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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen
Autoren: Larry Maddock
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nachgedunkelt, mit kahlrasiertem Kopf und künstlichen Schwielen an den Fußsohlen, vertraut mit dem südlichen Dialekt der harappischen Sprache, behängt mit den passenden Kleidern und Waffen, war Hannibal Fortune endlich bereit, Luise Littles Hilferuf zu erhören. Er hatte zwölf Stunden geruht, gut gegessen und fühlte sich erfrischt. Der Zeittransporter, ein acht Meter langer und drei Meter dicker Zylinder mit halbkugeligen Kappen an beiden Enden, stand startbereit, nachdem ein Schwarm von Instandhaltungstechnikern jeden Teil und jede Funktion der Bordinstrumente gründlich geprüft hatte. Obwohl die normale Arbeit in allen Abteilungen weiterging, gab es Unruhe und Gemurmel, wo Fortune und Webley auf ihrem Weg zur Startrampe durchkamen. Es war kein Geheimnis, daß ein Fehlschlag der Mission für die gesamte Föderation verhängnisvolle Folgen haben konnte, denn die siebenundvierzig planetarischen Zeitlinien waren mit der Zeit zu einem so engen Geflecht verwachsen, daß die Zerstörung einer einzigen, viertausend Jahre in der Vergangenheit, zahlreiche Realitäten der Gegenwart verändern konnte. Wenige wußten genau, warum es so war, aber alle waren sich mit Unbehagen bewußt, daß für die Dauer dieser Mission möglicherweise auch ihre eigene Existenz von der Umsicht und der Geschicklichkeit eines Mannes und seines symbiotischen Partners abhängen konnte.
     

 
3
     
    Der Zeittransporter erschien plötzlich im Himmel, als eine Morgenbrise den nebligen Dunst über der spiegelglatten Fläche des mächtigen Indus auflöste. Aus der Höhe sah der Strom eher wie eine Kette kleiner Seen aus, und die Mündungen zahlloser kleiner Trockenbetten unterbrachen deutlich sichtbar die glasigen Uferlinien zwischen gelbbraunen Sandbänken und träge dahinziehendem Wasser. Ein halbversunkener, verrotteter Baumstamm am Sandufer klappte mit lederigen Augenlidern und glitt lautlos in tieferes Wasser zurück, als der Transporter näherkam.
    Hannibal Fortune berührte einen Knopf, und ein leiser Summton erklang in der Kabine, als der Transporter die Phasengleichheit mit der objektiven Realität des Jetzt verließ. Mit dieser Schwingungsveränderung des reflektierten Lichts wurde das Schiff sowohl für das menschliche Auge als auch für Radargeräte unsichtbar. Für alle praktischen Zwecke existierten weder der Zeittransporter noch seine Besatzung in dem unter Beobachtung stehenden Abschnitt der Raumzeit. Es war eine der Verfeinerungen, die Linz Lipnigs Entwicklungsstab dem Grundentwurf hinzugefügt hatte, und zugleich eine, die den Zeittransportern des Imperiums – vorläufig noch – abzugehen schien.
    Obwohl er den Grundriß der Stadtanlage mit dem Rest der Zerebralfeld-Informationen aufgenommen hatte, war Fortune von der streng geometrischen Ordnung der Straßenzüge beeindruckt. Keine andere menschliche Kultur des Altertums konnte mit einer ähnlich funktionellen und durchdachten Planung aufwarten, und doch würde diese intelligent angelegte Stadt innerhalb einer Woche zu einer Geisterstätte werden, der Heimat einer Handvoll verängstigter, führerloser Überlebender, die bald die Ruinen aufgeben und die Wildnis einlassen würden. Pflanzen und Schlamm würden das großartige Kanalisationssystem verstopfen, Affen und Schakale die leeren Behausungen durchstreifen. Geier würden sich an den unbegrabenen Überresten der letzten Verteidiger mästen, während Schwärme ihrer kleineren Vettern über die verlassenen Kornspeicher herfallen würden.
    Fortune kannte die Stadt, jede ihrer schnurgeraden Straßen und jede ihrer ummauerten Gassen; er kannte die Häuser der Reichen mit ihren Innenhöfen und Bädern, und er kannte die Lehm- und Schilfhütten der Armen. Er kannte den Grundriß des Tempels, die Zugänge zur Zitadelle, die Öffnungszeiten der öffentlichen Bäder und den eintönigen Tagesplan der Dienersklaven, die in Massenquartieren bei dem großen Kornspeicher hausten.
    Er wußte vom Skeptizismus Sambaras, des altruistischen Hohenpriesters von Mohenjo-daro, und vom pragmatischen Glauben der Handwerker, Künstler, Kaufleute und Lastträger, denen Sambara diente und die ihrerseits Sambara dienten – aber gleichwohl sah er alles mit neuen Augen, wie es nun ausgebreitet vor ihm lag, anderthalb Quadratkilometer menschlicher Zivilisation, die tausend Jahre ohne wesentliche Änderung überdauert hatte, einer Zivilisation, die allen anderen menschlichen Siedlungen so weit voraus war, daß sie nie eine ernsthafte Bedrohung ihrer
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