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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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Zoe gehen, die behütet in den liebevollen Armen ihrer Eltern groß wurde?
    „ Er vermisst dich“, füge ich hinzu und glaube, ein Schluchzen aus der Zelle zu hören.
    „ Kannst du die Tür öffnen?“, dränge ich C515, der jetzt Clyde heißt.
    Er schüttelt entschuldigend den Kopf. „Das können nur die Ärzte und Legionsführer.“
    „ Warum bist du wieder hier?“, kommt es leise aus dem Inneren der Zelle.
    „ Ich habe eine Mission zu erfüllen. Ich...“
    Sie unterbricht mich barsch. „Du gibst deine Freiheit auf für eine Mission? Du bist dumm!“
    Ihre Stimme ist aufgewühlt und klingt wütend. Ich kann mir vorstellen, wie sie verständnislos die Tür anfunkelt. Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, sie würde hinter mir stehen, stattdessen verurteilt sie mich. Glaubt sie denn, mir wäre es leichtgefallen, die anderen zurückzulassen? Iris alleine zu lassen? Mich von Finn zu trennen? Doch von all den Dingen weiß sie nichts. Ich würde ihr gern alles erzählen, doch in diesem Moment tritt eine Legionsführerin in den Flur. Sie steuert geradewegs auf Clyde und mich zu, dabei sind ihre Schritte so leise, dass sie kaum wahrnehmbar sind. Deshalb haben wir sie auch nicht kommen hören. Panisch blicke ich zu Clyde, doch er scheint genauso ratlos zu sein wie ich.
    Als die Legionsführerin vor uns anhält, erkenne ich sie wieder. Es ist A350. Anstatt uns festzunehmen oder anzufahren, was wir hier tun, schenkt sie Clyde einen zwar erhabenen, aber gleichzeitig wohlwollenden Blick.
    „ Gute Arbeit, C515. Sie haben D518 erfolgreich festgehalten, ab hier übernehme ich.“
    Sowohl Clyde als auch ich starren ihr ungläubig entgegen. Ist das ihr Ernst?
    „ Folge mir“, befiehlt sie mir und marschiert eilig den Flur entlang. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr hinterherzurennen. Glaubt sie wirklich, dass Clyde mich gefangen hat? Wie soll ich denn alleine in die Krankenstation gekommen sein? Und woher sollte ich von Zoe wissen? Oder tut sie nur so, als würde sie es glauben? Aber warum sollte sie? Sie erschien mir bereits bei unserer letzten Begegnung ungewöhnlich emotional für eine Legionsführerin. Verheimlicht sie etwas? Ist sie vielleicht mehr, als sie zu sein vorgibt?
    Sie hält vor einer der vielen Türen und stößt sie auf. Es ist eine der wenigen Türen, die sich nicht über einen Scanner öffnen lassen, sondern altmodisch mit einem Schlüssel. Davon gibt es hier nur noch wenige.
    Als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, blicke ich mich in dem kleinen Raum um. Es ist eine Art Behandlungszimmer mit einem Schreibtisch, zwei Stühlen und einer Liege. Von der Decke baumelt eine Glühbirne, wahrscheinlich die letzte in der ganzen Sicherheitszone. Doch noch etwas fällt mir auf. Hier gibt es keine Kameras. Fragend schaue ich zu A350. Ihr Mund ist zu einem ärgerlichen Strich verkniffen.
    „ Glaube nicht, dass ich nicht wüsste, was hier vor sich geht.“
    Mein Hals wird plötzlich ganz trocken. Doch der wütende Blick in A350s Augen wird etwas milder. „Aber vielleicht solltest du etwas über die Menschen wissen, für die du bereit bist, dein Leben aufs Spiel zu setzen.“
    Mir ist nicht ganz klar, von wem genau sie spricht. Von Zoe? Oder den Rebellen? Wie viel weiß sie wirklich?
    A350 geht um den Schreibtisch herum und holt aus der Schublade einen mobilen Monitor hervor. Als sie den Bildschirm berührt, erstrahlt ein bläuliches Licht und erhellt den kleinen Raum. Vor ihrem Gesicht erscheinen viele kleine Würfel in 3D. Sie wirken so real, als könnte man nach ihnen greifen.
    „ Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr an sie, aber du warst nicht die Einzige, die von den Verstoßenen entführt wurde.“
    Doch, ich erinnere mich sehr gut. Nicht nur an Iris, sondern auch an die anderen. D276, D456 und D389. Ich habe nie erfahren, was aus ihnen wurde. Ich habe aber auch nie danach gefragt. Ständig habe ich den Gedanken an sie von mir weggeschoben. Vielleicht wollte ich es einfach nicht wissen.
    Die Legionsführerin betrachtet mich für einen Moment zögernd, dann tippt sie gegen einen der blauen Würfel vor sich. Die Kästen lösen sich langsam auf und lassen ein neues Bild vor unseren Augen entstehen.
    Keuchend entfährt mir der Atem. Ich erkenne sie sofort und spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen. Panisch schüttele ich den Kopf. Nein, das ist nicht wahr!
    Vor mir sind die drei Leichen der anderen Gefangenen zu sehen. Ihre braunen Anzüge sind schmutzig, zerrissen und
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