Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
sagte sie. »Ganz anständige Pizza. Eric und ich essen da immer, wenn wir in den Outlets shoppen gehen.«
    »Eric geht shoppen?«
    »Ich gehe shoppen, und er tut so, als fände er es nicht furchtbar. Okay, ich bin da, so schnell ich kann, viel Glück.«
    Genau in dem Moment, als er auflegte, ließ Louie erneut einen fahren.
    »Was zum Henker war auf diesem Sandwich?«
    »Sah wie eine Art Mortadella aus«, sagte ich.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass wir hier so lange festsitzen, hätte ich nichts abgegeben.«

41
    Die erste Stunde tickte träge dahin. Die zweite verstrich noch zäher.
    Die Hunde schliefen, furzten und dösten abwechselnd. Ihr gläserner Blick rief Erinnerungen an mit Dope geschwängerte College-Schlafräume wach.
    Milo sagte: »Da hat jemand absolut recht«, und schloss die Augen.
    Ich war hellwach, und so sah ich es als Erster.
    Gleiche Stelle, andere Gestalt.
    Größer als die Hunde. Aufrecht. Bekleidet mit etwas Braunem, das einen hellen Kragen hatte.
    Die Gestalt bewegte sich vorwärts. Blieb stehen. Ging weiter. Blieb wieder stehen.
    Mit dem Gesicht von uns abgewandt. So weit, so gut.
    Ich stieß Milo an.
    Er wachte auf und riss die Augen auf. Griff nach seiner Waffe, stieg aus dem Wagen und legte die Fahrertür leicht an. Machte sich lautlos auf den Weg.
    Im Schutz des hohen Grases blieb er stehen, während der Mann in der braunen Jacke mit gesenktem Kopf über das Feld stapfte. Seine Schritte waren langsam und ruckartig und von zahlreichen scheinbar sinnlosen Stopps unterbrochen.
    Wie bei einer schlecht geölten Maschine.
    Milo behielt die Glock in der rechten Hand und nutzte die linke, um das Gras zu teilen. Er duckte sich bis auf die Größe eines durchschnittlich gewachsenen Mannes und marschierte los.
    Ich wartete, ehe ich die Autofenster noch ein Stück weiter öffnete, gerade so weit, dass die Hunde ihre Köpfe nicht durchstecken konnten, aber genug Luft zirkulieren konnte.
    Sie verharrten in ihrem Dämmer.
    Ich stieg aus.
    Ging erst einmal Richtung Tunneleingang, dann schlug ich einen Weg ein, der mich von Milo aus gesehen in einen rechten Winkel zu seiner Beute brachte, und überquerte das Feld im Rücken des Mannes mit dem braunen Mantel, sodass er die Spitze des Dreiecks einnahm, das wir bildeten.
    Milo näherte sich entschlossen seinem Ziel, ohne mich wahrzunehmen. Als er mich entdeckte, fuhr er kurz zusammen. Er warf mir einen langen Blick zu, machte aber keinen Versuch, mich zu verscheuchen.
    Er wusste, dass das ohnehin sinnlos gewesen wäre.
    Wir behielten unser Marschtempo bei. Der Mann im braunen Mantel stapfte ohne erkennbares Ziel weiter. Den Kopf zum Boden gerichtet, im Zickzack, abgetaucht in eine eigene Welt. Sein Schädel war kahl, blass, glänzend. Erst kürzlich geschoren.
    Milo und ich näherten uns auf dreißig Meter, dann auf zwanzig. Ich hörte auf, das Gras vor mir zu teilen, um das wischende Geräusch zu dämpfen. Ich gab mir keine Mühe mehr, leise zu sein.
    Der Mann in Braun blieb stehen und suchte den Horizont im Norden ab. Vielleicht suchte er nach den Hunden, und das war die Richtung, in die sie sonst immer davontrotteten.
    Oder er hatte seine eigene unergründliche Navigationslogik.
    Ich beschleunigte meine Schritte und überholte Milo. Er sah es und blieb erstarrt stehen, was mir ein paar weitere Sekunden Vorsprung gab.
    Ich nutzte sie, um mich noch näher an den Mann in Braun heranzupirschen.
    Er schleppte sich weiter, die massigen Schultern hängend, die Hände in die Manteltaschen geschoben. Ich fiel in Trab.
    Er blieb stehen, hob den Mantelsaum und kratzte sich am Hintern.
    Noch immer hatte er mich nicht gehört.
    Dann blieb ein besonders harter Grashalm an meinem Hosenbein hängen, und als ich mich losriss, machte es hörbar ssssipp .
    Der Mann im braunen Mantel drehte sich um.
    Entdeckte mich.
    Rührte sich nicht.
    Ich winkte enthusiastisch, als hätte ich ganz zufällig einen alten Freund wiedergetroffen.
    Der Mann in Braun glotzte mich an. Sein Wabbelgesicht bebte wie rohe Innereien.
    Lächelnd und winkend trat ich auf ihn zu. »Hey, Grant! Lange nicht gesehen!«
    Seine Kiefer spannten sich. Er stellte sich breitbeinig auf und fuchtelte wild mit den Armen.
    Ein knubbeliges Puddinggesicht, ohne jede Spuren von Gedankentätigkeit, abstrakten Zweifeln oder anderen fiesen kleinen Zwängen, die mit geistiger Gesundheit einhergehen.
    Nur voller Panik.
    Das war der böse schwarze Mann, der Nachtmahr, der sadistische Eindringling im Dunkeln, der so viel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher