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Radio Nights

Radio Nights

Titel: Radio Nights
Autoren: Tom Liehr
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technische Entwicklung so weit war, daß man
     fast keine wirtschaftlichen Voraussetzungen mehr brauchte, um einen »Sender« zu betreiben, fegte die neue Art von Radio die
     alte wie ein Wirbelsturm davon. Bis man begriff, was man hätte ändern müssen, war der Zug längst abgefahren. Selbst die öffentlichrechtlichen
     Sender betreiben Radio nur noch wegen des staatlichen Auftrags - allerdings auf äußerster Sparflamme.
    Donald hat dann tatsächlich noch versucht, sein »Fuck Radio« zu machen, von dem er immer geträumt und mir so oft erzählt hat,
     als ich ein Jugendlicher war. Eine Weile haben ihm und seinen paar Mitstreitern auch ziemlich viele Leute zugehört, obwohl
     es recht ähnliche Angebote längst im Netz gab. Es war auch wirklich lustig, spannend und unkonventionell, was er da produzierte,
     aber natürlich gelang es ihm nicht, das Radio dadurch wieder zum Primärmedium zu machen. Nach einer Phase des Achtungserfolgs
     verpuffte das Interesse der Hörer schnell. Er hat den kleinen Sender geschlossen, ohne großes Brimborium, quasi mit einem
     lachenden und einem weinenden Auge. »Hätte ich es nicht probiert, würde ich mich noch bis zu meinem Lebensende ärgern, aber
     eigentlich war es klar, daß die Zeit diese Idee längst überholt hat », lautete sein abschließender Kommentar dazu. War auch
     kein Problem; finanziell hatten er, Lindsey, Hagelmacher, Frank und die anderen seit Jahren ausgesorgt.
    Als Marbrunn vor mir auftaucht, ist es fast dunkel, aber die beleuchtete Domkuppel ist von weitem zu sehen. Ich parke den
     Wagen am Ortsrand, wie es alle tun müssen, und nehme das Elektroshuttle zum
Brückenkopf
. Die Kneipe ist Legende, wie auch das
Cellar
, das allerdings nicht mehr existiert. |255| Ich betrete den proppenvollen Laden und arbeite mich zur Bar vor, hinter der Max steht, Kranitz’ Sohn. Der Wuschelkopf zwinkert
     mir zu, ich setze mich neben zwei Leute, die eindeutig Touristen sind, ein Mittvierziger-Pärchen, das sich interessiert umschaut.
    »Vielleicht treffen wir
ihn
hier«, sagt der Mann. Die Frau lächelt, wie Frauen lächeln, wenn der Gatte von etwas fasziniert ist, dessen Faszination sich
     ihnen rein gar nicht erschließt. Sie nickt freundlich, aber auch etwas amüsiert. »Das wär schon was«, fährt der Mann fort.
     Er nimmt einen Schluck von seinem
Marbrunner Domhof Bräu
, stellt das Glas wieder ab und dreht sich auf dem Barhocker um die eigene Achse. Dann grinst er mich an: »Kennen Sie ihn
     vielleicht?«
    »Wen?«, frage ich höflich zurück, obwohl ich natürlich ahne, wen er meint. So was geschieht häufiger im
Brückenkopf
.
    »Donald Kunze. Don FM.«
    Ich nicke langsam. »Den kennt hier jeder. Aber er ist leider unterwegs, in den USA.«
    »Schade«, sagt der Mann und prostet mir zu.
    »Ja«, antworte ich nickend und stoße mit ihm auf die alten Zeiten an.

Wahr und unwahr
    Folgende Musiker, Bands, Produktionsfirmen, Moderatoren und Radiosender existier(t)en wirklich, alle anderen sind erfunden.
     Die Reihenfolge stellt keine Wertung dar.
     
    Stefanie Hertel, Wildecker Herzbuben, Hans Rosenthal, BFBS, BBC, AFN, Cindy & Bert, The Sweet, Slade, Manfred Mann’s
     Earth Band, Dieter Thomas Heck, Lord Knud, Jürgen Jürgens, The Osmonds, Fleetwood Mac, Carlos Santana, Pink Floyd, Genesis,
     Mike Oldfield, CCR, Jackson Browne, SFB, RTL Luxemburg, Frank Elstner, Blondie, Kool & The Gang, REO Speedwagon,
     Daryl Hall, John Oates, Kim Carnes, George Thorogood & The Delaware Destroyers (sie haben allerdings – leider –
     niemals in der Deutschlandhalle gespielt), Barclay James Harvest, Tangerine Dream, Die Ärzte, Bob Geldof, Band Aid, City,
     Andreas Vollenweider, Culture Club, Camouflage, Kasey Kasem, Fischer-Z, John Watts, John »Cougar« Mellencamp, Wolfman Jack,
     XERF-AM, JAM Productions, Sex Pistols, Guns’N Roses, Huey Lewis & The News, Starship, Stevie Wonder, Bing Crosby,
     Aztec Camera, Bayern 3, Denis Leary, Garbage, Smashing Pumpkins, Rio Reiser, Hootie And The Blowfish – sowie sämtliche Musiker,
     deren Songs als Kapitelüberschriften dienen.
     
    Das »Tannhäuser« in Kopenhagen mit seinem Wirt Jørgen Sommer gibt – oder gab – es übrigens tatsächlich.
     
    Sollten Namen von anderen Bands, Radiostationen usw. denjenigen tatsächlich existierender Bands, Radiostationen usw. ähneln
     oder sogar gleichen, so ist dies nicht beabsichtigt.

|257| Credits
    Die Danksagungen aus der ersten Auflage von 2003 gelten nach wie vor, bedürfen aber einer
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