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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
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Chaos und Leid angerichtet hatte.
    Jetzt stand er da wie angewurzelt, vor Angst gelähmt, in seinem viel zu schweren Mantel mit dem ausgefransten Plüschkragen und dem speckigen braunen Kunstvelours, der räudig war wie die Hunde und als unförmiges Zelt über ein weißes Hemd und schmutzstarrende Jeans hing.
    Ich näherte mich bis auf Armeslänge. »Grant, mein Name ist Alex.«
    Mit beiden Armen rudernd, stolperte er rücklings.
    »Ich werde dir nicht wehtun, Grant.«
    Sein Mund öffnete sich und formte ein O. Kein Laut drang heraus. Dann ein Fiepen. Das gleiche Geräusch, das die Mäuse früher gemacht hatten, wenn sie in ihren Fallen gefangen saßen und mein Vater seinen Stiefel über ihnen erhob.
    Er drehte mir den Rücken zu und rannte los.
    Direkt in die Arme eines dicken Mannes mit einer Waffe.
    Milo nutzte seine freie Hand, um Huggler herumzuzerren, sodass er wieder mich ansah. Er verdrehte ihm den Arm hinter seinem massigen Leib und legte ihm eine Handschelle an. Er hatte zwei Paar Handschellen aneinandergehängt, wie üblich bei korpulenten Verdächtigen.
    Huggler schniefte und fing an zu weinen.
    Sein rechter Arm rührte sich nicht von seiner Seite. Die Waffe in einer Hand, bemühte sich Milo, die unbotmäßige Gliedmaße zu beugen.
    »Arm auf den Rücken, Grant.«
    Huggler sackte leicht ein, als wäre er bereit zu gehorchen, doch der Arm blieb steif.
    Ich trat vor.
    Milo hielt mich mit einem warnenden Kopfschütteln zurück und wiederholte den Befehl.
    Huggler liefen Tränen über die Wangen. Sein rechter Arm war hart wie Stahl.
    Schließlich gab Hugglers linker Arm nach und ließ sich nach hinten oben biegen. Milo versuchte, die zweite Handschelle zu schließen, doch durch Hugglers Umfang und den dicken Mantel fehlten ein paar Zentimeter.
    Er zog Hugglers rechte Hand in Richtung der anderen.
    Huggler schrie vor Schmerz auf.
    »Alles okay, Grant«, log Milo, so wie es Detectives immer tun.
    Huggler sagte mit weicher, hoher Kinderstimme: »Wirklich?«
    »Nur noch ein bisschen, dann haben wir’s, mein Sohn.«
    Hugglers Hand war nur noch Millimeter von ihrer Fessel entfernt, als er plötzlich seine Schultern schüttelte wie ein aus dem Schlaf erwachendes Rhinozeros. Der Ruck traf Milo unerwartet, und er geriet ins Stolpern.
    Eine Sekunde lang war er voll damit beschäftigt, das Gleichgewicht wiederzuerlangen.
    Im nächsten Moment hatte sich Huggler zu Milo umgedreht und mit seinen riesigen, weichen, haarlosen Händen dessen Kopf gepackt.
    Mit ausdrucksloser Miene begann er, ihn zu drehen. Im Uhrzeigersinn.
    Milos nächster Schritt wäre idealerweise der blitzschnelle Griff zu seiner Waffe gewesen. Doch wenn Hände deinen Kopf wie in einem Schraubstock halten und versuchen, ihn abzudrehen, wenn dir alle deine Instinkte sagen, dass es nicht mehr viel braucht, bis dein Rückgrat durchtrennt ist und dein Hirn keinen Leben spendenden, Denkvermögen erzeugenden Nektar mehr zugeführt bekommt, dann greifst du nach diesen Händen.
    Alles, damit das aufhört.
    Milos Finger bohrten sich in Hugglers Handrücken, mit aller Kraft, und kratzten blutige Striemen in die Haut.
    Huggler drehte unbeeindruckt weiter.
    Ungerührt und geduldig.
    In dem wohligen Gefühl, etwas Vertrautes zu tun.
    Etwas Vertrautes, das routiniert von der Hand geht und dessen Ergebnis von Anfang an feststeht: Erst drehe ich in die eine Richtung, dann in die andere, dann erschlafft der Körper.
    Ich lege ihn vorsichtig ab. Ich setze mich hin und warte.
    Dann beginne ich zu forschen.
    Milo versuchte sich mit aller Kraft zu befreien. Seine Augen traten aus den Höhlen. Sein Gesicht war krebsrot.
    Er hatte sich dabei soweit verdreht, dass ich die Glock nicht mehr sehen konnte.
    Wenn ich sie rasch packen könnte und eine sichere Schussposition finden würde …
    Dann schlugen meine eigenen Instinkte durch, und ich stürzte mich von hinten auf Huggler, um ihm mit aller Kraft in die Kniekehle zu treten.
    Der Tritt hätte einen starken Mann zu einem hilflosen Krüppel machen können.
    Doch Huggler stand nur unbewegt da und drehte Milos Kopf einen Millimeter weiter, so dass Milo aufkeuchte.
    Ich trat Huggler in die andere Kniekehle. Genauso gut hätte ich gegen einen Baumstumpf kicken können.
    Ich zog an seinem Plüschkragen und legte ihm die Hände um seinen fleischigen Nacken, um seine Halsschlagader zuzudrücken.
    Seine Haut war glitschig vom Schweiß. Ich konnte nirgends ansetzen.
    Er verwand Milos Kopf ein weiteres winziges Stück in Richtung
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