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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition)
Autoren: Janet Clark
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wüsste er, dass sie noch nicht fertig war.
    »Das Gute daran ist, der Alte kann sich nicht rausreden. Niemand wird ihm abnehmen, dass er zufällig das Fundament von dem Karussell auf Stevies Grab gesetzt hat. Das kann er nicht auf Tom abwälzen. Und dadurch wird seine Version der Geschichte unglaubwürdig. George will jetzt mithilfe des Tagebuchs und Lukes Aussage eine Nebenklage anstrengen.«
    »Und Mary?« Marten hatte wieder ihre Hand genommen. »Ist sie noch immer so still?«
    Hanna nickte. »Es ist wohl ihre Art, mit ihrer Trauer umzugehen. Toms Tagebuch zu lesen war schrecklich für sie. Sie hat nur geweint. Bei jeder Zeile. Und trotzdem war es wichtig für sie.« Sie machte eine Pause. Die Erinnerung an Marys Verzweiflung, ihren Sohn solch einem Martyrium ausgesetzt zu haben, schnürte ihr den Hals zu.
    »Ich wollte sie davon abbringen, aber sie hat zwanzig Jahre lang nach Antworten gesucht. Du kannst dir vorstellen, niemand hätte sie davon abhalten können.« Hanna dachte an Toms Bemerkungen über Stevie. Dass er so anders sei. Dass er ihn beschützt hatte. Wie sehr er seine Eltern geliebt hatte. »Sie beide sind unglaublich stolz auf Stevie. Er ist so tapfer gewesen. So stark. Er muss ein wunderbares Kind gewesen sein.«
    Marten ergriff ihre Hand jetzt mit beiden Händen und barg sie darin wie in einem Kokon.
    »Sie werden es schaffen. Jetzt, wo sie den Verantwortlichen vor Gericht bringen können. Und ich glaube, Lilous Anwesenheit ist ein Segen für sie.« Hanna lächelte. »Sie haben Stevies Fotos herausgeholt. Sie sind im ganzen Haus verteilt. Als wäre er zurückgekommen. Die Atmosphäre im Haus hat sich völlig verändert.«
    »Und du?«, fragte Marten. »Wie geht es dir mit Tom?«
    Hanna löste ihre Hand aus seinen. »Ich weiß nicht. Es macht mich sehr traurig. Aber … es ist so viel passiert. Das alles hat mich sehr verletzt. Ich habe mich innerlich weit von ihm entfernt.«
    »Hat George dir die Unterlagen über Tom besorgen können?«
    »Ja. Ich verstehe jetzt, warum er nie über seine Zeit in England gesprochen hat. Als er etwa zehn Monate nach Steves Tod aus dem Heim abgehauen ist, muss er komplett den Boden unter den Füßen verloren haben. Er hat nur Mist gebaut. Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Autoknacken. Er war im Jugendknast und in Resozialisierungsprogrammen. Hat immer wieder den Ort gewechselt.« Hanna hielt in ihrer Aufzählung inne. Die Vorstellung, dass Tom so viele Jahre orientierungslos und verbittert einen Platz im Leben gesucht hatte, stimmte sie traurig. »Nach dem, was er erlebt hat, wundert mich es nicht, dass er so abgedreht ist. Zweitausend war er in den Überfall auf einen kleinen Supermarkt verwickelt, und seitdem verliert sich jede Spur. Er war gerade auf Bewährung und hätte eine Haftstrafe antreten müssen. Keine Jugendstrafe. Ich denke, dass er damals seinen Namen gewechselt hat und als Steve Warrington nach Deutschland geflohen ist. Und dort weiß ich nur, was er mir erzählt hat. Seine Zeit auf dem Bau und dann die Lehre.«
    »Rose … Britt,« warf Marten ein. »Das muss ein großer Wendepunkt in seinem Leben gewesen sein.«
    »Ja«, stimmte Hanna zu. »Und ich bin Britt dankbar dafür. Ohne sie hätte es den Tom, den ich kennen und lieben gelernt habe, nie gegeben.«
    Wie sehr sich die Situation in dem kurzen Zeitraum geändert hatte. Die Erkenntnis, wer Tom wirklich gewesen war, wie schwer er es im Leben gehabt hatte und wie sehr es ihn getroffen haben musste, als erst Robs Erpressung und dann Britts Auftauchen sein neues Leben zu zerstören drohten, hatte sie sehr nachdenklich gemacht. Sie glaubte zu verstehen, dass er nur aus Angst, sie zu verlieren, nicht ehrlich zu ihr gewesen war. Sie hatte ihren Frieden mit ihm geschlossen und fühlte sich seltsam befreit, als hätte sie die letzten Monate in einer zu engen Jacke gesteckt und könnte sich das erste Mal wieder frei bewegen.
    »Hat Linus denn inzwischen gestanden?«, unterbrach Marten ihre Gedanken.
    Hanna nickte. »Die Polizei konnte nachweisen, dass er sich zum Zeitpunkt von Toms Ermordung in Deutschland aufgehalten hat. Zurückgeflogen ist er erst an dem Tag, als ich nach Rapallo gereist bin. Die Polizei hier arbeitet jetzt mit der deutschen Polizei zusammen. Ich denke, sie werden Toms Leiche bald finden.« Wieder machte sie eine Pause. »Weißt du, je mehr ich über alles nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass Tom Lilou nicht benutzt hat, um seinen Mörder zu finden, sondern um
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