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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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tragen noch den roten Sand der Höhlen an sich. Sie sind alle mit einem einzigen Schuss in den Kopf getötet worden. Ihre Augen sind geöffnet und starren leblos in den Himmel empor. Ich möchte die Angst in ihren Augen nicht sehen, doch ich kann meinen Blick nicht abwenden. Zu lange habe ich die Augen verschlossen. Zu lange habe ich den Gedanken an sie verdrängt.
    „ Das ist, was die Verstoßenen mit Menschen machen, die nicht bereit sind, so zu leben, wie sie es für richtig halten“, erklärt mir A350, dabei ist ihre Stimme weich und fast rücksichtsvoll. Sie sieht mich ernst an. Doch ich kann und will ihren Worten keinen Glauben schenken. Automatisch schüttele ich erneut meinen Kopf. Nein, so etwas würden die Rebellen nicht tun.
    „ Du glaubst mir nicht? Was hast du denn gedacht, was mit ihnen passiert wäre? Hast du sie auch nur einmal während deiner Gefangenschaft wiedergesehen?“
    Ich schweige.
    „ Wenn die Verstoßenen sie freigelassen hätten, wären sie jetzt hier. So wie du auch.“
    Ich beginne, über ihre Worte nachzudenken. Es bestand immer die Gefahr, dass die Legion mich töten würde, sobald sie mich vor ihren Toren sehen. Doch nichts dergleichen ist passiert. Sie haben mich bei sich aufgenommen, so als wäre nie etwas geschehen. Selbst meine Erinnerungen haben sie mir gelassen. Warum sollten sie bei mir eine Ausnahme machen? Ich bin nichts Besonderes für sie. Das haben sie mir bewiesen, als sie mich zurück in die Nahrungsvergabe gesteckt haben. Für sie bin ich nur eine von vielen. Doch für die Rebellen war ich etwas Besonderes. Für sie waren Iris und ich anders. Wir waren als Einzige in der Lage zu fühlen, wie die Rebellen es ausdrückten. Doch wäre das Grund genug für sie, die anderen Entführten einfach zu töten? Wären sie in der Lage dazu, wehrlose Menschen zu ermorden? Ohne dass ich es möchte, muss ich an Finn und den Hass in seinen Augen denken, mit dem er mir am Anfang begegnete. Er hasste mich aus tiefstem Herzen, so wie er mich jetzt aus tiefstem Herzen liebt. Er konnte in mir nur die Legion sehen, die seine Eltern getötet und seine Schwester entführt hatte. Als wir damals zusammen in die Grube stürzten, wusste ich genau, dass, wenn ich alleine hineingefallen wäre, er mich dort zurückgelassen hätte. Er wäre nicht zurückgekommen, um mich zu retten, so wie ich es für ihn getan habe. Es gibt nichts in Finns Leben, das er mehr hasst als die Legion. Die traurige Wahrheit ist, dass er für die Freiheit seiner Familie jeden einzelnen Bewohner der Sicherheitszone opfern würde. Für ihn sind die Menschen hier nur seelenlose Roboter.
    „ Willst du wirklich für solche Menschen kämpfen? Für Menschen, die Unschuldige entführen, gegen ihren Willen festhalten und töten? Menschen, die einen Krieg provozieren, ohne dabei an die Verluste zu denken? Menschen, denen es egal ist, wie viele Unschuldige sterben müssen, solange sie selbst leben?“
    Ich weiß, dass es nicht stimmt, was sie über die Rebellen sagt. Nicht alle von ihnen sind so. Doch trotzdem steckt ein Funke Wahrheit in den Worten der Legionsführerin. Den Rebellen waren die Menschen in der Sicherheitszone immer egal.
    Plötzlich legt sich die Hand der Legionsführerin auf meinen Arm. In ihren Augen lese ich Mitgefühl. „Ich bringe dich jetzt zurück zu deinem Dienst, aber denk über meine Worte nach. Ein weiterer Fehler deinerseits ist inakzeptabel.“
     
    Als ich in den frühen Morgenstunden in mein Bett falle, ist das Gefühl der Leere in mein Herz zurückgekehrt. Zoe und C515 wiederzusehen, erfüllte mich mit Hoffnung, doch die Worte der Legionsführerin haben alles mit einem Schlag zerstört. Dabei waren es nicht einmal ihre Worte, sondern das Bild der ermordeten Bewohner der Sicherheitszone reichte völlig. Vielleicht habe ich es tief in meinem Inneren schon immer geahnt und deshalb auch nie nach ihnen gefragt. Hätte ich Finn überhaupt lieben können, wenn ich davon gewusst hätte? Ich war eine von ihnen. Vielleicht wäre ich heute genauso tot wie sie, wenn ich standhafter geblieben wäre. Die Rebellen haben meine Schwäche ausgenutzt.
    Plötzlich öffnet sich die Tür meines Zimmers und eine Frau im blauen Anzug der Kämpfer tritt ein.
    „ Hast du eine Nachricht für mich?“, fragt sie mit tonloser Stimme.
    Das ist sie also. Die Kontaktfrau der Rebellen. Doch sie kommt zu spät.
    „ Nein.“
    Meine Antwort irritiert sie sichtlich. „Nein? Erinnerst du dich nicht?“
    „ Doch, ich sehe klarer als
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