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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition)
Autoren: Janet Clark
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Chance? Bitte?«
    Hanna spürte Martens Hand. Sie dachte daran, wie sie ihn für einen Betrüger gehalten hatte. Anstatt ihn zur Rede zu stellen, hatte sie ihn gemieden, und er war ihr nachgereist und hatte Lilou vor dem Sturz in die Glasscherben gerettet.
    »Ich habe mir immer eine Schwester gewünscht.«

Sonntag, 6. November

79
    Der Waldweg war fast kahl, nur noch vereinzelt hielten Bäume ihre rot-braun melierten Blätter fest, als wollten sie dem nahenden Winter trotzig die Stirn bieten.
    »Das muss ein Buchenwald sein«, sagte Hanna beiläufig, während ihre Finger an der Beifahrerscheibe kleine Kreise zogen. »Bei meinen Eltern hängt noch viel mehr Laub an den Ästen. Eichen werfen ihre Blätter später ab.«
    »Wie war es bei deinen Eltern?«, fragte Marten sofort, als hätte er nur auf den geeigneten Moment gewartet, um sie auf ihr erstes Wiedersehen mit ihrer Familie anzusprechen. »Möchtest du mir davon erzählen?«
    »Schwierig, aber nicht hoffnungslos.« Sie löste ihren Blick von den kargen Ästen der vorbeiziehenden Bäume und lächelte ihn an. »Auf Lilou haben sie genau so reagiert, wie ich es mir erhofft hatte. Sie wäre aber auch das Traumkind meiner Mutter gewesen. Britt hat sie mit Schnallenschuhen und einem niedlichen Kleid ausstaffiert und ihre Locken mit Haarspangen zu einer richtigen Frisur gebändigt … Mama hat meine alte Puppenküche ausgegraben, und da gab’s für die beiden kein Halten mehr.«
    »Das freut mich.«
    »Auf meine Bitte bezüglich Britt haben sie weniger gut reagiert. Mama hat völlig dichtgemacht und ist dann mit Lilou abgezischt. Papa dagegen meinte, er würde darüber nachdenken. Für Britt würde es viel bedeuten, wenn Papa sie anerkennt.«
    »So wie ihr deine Freundschaft viel bedeutet.« Er parkte das Auto vor Arianes Haus und zog den Schlüssel ab. »Du bist sicher, dass Ariane sich Lilou ansehen soll?«
    »Ja.«
    »Ganz sicher? Letztes Mal warst du sehr skeptisch.«
    Sie öffnete die Tür und stieg aus. »Seitdem ist viel passiert.«
    Lilou ließ sich nur unter lautem Protest von ihrer Mutter aus dem Kindersitz heben. Dennoch ging Hanna zielstrebig mit ihr zur Haustür, wo Ariane bereits auf sie wartete.
    »Da seid ihr ja!« Sie streckte Lilou die Arme entgegen. »Na, mein Goldspatz, kommst du zu mir?«
    Lilou drängte sich an Hanna und wandte den Kopf ab.
    »Sie fremdelt etwas. Lass ihr ein wenig Zeit.«
    Ariane lächelte wissend und bat Hanna und Marten herein. Im Wohnzimmer setzte Hanna Lilou wie beim letzten Mal vor dem Sofa ab und wollte Marten zu der separaten Sitzecke folgen, doch Lilou krallte sich an ihr fest.
    »Mama mit!«, sagte sie weinerlich und klammerte sich an Hannas Hose.
    »Mama bleibt bei dir, es ist alles gut.« Hanna setzte sich auf das Sofa.
    Ariane brachte den Korb mit Stofftieren und stellte ihn vor Lilou. »Na, Goldspatz, möchtest du dir ein Tier aussuchen?«
    Zaghaft griff Lilou in den Korb, zog einen Löwen heraus und setzte sich damit zwischen Hannas Füße.
    »Möchtest du auch einen für deinen Freund Om?«
    Lilou schüttelte den Kopf und versteckte sich mit dem Löwen hinter Hannas Bein.
    »Om hat uns verlassen. Wir brauchen keinen zweiten Teller mehr, und Oms Zahnbürste haben wir auch weggepackt.« Hanna beugte sich vor und küsste Lilou zärtlich auf die blonden Locken.
    »Gibt es sonst noch Veränderungen seit eurem Abenteuer in England?« Ariane ließ sich vor Lilou auf die Knien nieder.
    »Sie ist viel fröhlicher und freut sich wieder, wenn ich mit ihr herumalbere. Und sie schnalzt nicht mehr mit der Zunge. Ach, und in der Krippe hat sie jetzt angefangen, mit den anderen Kindern zu spielen. Spinnen sammelt sie auch nicht mehr. Dafür fremdelt sie wieder.«
    »Das klingt gut«, sagte Ariane, brachte ihre nach außen geöffneten Handflächen auf Brusthöhe und schloss die Augen. Hanna machte Anstalten zu gehen, um Ariane arbeiten zu lassen, doch sie schüttelte den Kopf, ohne die Augen zu öffnen. »Bleib nur, ich kann euch gut unterscheiden. Ich brauche nicht lang.«
    Hanna sah sich nach Marten um. Er lächelte ihr zu und zeigte mit einem Daumen nach oben. Sie dachte an ihren letzten Besuch bei Ariane, an ihre Zweifel und Ängste, ihre Wut über die vermeintliche Täuschung und den überstürzten Aufbruch. Wie anders sie sich heute fühlte. So frei, so unbeschwert.
    »Ich kann sie nicht mehr spüren.« Ariane öffnete die Augen. »Keine Blockade mehr, nichts. Ich dringe direkt zu Lilou vor, und sie hat eine wunderbare Aura.
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