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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen
Autoren: Larry Maddock
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Gespann von Sonderagenten bringen würde – zum Beispiel Hannibal Fortune und seinen symbiotischen Partner Webley. Sie war Fortune bereits einmal begegnet und nicht beeindruckt gewesen; für ihren Geschmack hatte er zuviel vom berufsmäßigen Helden, und Luise Little verabscheute diese selbstgefälligen Typen.
    Wie dem auch sein mochte, sie konnte die Meldung nicht einfach unterschlagen. Schließlich war sie hier, um Pohl Tausig über alles zu berichten, das in irgendeiner verdächtigen Weise nicht in den Sommer des Jahres 1481 v. Chr. paßte. Und wie man es auch ansah, ein Beobachter des Imperiums, der allen sichtbar über der Stadt schwebte, war kein gewöhnliches Ereignis. Außerdem war die Situation zu explosiv, um eine Verzögerung der Meldung zu rechtfertigen, gleichgültig wie unwillkommen ihr persönlich die zu erwartende Verstärkung war.
    Eine Stunde. Zeit genug für weitere Nachforschungen. Aber zuerst, weil die Kultur von Mohenjo-daro es verlangte und Luise Little bei aller Tüchtigkeit eine Frau geblieben war, mußte sie sich zurechtmachen. Ihre Pigmentpillen, die ihr das Aussehen einer Einheimischen gaben, hatte sie schon eingenommen, die beiden Dienerinnen hatten sie frisiert, und sie brauchte sich nur noch für die Straße umzuziehen. Die erfrischende Morgenkühle war bereits vergangen. Die höhersteigende Sonne heizte die schwere, feuchte Luft auf, und Luise Little wußte, daß ein weiterer schwülheißer Tropentag bevorstand.
    Obwohl sie sich beeilte, waren fast zwanzig Minuten vergangen, bevor sie den schweren Halsschmuck aus siebzehn mit Karneol, Lapislazuli und Fayence besetzten Silberketten, den Lendenschurz, Finger- und Zehenringe, Armspangen und den Stirnschmuck aus Lapislazuli und gehämmertem Kupfer angelegt hatte. Dann, zufrieden mit ihrer Erscheinung, verließ sie ihr Haus und machte sich auf den Weg zur Zitadelle.
    Das Beobachtungsboot, das seit etwa drei Stunden ohne die geringste Bewegung über der Stadt geschwebt hatte, schien jetzt langsam aus dem diesig blaßblauen Himmel abwärts zu sinken. Luise Little blieb stehen, um sich zu vergewissern, daß die Bewegung keine Illusion war, hervorgerufen von ihrer eigenen Fortbewegung durch die Straßen. Nein, es sank wirklich, wenn auch sehr langsam, auf die Zitadelle herab. Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Sie war nicht die einzige, die den allmählichen Abstieg der Himmelserscheinung bemerkt hatte. Mehrere hundert andere hatten sich bereits in der Nähe der Zitadelle versammelt und starrten zu dem Ding hinauf. Nervöses Geflüster ging durch die Menge; wiederholt hörte sie den Namen Sambara. Das Beobachtungsboot schwebte kaum noch dreißig Meter über dem Tempel.
    Ein unerwartet lauter Gong erklang, ein tiefer, hallender Ton. Dann eine Stimme im Dialekt von Harappa, aber mit einem schwer zu deutenden Akzent und irgendwie bedrohlich:
    »Bürger von Mohenjo-daro! Divodasas Armee steht drei Tagesmärsche entfernt. Die nördliche Hauptstadt dieses Landes ist zerstört. Jedes Dorf und jede Stadt sind vor seiner Macht gefallen. Auch Mohenjo-daro wird von den Barbaren überrannt werden, wenn ich euch nicht helfe, eure Stadt zu verteidigen. Ohne meine Hilfe gibt es keine Hoffnung für euch. Ich will sie euch gewähren, doch als Gegenleistung fordere ich Tribut. Bringt eure Reichtümer, euer Gold und eure Juwelen zu diesem Platz, bis die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hat, und ich werde euch meinen Schutz gewähren. Der mächtige Indra hat gesprochen!«
    Wieder erklang der Gong, dann stieg das Beobachtungsboot des Imperiums steil in den Himmel, wurde kleiner und kleiner und verlor sich schließlich in der leeren Himmelsweite.
    Die Leute begannen wild durcheinander zu schwatzen, verwirrt und beunruhigt von dem seltsamen Ultimatum. Divodasa kannten sie, wenn auch nur vom Hörensagen. Aber Indra? Dieser Name war noch nie zuvor gehört worden. In der Menge wurden Rufe laut, die nach Sambara verlangten.
    Luise Little hatte keine Zeit, sich die Erklärung des Hohenpriesters anzuhören. Zu Hause angelangt, sprach sie ein paar Worte mit ihren Dienerinnen und ging ins Obergeschoß, wo ihre Privatgemächer waren. Nur noch Minuten blieben ihr bis zur Sendezeit.
    Sie nahm einen kleinen Kasten mit matter Oberfläche aus einer Truhe, dazu eine Rolle Plastikstreifen, von der sie ein zwanzig Zentimeter langes Stück abriß. Mit einer kleinen Schere schnitt sie eine Anzahl Kerben in den linken und in den rechten Rand des Streifens, einen Kode, der außer
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