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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
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es mal laut aus«, sagte ich.
    Sie tat es und machte: »Oh.«
    Milo sagte: »Lewis und Clark.«
    Ich sagte: »Zwei Männer auf großer Expedition.«
    Ein weiterer Stapel Belege verwies auf monatliche Zahlungen in Höhe von 3800,14 Dollar, die an dasselbe Postfach gingen. In einem Brief jüngeren Datums informierte die Rentenkasse, dass aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten ab dem Folgemonat eine Anpassung von hundertachtzig Dollar vorgenommen werde.
    Empfänger: Sven Galley .
    Milo las in seinem Block. »Harrie hat seine eigene verdammte Sozialversicherungsnummer benutzt.«
    Petra sagte: »Anscheinend nimmt man es bei den Behörden nicht immer so genau.«
    Sie sah sich einen der Belege genauer an. »Sven Galley.« Ihr Kinn schob sich vor. » Svengali . Der Horrorstreifen, wo ein gruselig-dämonischer Typ junge Frauen manipuliert. Bin ich froh, dass der Typ tot ist.«
    Eine dunkelgrüne Schatulle aus Krokoleder-Imitat erzählte eine weitere Geschichte.
    Verblichene Polaroidfotos von jungen Frauen, gefesselt, voller Angst. Jedes Mal die gleiche Szenenfolge: Strick um den Hals und panikgeweitete Augen, leblose Augen und aufgerissener Mund.
    Unter den Fotos Zeitungsartikel, aus dem Internet ausgedruckt. Vermisste Mädchen, acht an der Zahl, chronologisch sortiert.
    Das erste Opfer, eine Studentin von der Universität Santa Cruz, war vor zehn Jahren bei einem Ausflug nach Carmel verschwunden. Das letzte, eine sechzehnjährige Ausreißerin aus New Hampshire, war vor fünf Monaten zuletzt gesehen worden, als Anhalterin in der Ocean Avenue nicht weit vom Santa Monica Pier.
    Es war nicht schwer, die Zusammenhänge zu verstehen.
    Milo öffnete die unterste Schublade.
    Auf einem weiteren Stapel Papier stand eine Schatulle, größer und mit grauem Pressnarbenleder bezogen. Der Druck auf einen Verschlussknopf offenbarte ein Sortiment an chirurgischen Instrumenten, die auf passgerecht geformtem, grünem Samt ruhten. Im Deckel stand in kleinen goldenen Lettern: Chiron, Tuttlingen .
    Das Papier unter der Schatulle war unbeschrieben. Milo zog trotzdem ein Blatt heraus. Auf der Unterseite, genau in der Mitte, stand die unvermeidliche Botschaft.
    ?
    Milo sagte: »Damit ist Schluss, du Arschloch. Nichts wie raus hier.«
    Petra sagte: »Prima Idee, ich muss dringend an die frische Luft.«
    »Das ist es nicht.« Er förderte sein Handy zutage. »Ich hab hier nur keinen Empfang.«
    Auf dem Weg nach draußen ließ ich Petra an mir vorbeigehen, näherte mich Milo und sah ihn so lange an, bis er meinen Blick erwiderte.
    Er nickte nur und ging weiter.
    Als der schwarze Labrador und der Springerspaniel eintrafen, lag bereits die Dunkelheit über dem Feld, doch Detective Arthur Ramos hatte Scheinwerfer besorgt und aufstellen lassen.
    Die Hundeführerin, eine Zivilistin aus Oxnard namens Judy Kantor, die beide Rassen züchtete und auf Ausstellungen präsentierte, sagte: »Sie lieben die Dunkelheit; da gibt’s nicht so viele Ablenkungen. Welches Gebiet?«
    Milo sagte: »Die Lichtung.«
    »Mehr nicht?«, erwiderte Kantor. »Keine Bäume, Büsche oder Wasser? Kinderspiel. Wenn da was ist, dann finden sie es.« Sie klatschte in die Hände. »Auf geht’s, Hänsel, auf geht’s, Gretel, die Schnüffelnasen hoch und los.«
    Judy Kantor führte die Hunde einmal um die Lichtung herum und ließ sie dann schnüffeln. Binnen Augenblicken saßen beide, im Abstand von drei Metern. Judy Kantor markierte die Stellen und gab den Tieren das Kommando, weiterzumachen.
    Zwei weitere Funde. Diesmal blieben die Hunde sitzen.
    Sie sagte: »Das war’s, Lieutenant.«
    Milo sagte: »Wir gehen von acht Opfern aus.«
    »Wenn hier noch ein weiteres Grab wäre, würden sie es finden«, sagte sie. »Es sei denn, es wäre richtig tief – oder die Leichen sind übereinandergestapelt.«
    Milo bedankte sich, sie gab den Hunden Leckerlis, und die drei trollten sich offensichtlich bestens gelaunt.
    Leichenstapel gab es keine.
    Nur vier vollständige Skelette, kaum einen Meter unter der Oberfläche.
    Petra sagte: »So zierlich wie die sind, braucht man kein Anthropologe zu sein, um zu sagen, dass die von jungen Mädchen stammen.«

44
    Um die Knochen zuzuordnen, brauchte es dann doch einen Anthropologen. Neun Tage später lag der Bericht von Moe Reeds Freundin, Dr. Liz Wilkinson, auf Milos Schreibtisch. Die Skelette gehörten zu den vier jüngsten Opfern aus James Harries Fotosammlung. Zwei der Opfer wurden anhand der Zähne identifiziert, bei den beiden anderen Mädchen
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