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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen
Autoren: Larry Maddock
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achtete auf kulturelle Querverbindungen und sprach die Abrufnummern in sein Mikrophon. Sein linker Daumen drehte ein Handrad und veränderte die Farbe der Leuchtwand von Grün zu Rot und Gelb und wieder zurück, um die Zentralgebiete der kulturellen Entwicklung genauer zu lokalisieren.
    Schließlich ließ er die Rolle langsam rückwärts laufen, aufmerksam für alles, was er beim ersten Durchlauf vielleicht übersehen haben mochte. Eine volle Stunde war verstrichen, als er sich endlich von seinem Sitz erhob. Alle angeforderten Unterlagen warteten im Raum B auf ihn, zusammen mit dem Zerebralfeld-Einspielgerät.
    Alles in allem hatte Fortune über hundert Einzelbezüge und Detailinformationen angefordert. Ein Wissenschaftler alten Stils hätte Wochen benötigt, um die Masse des Materials durchzuarbeiten, und verschiedene Quellen wären ihm ganz verschlossen geblieben, weil ihm die Sprachkenntnisse einfach gefehlt hätten. Aber die Zerebralfeldmethode hatte alle diese Schwierigkeiten ausgeschaltet, weil sie das volle Potential des lebenden Gehirns mobilisierte, jenes wunderbarsten aller Computer.
    Fortune stülpte sich das an einen unschuldigen Fliegerhelm gemahnende Eingabegerät über den Kopf, steckte die Bänder in der von ihm gewünschten Reihenfolge ins Magazin und machte es sich so bequem wie möglich, bevor er die Anlage einschaltete. Die Lernmaschine brauchte weniger als eine halbe Stunde, um sein bereits umfangreiches Repertoire an irdischen Sprachen Sanskrit, sumerisch, hethitisch, hurritisch und das Idiom der unteren Induskultur hinzuzufügen.
    Er erfuhr von Anuniru, dem Schöpfer, der die Bewohner des Stromlandes einte, seine erste Stadt an den Ufern des Ravi und seine zweite Stadt, Mohenjo-daro, im Jahre 2783 v. Chr. weiter südlich am träge ziehenden Indus gründete.
    Er »las« die Ausgrabungsgeschichte von McKay und Wheeler, die siebenundvierzig Jahrhunderte später die Ruinen dieser Städte aufdeckten, und bewunderte den Wagemut der Linguisten Zipf und Albrecht, die wieder ein Jahrhundert später die gesamte Bibliothek Sambaras aus dem Schutt unter der buddhistischen Stupa in der Nordostecke Mohenjo-daros geborgen und entführt hatten, um die längst fällige Entzifferung der aus vierhundert Zeichen bestehenden harappischen Schrift in Angriff zu nehmen.
    Er erfuhr von Divodasa, dem mitannischen Heerführer, der sich nach der entscheidenden Niederlage gegen die Hethiter mit seinen pferdebespannten Streitwagen nach Osten absetzte und eine Armee plünderungsfroher Barbaren um sich sammelte, bevor er in den Kaschmir eindrang.
    Er hörte die Rezitation der tausend Verse des Rigveda in Sanskrit – in weniger als fünf Minuten.
    Und nachdem er sie einmal gehört hatte, wußte er sie auswendig, in Sanskrit.
    In der mitannischen Sprache eignete er sich Kikkulis Unterweisungen für die Kriegführung mit zweispännigen Streitwagen und den Vertrag zwischen seinem König Mattiwaza und dem Hethiterkönig Suppiluliuma an.
    Auf deutsch folgte er Werner Kellers rührend eifrigern, aber unfruchtbarem Versuch, die Existenz seines eigenen Gottes durch Archäologie zu »beweisen«.
    Große und kleine Werke, Spekulationen, Tatsachen, wissenschaftliche Theorien, Überlieferungen, Balladen, Glaubensdogmen, Warenverzeichnisse, übertriebene Kriegschroniken, Abenteurerberichte – eine Quelle nach der anderen wurde von den Magnetbändern abgespult und Teil Hannibal Fortunes, als die Energiesonden des Zerebralfeldes seine Gehirnwindungen durchfingerten.
    Zuletzt kamen Originalaufnahmen, die an Ort und Stelle von ansässigen Agenten mit tragbaren Zerebralfeld-Aufnahmegeräten gemacht worden waren. Plötzlich war Fortune dabei, hörte die Geräusche, schnupperte die Gerüche, erlebte in Augenblicken ganze Tage des Lebens in jenen längst toten Kulturen. Dieses Zeug, das für sich allein genommen völlig bedeutungslos oder sogar irreführend gewesen wäre, diente nun dazu, den Rest des Materials in eine realistische Perspektive zu rücken.
    Bevor sein Magen anfing, ihn an die nahende Essenszeit zu erinnern, hatte Hannibal Fortune das gesamte Material absorbiert und fühlte sich erschöpft. Ihm war, als reiche eine weitere Information aus, um seinen Gehirnkasten zum Bersten zu bringen. Müde nahm er den Induktionshelm vom Kopf und legte sich in den Sessel zurück. Mehrere Minuten blieb er mit geschlossenen Augen liegen, dann schlief er ein und erwachte erst zwei Stunden später.
     
    *
     
    Die Haut durch Pigmentpillen künstlich
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