurden. Es kann aber durchaus sein, dass das schon öfters gemacht wurde. Niemand regt sich darüber auf, niemand will dafür verantwortlich sein. Wenn aber mal eine Putzhilfe eine angefangene Rolle Klopapier klaut, wird sie sofort entlassen.«
    Ich hob nachdenklich die halb leere Flasche Räuberbier gegen das Licht und betrachtete die rötliche Lichtbrechung des Inhalts. »Und wie soll ich dir dabei helfen? Im Labor einbrechen und nach Unterlagen suchen? Oder den Braumeister beschatten und schauen, ob er seine Leitungen richtig durchspült?«
    »Nein, das natürlich nicht«, wiegelte Ferdi ab und ich war mir nicht sicher, ob ich vielleicht doch den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ich habe einen anderen Verdacht, Reiner. Vielleicht sind die Rohstoffe verunreinigt oder minderwertig.«
    »Du meinst, die Gerste ist dran schuld?«
    »Es könnte auch am Hopfen oder an der Hefe liegen.«
    Mir kam ein Gedanke. »Vielleicht am Wasser? Wird das geprüft?«
    »Ich bitte dich, Wasser ist das am besten überwachte Lebensmittel. Bei
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