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Rachel

Rachel

Titel: Rachel
Autoren: Linda Lael Miller
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Sie hatte erwartet, dass er ihr einen Fußtritt geben und sie verächtlich zurückweisen würde - die meisten Männer glaubten ja, dass es auf der Welt einen unerschöpflichen Vorrat an Jungfrauen geben müsste, die sie deflorieren konnten, wann immer sie Lust dazu hatten, aber Trey schien es nicht zu stören, dass sie schon mit einem anderen Mann intim gewesen war. »Wir brauchen gar nichts zu wissen«, sagte sie barsch. »Es ist doch vollkommen egal, was geschehen ist. Wir beide können doch einfach so weiter leben wie bisher und so tun, als ob sich nichts geändert hätte.«
    »Vielleicht kannst du das«, erwiderte Trey sti rn runzelnd und schüttelte sie dabei leicht, »aber ich kann es nicht. Ich muss es wissen!«
    »Aber warum?«
    »Deshalb«, sagte er, zog sie eng an sich,, beugte seinen Kopf und bedeckte ihre Lippen mit seinem Mund. Rachel wehrte sich einen Moment, aber mehr gegen sich selbst als gegen ihn, dann gab sie verwundert nach. Er öffnete ihre Lippen und schob seine Zunge in ihren Mund. Wäre sie bei einem Gewitter von einem Blitz getroffen worden, dann hätte die Energie, die sie durchfuhr, auch nicht intensiver sein können als dieser Kuss. Schließlich löste er sich von ihr und hielt sie auf Armlänge von sich. Seine Augen glänzten heller als alle Sterne am Himmel zusammen. »Ich denke, ich habe mich damit klar genug ausgedrückt«, sagte er schwer atmend.
    Rachel stand auf der Straße, die noch keine war, und hatte das Gefühl, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Ihre Knie waren weich wie Pudding und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, aufrecht stehen zu bleiben. Sie hatte eine Hand gegen den Busen gepresst, als versuchte sie, ihr Herz, das wild hämmerte, daran zu hindern, aus ihrer Brust auszubrechen und wie ein Vogel davonzufliegen. »Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte sie schließlich.
    »Ich weiß schon, was ich machen möchte«, antwortete Trey wehmütig und strich sich mit der Hand durchs Haar. »Aber das ist leider nicht möglich. Tatsache ist allerdings, dass sich die Leute die Mäuler zerreißen werden, wenn wir jetzt nicht sofort wieder zum Tanz zurückgehen. Für mich ist das nichts Neues, aber für dich könnte es der Ruin und das Ende deiner Karriere sein.«
    Rachel wusste, dass er Recht hatte, aber sie wollte um nichts in der Welt in die Station zurückgehen und den Menschen dort ins Gesicht sehen. Sie war sicher, dass Treys Kuss etwas in ihr zum Leuchten gebracht hatte, was man meilenweit sehen konnte.
    Ganz zärtlich nahm er ihre Hand und legte sie in seine Armbeuge. »Komm, Frau Lehrerin. Es gibt nur eine Möglichkeit deinen guten Ruf zu wahren: du musst für den Rest des Abends mit jedem Mann tanzen, der dich dazu a u ffordert.«
    Sie nickte, schniefte einmal und erlaubte ihm, sie zur Station zurückzuführen. Das Licht der Lampen, so schwach es auch war, wirkte grell, nachdem sie aus der Dunkelheit kam, und im gleichen Augenblick, als sie mit Trey den Saal betrat, endete die Musik - was jedoch sicherlich ein Zufall war.
    Jacob, Gentleman wie immer, trat sofort auf Rachel zu und reichte ihr seine große Hand. »Darf ich um die Ehre dieses Tanzes bitten, Miss English?«, fragte er.
    Rachel hätte den Mann küssen mögen, denn Jacob war in und um Springwater herum die unbestrittene Autoritäts-Person und die Menschen richteten sich nach ihm. Sie nahm seine Hand, nickte und ließ sich von ihm in einen wirbelnden Tanz führen. Wenig später war die Tanzfläche voller lachender Paare und Rachel verlor Trey aus den Augen. Sie folgte seinem Rat und ließ keinen Tanz aus. Zwischendurch tanzte Evangeline in Scullys Armen an ihr vorbei und selbst Granny Johnson schwang mit einem älteren Cowboy das Tanzbein. Die Mädchen, Emma und Abigail, Kathleen und Christabel, tanzten miteinander, während die Jungs mit entsetzt-versteinerten Gesichte rn am Rande der Tanzfläche standen. Zweifellos fürchteten sie das Schlimmste, was einem Jungen passieren konnte: ein Mädchen, das sie zum Tanz aufforderte und in die Arme nahm.
    Als der vergnügliche Abend endete, riefen die Familien nach ihren Kindern und suchten ihre Sachen zusammen, um nach Hause zurückzukehren. Alle schienen vergessen zu haben, dass die neue Lehrerin alleine mit dem Besitzer des Brimestone Saloons nach draußen gegangen war - eine Ungeheuerlichkeit, die schon so manch andere Lehrerin ihre Stellung gekostet hatte, denn es war einfach unschicklich, wenn eine unverheiratete Frau sich ohne
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