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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen
Autoren: Simone Knodel
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sein.“
    Ihr Mann sah sie befremdet an. „Wie kommst du darauf, dass sie jemals Königin sein wird?“
    Amalaberga lächelte hintergründig. „Warum nicht, in ihr fließt königliches Blut.“
    „Vielleicht hast du Recht. Wir sollten uns langsam über ihre Zukunft Gedanken machen. Eine günstige Heirat könnte von Nutzen sein.“
    „An wen denkst du?“
    Herminafrid rieb sich mit zwei Fingern die Nasenwurzel. „An die Frankenkönige!“
    „Chlothar und Theuderich? Sind die nicht längst verheiratet? Theuderich dürfte bereits Enkel haben!“
    „Ich dachte an die Prinzen. Chlothar hat doch etliche Söhne.“
    Amalaberga zog die Stirn kraus. „Wenn du einen der jungen Frankenkönige zu deinem Verbündeten machst, hast du die anderen umso erbitterter gegen dich. Es genügt, dass Theuderich dich hasst, seitdem du ihn um seinen Anteil betrogen hast.“
    Herminafrid fuhr auf. „Was heißt betrogen? Er konnte doch nicht im Ernst glauben, dass ich ihm einen Teil meines Reiches überlasse!“
    „Aber er hat seinen Teil des Kontraktes eingehalten. Er hätte sein Gesicht wahren können, wenn du ihm wenigstens einen Teil von Bertachars Land überlassen hättest.“
    Herminafrid schüttelte den Kopf, er war des Themas überdrüssig. „Der große Gotenkönig Theoderich hat damals wirklich nicht untertrieben, als er dich meinem Vater anpries.“
    Amalaberga beugte sich neugierig vor: „Was meinst du?“
    „Nun, er schrieb damals, du seiest die Zierde meines Hofes, die Stütze meines Stammes, die treue Genossin meiner Beratungen …“
    Amalabergas Gesicht färbte sich einen Ton dunkler. „Was noch?“
    „Willst du das wirklich hören?“
    „Aber ja!“
    Herminafrid grinste. „Nun, er schrieb außerdem, du seiest die süßeste Freude meines Lagers!“
    „Das hat mein Oheim geschrieben?“ Amalaberga war peinlich berührt.
    „Ja! Er musste dich hochpreisen, wer weiß, vielleicht hätten wir dich sonst verschmäht.“ Er grinste und zog sie zum Schlaflager. „Komm, ich will sehen, ob er auch im letzten Punkt Recht hatte!“
    „Du hinterlistiger Bastard, darauf wolltest du die ganze Zeit hinaus!“, schimpfte Amalaberga, aber in ihren Augen saß ein kleines Lachen.
    Als die Tage länger wurden, begann die Königin nach der letzten Mahlzeit des Tages im Haupthaus aus ihrer Bibel vorzulesen. Niemand sonst durfte das in Leder gebundene Exemplar berühren.
    Ehrfürchtig bestaunte Radegunde die kunstvoll gemalten Lettern. „At-ta.“ Vergeblich versuchte sie, etwas zu lesen.
    „Es sind gotische Worte, Radegunde.“
    „Gotisch?“
    „Ja, meine Muttersprache. Der Mönch Wulfila schrieb diese Buchstaben.“
    „Was heißt atta?“
    „Vater. Damit ist Gott gemeint.“
    „Aber wir verstehen dich, wenn du liest!“
    „Weil ich gleich übersetze, während ich vorlese.“
    Radegunde richtete es so ein, dass sie neben Amalafrid sitzen konnte. Er hatte ein so warmes Lächeln auf den Lippen, wenn er sie ansah. Ihr Herz schlug dann Purzelbäume, wie sie sonst nur Besa zustande brachte.
    Herminafrid hatte die Bemerkung seiner Frau über seine Nichte keinesfalls vergessen. An einem sonnigen Morgen kurz vor der Sonnengleiche ließ er sie rufen. „Radegunde, es wird Zeit, dass du das Reich kennen lernst. Ich möchte, dass du mit uns reitest und die umliegenden Höfe besuchst!“
    Radegunde sah verblüfft auf. „Ich kann nicht reiten!“
    Herminafrid zog die Augenbrauen hoch. „Aber wie in Wodans Namen …“ Er brach ab und sah sich schuldbewusst um, doch die Königin war ins Gespräch mit Rodelinde vertieft und schien den Namen des verpönten Gottes nicht gehört zu haben. „Dein Vater war der beste Pferdezüchter Thüringens und er hat dich nicht reiten gelehrt?“
    Sie hob die Schultern. „Er meinte immer, das hätte noch Zeit.“
    „Amalafrid!” Der König packte sie sanft bei den Schultern und schob sie vor sich her. „Hier übergebe ich dir deine Base. Ich möchte, dass du sie reiten lehrst! Such ihr für den Anfang eine ruhige Stute aus, ihr habt eine Woche Zeit!“
    Radegunde glaubte zu träumen. Eine Woche sollte sie mit Amalafrid verbringen! Sie hätte jubeln können, wagte jedoch nur ein leises Lächeln.
    Er sattelte eine schon ältere braune Stute für sie und am ersten Tag übten sie nur das Aufsteigen. Am Abend kam Radegunde mit schmerzenden Muskeln, aufgeschlagenen Knien und faustgroßen Blutergüssen am ganzen Körper zurück.
    „Was ist mit dir passiert? Hast du dich geprügelt?“, fragte Besa
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