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Rachel

Rachel

Titel: Rachel
Autoren: Linda Lael Miller
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hätte, aber ihre Zweifel überwogen. »Es kann einfach nicht funktionieren«, sagte sie traurig. »Ich kann doch nicht über einem Saloon leben - nicht, weil ich zu hochnäsig bin oder weil ich mich für etwas Besseres halte, aber ich bin nun mal der Ansicht, dass ... dass eine Familie nicht in so einem Haus wohnen sollte. Und ich weiß - ohne Trey vorher fragen zu müssen -, dass er seine Beteiligung am Brimestone Saloon ebenso wenig aufgeben wird, wie ich bereit bin, meinen Beruf als Lehrerin aufzugeben. Wie könnte dieses Problem also jemals gelöst werden?«
    June zuckte leicht mit den Schultern, aber ihr Blick strahlte Zuversicht aus, als sie an ihrem Tee nippte. »Ich schätze, Trey und Sie werden dieses Problem selbst lösen müssen, aber ich kann Ihnen versichern, dass Menschen schon ganz andere Probleme gelöst haben.«
    »Das scheint mir unmöglich zu sein.«
    »So genannte unmögliche Probleme werden jeden Tag gelöst.«
    Wieder seufzte Rachel. »Jetzt bin ich vollkommen verwirrt«, bekannte sie. »Ich hatte immer den Eindruck, dass Sie gegen eine Verbindung zwischen mir und Trey wären.«
    »Ich mag seinen Saloon nicht - das steht fest. Ich würde wahrscheinlich nicht mal ins Feuer spucken, wenn die Hütte lichterloh in Flammen steht, aber ich habe nichts gegen Trey als Mensch. Ehrlich gesagt, habe ich große Hochachtung vor ihm - und wenn es nur wegen seiner Art ist, wie er sich um seine kleine Tochter kümmert«, erwiderte June, wobei sie mit dem Kopf in Richtung des Zimmers deutete, aus dem Emmas Lachen zu hören war. »So wie ich das sehe, sagt es eine ganze Menge über einen Mann aus, wenn er bereit ist, die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen. Viele tun das nämlich nicht - nehmen Sie zum Beispiel nur Mike Houghton. Wenn Trey gewollt hätte, hätte er sicher eine andere weibliche Verwandte gefunden, bei der er Emma hätte unterbringen können. Aber das tat er nicht, denn als er spürte, dass sie ihn brauchte, da nahm er sie zu sich.«
    Dagegen konnte Rachel natürlich nichts einwenden — und Treys Charakter war ja auch gar nicht das eigentliche Problem. Wäre er nicht ein Mensch gewesen, hinter dessen sture unnachgiebige Fassade sie einen kurzen Blick geworfen hatte, hätte sie sich wahrscheinlich gar nicht in ihn verliebt. Der Saloon, das Spielen um Geld und ihr Wunsch, weiter als Lehrerin zu arbeiten, machten ihr weniger Sorgen, als die Gewissheit, dass er ihr eines Tages etwas über sich selbst erzählen würde, das sie nicht hören wollte, etwas, das sie gar nicht wissen wollte. Das hatte sie in seinen Augen gesehen, als sie da draußen auf der Straße, die noch keine war, gestanden hatten.
    Nicht ganz unerwartet erschien Trey am Abend in der Station und fragte Rachel fast schüchtern, ob sie einen Spaziergang mit ihm machen würde. Er machte dabei ein ernstes Gesicht und wirkte wie ein Mann, der zu seiner eigenen Hinrichtung ging, obwohl er in der Hand einen
    Wildblumenstrauß hielt, den er offensichtlich gerade gepflückt hatte.
    Sie nahm die Blumen zögernd, stellte sie ins Wasser und stimmte mit einem Nicken seiner Einladung zu. Sie borgte sich von June einen Umhang, denn der Abendwind war noch kühl, obwohl es bald Sommer sein würde.
    »Du musst wissen, dass ich dich sehr mag«, sagte er, sobald sie die Quelle erreicht hatten, der der Ort seinen Namen verdankte. Das Wasser sprudelte glasklar in ein kleines Becken, in dem sich die Sterne spiegelten. »Und deshalb muss ich dir etwas sagen, was ich noch keinem Menschen erzählt habe - mit Ausnahme eines Richters unten in Colorado.«
    Rachel wagte kaum zu atmen und schlang die Arme um sich selbst.
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Meine Frau - Emmas Mutter - wurde getötet, als zwei Banditen einen Laden in Great Falls überfielen«, begann er. Sie sah, wie sich die Erinnerung an diesem Tag in seinem Gesicht spiegelte, sie litt mit ihm, sie trauerte mit ihm, aber sie sagte kein Wort.
    Er seufzte tief. »Ich habe die beiden Männer erschossen, Rachel«, fuhr er fort. »Den einen habe ich zwischen den Augen getroffen, den anderen mitten ins Herz.«
    Rachel schluckte. »Einfach so? Ganz kaltblütig?«, flüsterte sie. Natürlich empfand sie keinerlei Sympathie für die toten Banditen - es waren schließlich Diebe und Mörder aber sie war auch dagegen, dass jemand das Gesetz in seine eigenen Hände nahm.
    »Ich habe sie nicht aus dem Hinterhalt abgeknallt«, sagte er. »Ich denke, dass es ein fairer Kampf war - aber ja, ich war in diesem Moment
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