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Rachel

Rachel

Titel: Rachel
Autoren: Linda Lael Miller
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sind in meinem Saloon willkommen«, sagte er scheinbar ganz ruhig, aber der Ausdruck seiner silbrigen Augen besagte das Gegenteil. Sie blitzten scharf wie Rasiermesser in der Sonne. »Das war unverantwortlich. Fast wäre ein Mensch zu Tode getrampelt worden. Ich gebe dir genau eine Viertelstunde, um deine Leute auf Vordermann zu bringen und die Herde aufs Land zu treiben, bevor ich mein Gewehr hole und zu schießen anfange. Ich sage es dir nur einmal: Ich werde auf alles schießen, was sich bewegt und was nicht zu Springwater gehört.«
    Niemand - und schon gar nicht Rachel - zweifelte daran, dass Trey es ernst meinte. Sie hatte noch nie einen Menschen gesehen, der so wütend war wie Trey jetzt, und ihr war klar, dass er keine leere Drohung ausgestoßen hatte, sondern dass er fähig war seine Worte wahr zu machen.
    Bei dieser Erkenntnis lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Sie starrte Trey an und er schien zu spüren, dass sie ihn anschaute, denn er drehte sich zu ihr um, aber sie sagten beide kein Wort.
    Mit einem >tss tss< schüttelte June den Kopf, während Jacob Rachel am Arm nahm, um sie zu stützen, worüber sie unendlich dankbar war, denn ihre Beine schienen sie - wieder einmal - nicht zu tragen und sie fürchtete, dass sie ohne die Hilfe des Fremden zusammengebrochen wäre.
    Trey blickte e r st seine Tochter an und dann Rachel, zügelte sein Pferd und ritt in Richtung seines Saloons davon. Rachel beobachtete ihn, während sie an Jacobs Schulter lehnte. Als Trey verschwand, schien ein Damm in ihr zu brechen, ein Damm, hinter dem sie all ihre geheimsten Gefühle verborgen hatte. Sie fühlte sich so schuldig, weil es ihr nicht gelang, ihr Herz für Langdon aufzubewahren, weil sie sich nach einem Ehemann und eigenen Kindern sehnte - ein Wunsch, den sie jahrelang unterdrückt hatte, weil sie einen Mann liebte, der ihr kein Heim und keine eigenen Kinder geben würde, ein Mann, der ein schreckliches Geheimnis mit sich trug, das er ihr nicht offenbaren wollte. Sie schmiegte sich an Jacobs Brust und begann hemmungslos zu weinen.
    Jacob stand einfach da, wie ein fest verwurzelter Baum, hielt sie, den einen Arm um ihre Schulter, und streichelte mit der anderen Hand ihre Schulter. »Ist ja gut«, sagte er immer und immer wieder. Und irgendwie wirkten diese nichts sagenden Worte doch sehr beruhigend.
    Nach einer Stunde hatten sich alle wieder gefasst und alles war wieder in Ordnung. June hatte die Kinder bei der Hand genommen und sie mit ihrer liebevoll-zuversichtlichen Art beruhigt. Rachel selbst hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, wo sie sich gründlich gewaschen und die Kleidung gewechselt hatte. Nachdem sie sich den Staub aus den Haaren gebürstet hatte, steckte sie sie wieder zu dem üblichen Nackenknoten zusammen, straffte die Schultern und ging in die Halle der Station zurück, um der Welt wieder in die Augen zu sehen. Sie fürchtete nämlich, dass sie sich unter der Bettdecke verkriechen würde, wenn sie länger in ihrem Zimmer blieb.
    »Was hatten diese Tränen vorhin zu bedeuten?«, fragte June leise und mitfühlend, während sie Tee einschenkte, sobald Rachel erschien. Jacob und Toby waren inzwischen gegangen und die Mädchen schnatterten aufgeregt in Christabels Zimmer.
    Rachel seufzte tief und ließ die Schultern fallen. »Ich denke, das wissen Sie genau.«
    »Sie sind in Trey Hargeaves verliebt«, bemerkte June, »und Sie glauben, dass es keine Hoffnung für Sie beide gibt, dass sich doch noch alles zum Guten wenden wird.«
    Rachel nickte und setzte sich auf eine Bank. Sie war von Herzen dankbar für den frischen heißen Tee, denn sie fühlte sich seltsam matt und schwach - sie, die ihr Leben lang stark gewesen war, unabhängig von jedem anderen Menschen. Und wieder war sie den Tränen nahe. »Ich habe mir selbst etwas vorgemacht«, bekannte sie leise, »als ich mir eingeredet habe, dass ich keinen Menschen brauche.
    Aber ich brauche jemanden, June ... ich brauche den falschen Mann!«
    Die ältere Frau, die sich selbst auch Tee eingeschenkt hatte, setzte sich Rachel gegenüber und gab zwei Stücke Zucker und einen Schuss Sahne in ihre Tasse. »Vielleicht ist Trey ja gar nicht der falsche Mann«, sagte sie nach einer Weile. »Ist Ihnen denn nie der Gedanke gekommen, dass er der richtige sein könnte? Der Mann, der Ihnen von den Sternen bestimmt ist?«
    Rachel hätte die ältere Frau, die so einfühlsam und klug war, gerne umarmt. Sie wünschte sich ja nichts sehnlicher, als dass June Recht
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