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Racheopfer

Racheopfer

Titel: Racheopfer
Autoren: Ethan Cross
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und im Licht seiner Taschenlampe hatte er Müllhaufen gesehen, die von Bauarbeitern zurückgelassen worden waren. Er versuchte sich so lautlos wie möglich zu bewegen, aber ihm war klar, dass jeder, der in der Dunkelheit lauerte, ihn hören konnte und vorgewarnt wurde, vielleicht sogar wusste, wo genau er war.
      Aber bis jetzt drohte keine Gefahr. Bis jetzt war alles …
    David erstarrte.
    Direkt hinter sich hatte er ein Geräusch gehört.
    Hastig knipste er die Lampe aus und duckte sich in einen offenen Durchgang. Den Rücken an die Wand gedrückt, die Schrotflinte schussbereit, lauschte er auf Bewegungen.
    Wieder ein Geräusch.
    Ratten?
    War feuchter Putz von den Wänden gefallen?
    War es die Bewegung eines Menschen im Wasser?
    Er wartete in der Stille und Dunkelheit. Er hörte nur die normalen Hintergrundgeräusche des Kellergewölbes, das leise Plätschern des Wassers und das ferne Rauschen des Regens.
    Als er begriff, dass er den Atem angehalten hatte, stieß er ihn langsam aus. Vermutlich hatte er sich die Gefahr nur eingebildet: Es gab keine Hinweise, dass es sich anders verhielt. Aber der Soldat in ihm fragte sich, ob ein potenzieller Feind gleich außer Sichtweite nur darauf lauerte, dass er einen Fehler beging und seine Position verriet. Doch er hatte keine Möglichkeit, dies festzustellen.
    Die Ungewissheit setzte ihm zu, und Schwindel erfasste ihn.
    Nicht jetzt.
    Die Panikattacke tanzte an den Rändern seines Bewusstseins, und er kämpfte verzweifelt dagegen an. Bilder von Samarra überfielen ihn. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Ständig sah er einen der Soldaten vor sich. Er war in Davids Trupp gewesen und lag keine zwei Meter entfernt. David war als Truppführer für ihn verantwortlich gewesen, und nun starb der Mann an seinen Wunden, während sein Blick auf David gerichtet war und seine Augen stumm um Hilfe flehten. Er streckte die Hand nach David aus, als verspräche er sich Erlösung von ihm.
    Doch David hatte ihn nicht gerettet. Er hatte sich versteckt und war feige geflohen.
    Er biss die Zähne zusammen und schüttelte die Bilder ab.
    In diesem Moment hörte er wieder ein Geräusch, als bewegte sich jemand durchs Wasser. Augenblicke später wurde Davids Vermutung bestätigt, als eine schattenhafte Gestalt vor dem Eingang erschien.
    Langsam, um durch die Bewegung nicht aufzufallen, hob David die Waffe, zielte und streichelte den Abzug. Schweiß lief ihm übers Gesicht, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Jetzt.
    Er drückte langsam auf den Abzug.
    Und zögerte dann wieder. Irgendetwas stimmte nicht.
    Er hielt die Waffe auf die Türöffnung gerichtet und ließ den Schatten vorüberziehen. Nach ein paar Sekunden schwang er sich in den Gang, knipste das Licht an und zielte erneut auf die dunkle Gestalt.
    »Keine Bewegung!«, rief er.
    Im Strahl der Taschenlampe krümmte Jennifer sich zusammen, stieß erschrocken einen Schrei aus und riss die Hände hoch.
    David richtete die Waffe rasch woandershin. »Verdammt, Jennifer! Was machst du hier unten?«
    »Banks hat mir erzählt, was passiert ist, und da bin ich dir gefolgt, um dir zu helfen. Ich will zu Ende bringen, was ich angefangen habe.«
    David schüttelte den Kopf und fluchte unhörbar. »Du bist nicht zufrieden, ehe du selbst oder wir alle tot sind, was?«
    Sie starrte ihn an. Der Ausdruck ihrer Smaragdaugen ließ ihn unwillkürlich einen Schritt zurückweichen. Noch nie hatte er eine solche Wildheit im Blick eines anderen Menschen gesehen.
    »Ich bin erst zufrieden, wenn Ackerman in der Hölle schmort.«
    Der Ausdruck ihrer Augen und ihrer Stimme flößten David eine merkwürdige Furcht ein. Keine vierundzwanzig Stunden war es her, dass diese Frau in seinen Armen gelegen hatte. Er hatte von einer gemeinsamen Zukunft mit ihr geträumt. Er hatte sie geliebt, und er liebte sie noch immer. Fürchtete er sich nun vor ihr?
    Er schob das absurde Gefühl beiseite. »Also gut. Aber du bleibst hinter mir und tust genau das, was ich sage.«

26
    Ackerman spürte seine Beute fast schon vor sich, und er war bereit. Er hatte seinen Wärtern eine einfache Falle gestellt, denn der direkte Angriff war fast immer der beste. Er hatte mühelos ein langes Kabel aus der morschen Wand ziehen können, das er für eine Stolperfalle verwendet hatte. Der Fallstrick lag auf dem Fußboden und war fast unsichtbar: Der Wasserspiegel verbarg ihn. Den Revolver hatte er auf ein Regal gelegt, damit er trocken blieb, und stattdessen ein leiseres, aber brutaleres Instrument
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