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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel
Autoren: Niamh O'Connor
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Marcus war hingeschickt worden, um die Kokslieferung abzuholen, aber sie musste schnell woanders untergebracht werden. In Ihrem Auto nämlich.«
    »Und damit ich nicht auf dumme Gedanken kam, haben sie Presley mitgenommen«, ergänzte Tara.
    »Wofür hat Jeff Sie bezahlt?«
    »Was glauben Sie wohl? Er wollte, dass ich ihn gleich nach Marokko besuche. Er bildete sich vermutlich ein, dass wir eine gemeinsame Zukunft hätten. Das habe ich eine Weile ausgenutzt, weil ich dachte, er könnte mir helfen, mich aus Imogens Klauen zu befreien. Aber er war zu schwach.«
    »Und dieses Video von Ihrer Vergewaltigung im Hotelpool – wie ist Ihre Mutter daran gelangt?«
    Tara seufzte schwer. Sie wurde sichtlich schwächer, aber Jo musste alles aus ihr herausbringen. »Jeff hat mir Geld geschuldet, er konnte oft nicht bezahlen. Imogen hat ihn völlig beherrscht, ihm sogar sein Taschengeld zugeteilt. Er hat mir einen USB-Stick gegeben und gesagt, ich solle ihn als Geschenk betrachten. Ich wusste nicht, was darauf war, als ich ihn an mich nahm. Er meinte, es sei etwas, das ich zum richtigen Zeitpunkt gegen Imogen verwenden könnte.« Sie machte eine Pause und atmete mühsam.
    »Meine Mum muss sich den Film an dem Abend, als Presley gekidnappt wurde, angesehen und auf eine DVD heruntergeladen haben. Ich hatte den Stick bei ihr liegen lassen. Sie war es auch, die mir von Ihnen erzählt hat, was Sie getan haben, um dieses andere Kind zu retten.«
    »Hat sie Imogen umgebracht?«, fragte Jo.
    Doch Tara sah auf einmal zur Tür und war nicht mehr ansprechbar. Gabriella stand dort mit Presley. Tara streckte ihre Arme nach ihm aus, obwohl sie kaum die Kraft dazu hatte.
    Jo packte ihre Hand. »Kommen Sie, Tara. Geben Sie mir dieses letzte fehlende Puzzleteil, dann lasse ich Sie mit Presley allein.«
    Tara schluchzte auf. »Nein, ich habe Imogen umgebracht. Ich bin früh am Montagmorgen zu ihr gegangen und habe meinen Jungen zurückverlangt. Sie sagte, ich könne ihn haben, wenn ich ihr die DVD gebe. Ich wusste nicht, wovon sie redete. Plötzlich hatte ich einen Stein in der Hand und habe ihn ihr über den Kopf geschlagen. Wenn jemand das Recht hatte, sie zu töten, dann ich – und vielleicht noch dieses verschwundene Mädchen aus Marokko.« Sie sah Jo an, die Augen vor Furcht geweitet. »Ich habe Imogen getötet. Sind Sie jetzt zufrieden?«

68
    Ein steter Strom von Presseleuten bewegte sich zwischen dem Dönerladen an der Ecke namens »Abrakebabra« und der Polizeiabsperrung vor der Straße, in der Barry Roberts’ Mutter wohnte, hin und her.
    Sexton hatte Jo im Krankenhaus angerufen, um sie auf den neuesten Stand zu bringen.
    »Roberts hat eine Geisel«, hatte er erklärt. »Das Sondereinsatzkommando ist schon hier.«
    Jo zog ihre Schlussfolgerungen daraus. »Roberts ist bewaffnet, nicht wahr?«, sagte sie und umklammerte ihr Handy, dass es fast zerbrach. »Warum höre ich erst jetzt davon?«
    »Weil es gerade erst passiert ist«, antwortete Sexton sanft. »Kommst du her?«
    »Ob ich komme? Ich will die Verhandlungen mit dem Geiselnehmer führen!«
    Eine halbe Stunde später hatte sie die Straßenabsperrung im Stadtteil Crumlin erreicht. Sie zeigte dem davor Wache haltenden Polizisten ihren Ausweis.
    »Inspector, Sie wissen, wen Roberts nach unserer Vermutung da drin als Geisel festhält?«, fragte der Officer.
    »Ja«, sagte Jo.
    »Sie können hier nicht ohne kugelsichere Weste rein.«
    Jo duckte sich unter dem Absperrband hindurch. »Versucht mal, mich aufzuhalten«, murmelte sie.
    Der Officer drückte eine Taste an seinem Funkgerät und sprach hastig hinein.
    Als Jo Sekunden später am Tatort eintraf, hörte sie, wie Oakley gerade »Verstanden!« sagte, und ging unbeirrt weiter zur Haustür der Roberts’. »Inspector, ich fordere Sie auf, sofort umzukehren, bevor Sie sich und andere in Gefahr bringen«, dröhnte er gleich darauf durch ein Megafon.
    Jo zeigte ihm den Stinkefinger über die Schulter und blieb, wo sie war.
    Ein Schuss knallte.
    Sie konnte nicht feststellen, aus welcher Richtung er gekommen war, bemerkte aber Bewegungen hinter der Haustür.
    Sie bückte sich zum Briefschlitz und rief hindurch: »Zwei Bullen sind besser als einer, Roberts. Hier bin ich, ganz zu Ihrer Verfügung.«
    Wenig später öffnete sich die Tür, und Jo betrat, Oakleys Gebrüll, dass sie zurückkommen solle, ignorierend, das Haus.

69
    Dan saß mit gesenktem Kopf auf einem Küchenstuhl, an Händen und Füßen mit blauer Wäscheleine gefesselt und eine
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