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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
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daranmachte, meine Kiefer zu bewegen, explodierte mein ganzes Gesicht förmlich vor Schmerz.
    Sämtliche Muskeln und Nerven fühlten sich an, als wären sie lichterloh entflammt, viel zu lange waren sie aufs Höchste angespannt gewesen.
    Milo sah auf seine Uhr, dann auf Hugglers Schuh. Das Tuch hatte sich noch weiter mit Blut vollgesogen, doch Hugglers Gesichtsfarbe war normal, er zeigte keine Anzeichen von Schock.
    »Geht’s dir gut, Grant?«
    Huggler nickte. »Sie haben starke Hände.«
    »Sonst hätte ich dich gar nicht kleingekriegt, Grant.«
    »Bis jetzt hat es immer geklappt«, sagte Huggler verwirrt. »Na ja.«
    Die Rettungssanitäter aus Camarillo schnallten Huggler auf einer Trage fest. Der Detective war ein weißhaariger Mann namens Ramos. Er wies den Fahrer an, auf ihn zu warten, und ging auf Milo zu. Während Milo ihm die Situation erklärte, wandelte sich seine Miene von Misstrauen zu professioneller Neugier und schließlich zu freundschaftlicher Verbundenheit.
    »Schätze, Sie haben uns einen Gefallen getan. Über wie viele Opfer reden wir?«
    »Mindestens sechs, wahrscheinlich aber mehr.«
    »Nicht zu glauben«, sagte Ramos. »Ich mach das jetzt seit dreißig Jahren, aber so was hab ich noch nie erlebt.«
    »Wenn Sie wollen, kann es dabei bleiben«, sagte Milo. »Es sei denn, es treibt Sie irgendein masochistischer Zwang, Ihr Leben zu verkomplizieren.«
    »Sie wollen den Fall also komplett abwickeln.«
    »Wir haben ihn angefangen, wir können ihn auch zu Ende bringen. Allein der Papierkram wird einen Mann in Anspruch nehmen.«
    Ramos grinste und zückte ein Päckchen Winstons. Milo nahm die angebotene Zigarette an, und sie rauchten beide.
    »Hört sich nicht schlecht an«, sagte Ramos. »Also, flicken wir ihn wieder zusammen und verfrachten ihn in einem Panzerwagen zurück in Ihr Revier?«
    »Ein Käfig wäre noch besser.« Milo fasste sich wieder an seine rechte Gesichtshälfte. Wir hatten noch keinen Augenkontakt gehabt, und ich war immer ein paar Zentimeter hinter ihm geblieben, damit er sich nicht unter Druck gesetzt fühlte.
    Ramos sagte: »Ich werde mit meinem Chef Rücksprache halten, aber er ist von der bequemen Sorte. Das dürfte kein Problem werden.«
    »Hauptsache, wir sind uns einig«, sagte Milo. »Später werden sich sowieso die Anwälte darauf stürzen.«
    »Wir gehen dann mal zusammen essen«, sagte Ramos. »Ein halbes Dutzend Leichen? Ich schätze, ich sollte im Krankenwagen jemanden mitschicken, der auf den Wahnsinnigen aufpasst.« Er blickte auf den Wagen. »Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein Loser. Einer von denen, die als Kind keiner in der Mannschaft haben wollte.«
    »Das gehört zu seinem Charme.«
    »Er ist charmant?«
    »Nicht wirklich.«
    Ramos schmunzelte. »Jedenfalls hab ich jetzt ein neues grausiges Verbrechen, das es zu toppen gilt. Bislang war das ein Fall, den ich vor gut drei Jahren hatte. Eine Frau, die ihrem Sohn in den Kopf geschossen hat, weil er frech war. Hat einfach die Knarre genommen und ihn weggeblasen. Er war zwölf. Und sie sah aus wie eine Lehrerin.« Er blickte auf den Krankenwagen. »Da ist das hier was ganz anderes. Sie tun mir wirklich einen Gefallen.«
    Er winkte einen Sanitäter heran.
    Ramos sagte: »Ich fahre mit.« Und mit einer Geste zu einem großen, stämmigen Cop: »Und Officer Baakeland auch.«
    »Wird eng werden«, gab der Sanitäter zu bedenken.
    »Wir werden’s überleben«, sagte Ramos. »Das ist das Wichtigste. Hey, wer ist das?«
    »Tierschutzbehörde«, sagte Milo.
    Ramos blickte auf die immer noch schlafenden Hunde. »Ah ja, für die beiden. Zu dumm, dass sie nicht sprechen können.«
    Offiziell Zutritt zum Tunnel zu bekommen war gar nicht so einfach. Nachdem es auf dem Gelände keine Hinweise auf ein Verbrechen gab, so John Nguyen, wäre wahrscheinlich ein Durchsuchungsbeschluss vonnöten.
    Milo sagte: »Wahrscheinlich?«
    »Es ist eine rechtliche Grauzone. Mit so was ist man besser übervorsichtig.«
    »John …«
    »Die einzige Alternative ist, den Eigentümer des Anwesens zu kontaktieren und seine Erlaubnis einzuholen.«
    »Das ist ein Bauunternehmen.«
    »Dann musst du dort anrufen.«
    Sea Line Development hatte zwei Hauptsitze, einen in Newport Beach, Kalifornien, und einen in Coral Gables, Florida. Weder da noch dort war jemand zu erreichen, ebenso wenig wie unter der »Notfallnummer«. Milo hinterließ eine Nachricht und ging zu der Tunnelöffnung zurück. Er ließ sich in die Hocke nieder und steckte seinen Kopf
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