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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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je zuvor.“
    Fragend schaut sie mich an.
    „ Ich habe mich geirrt. Das hier ist mein Zuhause. Hier gehöre ich hin.“
    Sie versteht meine Worte, aber sie will sie nicht akzeptieren. „Bist du dir sicher, dass das die Nachricht ist, die ich übermitteln soll?“
    „ Sag ihnen, es tut mir leid.“
    Das tut es mir wirklich, von Herzen. Aber ich kann nicht für Menschen arbeiten, die Ziele vertreten, hinter denen ich nicht stehe. Ich weiß, sie würden in ihrem Kampf gegen die Legion keine Rücksicht auf die Menschen der Sicherheitszone nehmen, und das kann ich nicht zulassen. Vielleicht sind diese Menschen nicht so voller Gefühl wie sie selbst, aber das ändert nichts daran, dass es Menschen sind, die genauso atmen wie sie. Niemand hat das Recht, ihnen das zu nehmen.
     

04. Treue wird belohnt
     
    Es ist leichter, die Tage zu überstehen mit einem Ziel vor Augen. Wenn man weiß, wofür man morgens aufsteht, hat der Tag einen Sinn. Früher war mein Ziel, eine gute Klassifizierung zu erreichen. Während der Entführung war es das blanke Überleben. Danach, zurück in der Legion, so viel wie möglich herauszufinden, um den Rebellen helfen zu können. Doch jetzt habe ich keine Ziele mehr. Ich habe den Rebellen den Rücken gekehrt. Meine Klassifizierung ist abgeschlossen. Das Einsatzgebiet ist die Lebensbestimmung und es gibt keinen Weg hinaus. Egal wie gut ich meine Arbeit auch erledigen werde, ist die höchste Beförderung, die ich erreichen kann, die der Nahrungsvergabeaufsicht. Der einzige Sinn in meinem Leben besteht darin, die Nahrungsrationen zu verteilen, und selbst diese Aufgabe ist unnötig, denn das System macht keine Fehler. Es gibt nichts in meinem Leben, wofür es sich noch zu leben lohnen würde. Ich fühle mich wie gefangen in meiner eigenen Hülle.
    Diese Gedanken schleichen sich wie Nebel in meinen Kopf, während ich vor dem Monitor sitze und mechanisch die Pillen und Tabletten bestätige. Vor meinen Augen verschwimmt alles. Das passiert immer, wenn ich lange Zeit auf einen Punkt starre. In meinen Ohren beginnt es zu rauschen. Wie lange wird es wohl dauern, bis meine Seele sich aus meinem Körper zurückzieht? Tage? Wochen? Monate? Ich wäre fast dankbar dafür, denn jedes Gefühl und jeder Gedanke schmerzt.
    Selbst als das Signal zum Ende der Schicht ertönt, stellt sich bei mir keine Erleichterung ein. Auch jetzt erwartet mich keine aufregende Abwechslung. In der Sicherheitszone haben die Menschen keine Freizeit. Es gibt keine Hobbys und nicht einmal Zeit, um sich zu unterhalten. Niemand redet mit dem anderen, wenn es nicht sein muss. Kommunikation ist unnötig.
    Obwohl ich mich wieder anpassen wollte, schaffe ich es nicht, in demselben eiligen Schritt wie die anderen Arbeiter den Computerraum zu verlassen. Ich muss mich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Am liebsten würde ich mich auf den Boden schmeißen und schreien, schluchzen und weinen. Sie würden mich in der Krankenstation wegschließen. Es wäre nichts anderes als jetzt. Egal wo sie mich auch hinbringen, in der Sicherheitszone ist man immer gefangen.
    Ohne auch nur den Kopf zu heben, schleiche ich durchs Atrium. Die beweglichen Bilder interessieren mich nicht mehr. Es ist alles nur eine Täuschung. Doch plötzlich stellt sich mir jemand in den Weg. Ich hebe den Kopf. Es ist Clyde.
    „ Geht es dir gut?“, fragt er mich besorgt, während rund um uns herum die Menschen an uns vorbeihasten. Es ist, als würde bei uns die Zeit stillstehen, während sie bei allen anderen weiterrennt.
    „ Ich bin funktionsfähig“, antworte ich ihm mit gefühlloser Stimme. Doch Clyde scheint hinter die Mauer blicken zu können, die ich mir sorgfältig errichtet habe. Er sieht den Schmerz und die Verzweiflung in meinem Inneren.
    „ Danach habe ich nicht gefragt.“ Er schweigt und wir blicken uns in die Augen. Es ist ein vertrauter Moment. Wir kennen uns kaum und trotzdem verbindet uns so viel.
    „ Ich habe dich gesehen“, sagt er plötzlich und ich verstehe nicht, was er damit meint. Fragend lege ich meine Stirn in Falten.
    „ Draußen.“
    Ungläubig reiße ich meine Augen auf und starre ihn entsetzt an. Wie soll das möglich sein?
    „ Ich war bei dem Einsatz dabei, als die Rebellen die Strommauer entdeckt haben. Du bist in die Höhlenlandschaft geflüchtet und ich bin dir gefolgt.“
    Er war es. Der C-ler, der das Gewehr vor mir sinken ließ. Der Kämpfer, den Finn niederschlug.
    „ Ich habe dich sofort erkannt, obwohl du anders
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