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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)
Autoren: Maya Shepherd
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gefühllos. Denn der Abteilungsleiter empfindet eindeutig so etwas wie Triumph. Er ist stolz auf seine Position.
    „ Bestätigung erfolgt“, verkündet die Computerstimme und die Stahltüren gleiten zur Seite. Ich trete eilig in den Flur und höre noch, wie mich D375 an die „fünf Minuten“ erinnert.
    Schnell laufe ich zu der Krankenstation. Hoffentlich bin ich nicht zu spät. Doch als ich an der grünen Tür ankomme, ist von C515 nichts zu sehen. Ist etwas schiefgegangen? Panisch blicke ich mich um. Was, wenn er nicht kommt? Wenn ich länger als fünf Minuten wegbleibe, ruft der Abteilungsleiter die Wachen und sie sperren mich weg. Dann habe ich keine Möglichkeit, mit C515 zu sprechen. Ich muss wissen, was er mir sagen wollte. Plötzlich höre ich hinter mir ein Geräusch. Es kommt aus der Krankenstation. Verschreckt stehe ich vor der Tür und überlege, was ich jetzt tun soll. Wenn jemand anderes als C515 aus der Tür tritt und mich in meinem braunen Anzug davor stehen sieht, wird derjenige wissen wollen, was ich hier tue. Was soll ich dann sagen? Die Ausrede mit der Toilette wird nur Aufsehen erregen. Wir halten uns an Zeiten. Alles in unserem Leben ist geplant, selbst der Gang zur Toilette. Schnell renne ich zurück zu dem braunen Gang der Hilfskräfte und verstecke mich in der Öffnung. Von dort aus höre ich, wie die Tür zur Krankenstation aufgleitet. Angespannt lausche ich in die Stille, doch es bleibt ruhig. Weder Schritte noch Stimmen sind zu hören.
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, da höre ich eine leise Stimme. „D518?“
    Ich verlasse mein Versteck und stürze auf C515 zu, der vor der Krankenstation steht.
    „ Ich hatte Angst, du kommst nicht mehr.“
    „ Wir haben nicht viel Zeit“, drängt er und öffnet die Tür zur Krankenstation über seinen Fingerabdruck auf dem Scanner. Er hat es eilig.
    „ Wofür?“
    „ Zoe will dich sprechen.“
    „ Sie ist hier?“, rufe ich erfreut aus. Sofort fährt C515 panisch zu mir herum.
    „ Nicht so laut“, zischt er und schaut sich dabei ängstlich um.
    Ich bin so glücklich, dass ich nicht aufhören kann zu lächeln. Natürlich sind wir nach wie vor alle Gefangene der Legion. Aber zusammen mit Zoe und C515 gibt es zumindest Hoffnung. Die Tage der Ungewissheit liegen mir jedoch noch schwer auf dem Herzen.
    „ Warum hast du so lange gewartet, mich zu kontaktieren? Ich dachte schon, ihr hättet mich aufgegeben“, gestehe ich ihm, während ich ihm durch die schmalen und verwinkelten Gänge der Krankenstation folge. Abrupt bleibt er stehen und dreht sich zu mir herum.
    „ Ich bin kein Rebell.“ Seine Worte sind deutlich, aber es liegt auch etwas Entschuldigendes in ihnen. „Ich bin Zoes Nachtwache.“
    Das erklärt zwar, woher er von ihr weiß, aber sein Verhalten noch lange nicht. Wann hat er sich dazu entschlossen, ihr zu helfen? Wahrscheinlich dürfte er nicht mal mit ihr reden. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass er sich an diese Regel nicht lange halten konnte. Ich konnte es auch nicht. Für Menschen wie uns, die nie ein freundliches Wort oder ein schlichtes Lächeln erfahren haben, ist ein Mensch wie Zoe, die vor Leben sprüht, faszinierend. Ich nehme an, er konnte sich ihrem Zauber genauso wenig entziehen wie ich damals.
    Wir bleiben vor einer der vielen Stahltüren stehen und C515 klopft dagegen. Zwei kurze Schläge und ein langer. Das muss ihr vereinbartes Zeichen sein.
    „ Clyde?“, ertönt Zoes fragende Stimme aus dem Inneren. Irritiert blicke ich C515 an.
    „ Den Namen hat sie mir gegeben“, erklärt er schulterzuckend an mich gewandt. „Ich bin da“, zischt er danach in Richtung der verschlossenen Tür.
    „ Ist sie da?“, will Zoe aus dem Inneren wissen und ich weiß, dass sie mich damit meint. Ihre Stimme wirkt scheu. In den Wochen und Monaten bei den Rebellen fühlte ich mich ihr so nah. Durch die Erzählungen der anderen und vor allem der von Finn  war sie immer ein Teil der Gruppe, auch wenn sie nicht da war. Ich sah sie als Freundin an, obwohl wir in der Sicherheitszone kaum Zeit miteinander hatten.
    Ich räuspere mich verlegen. „Finn geht es gut.“
    Es bleibt still hinter der Tür und ich verspüre den Drang, sie in die Arme schließen zu wollen. Sie zu wiegen, so wie Florance mich immer getröstet hat. Wie sehr muss ihr die menschliche Nähe an diesem kalten Ort fehlen? Ich bin ohne Gefühle aufgewachsen und sollte es nicht anders gewohnt sein, und trotzdem schmerzt mein Herz vor Sehnsucht. Wie muss es da erst
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