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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst
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noch.
    Er erhob sich.
    Â»Haltet die Tür verriegelt, wie Onkel Wyatt es euch befohlen hat. Ich bin gleich wieder da.«
    Â»Bitte seien Sie vorsichtig. Bill Monroe darf uns nicht finden«, bat Doris.
    Ihre Stimme zitterte, und Joe sah, wie verängstigt sie war. »Können Sie nicht bei uns bleiben?«
    Joe dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. Er konnte nicht davon ausgehen, dass Keeley verblutet war. Und selbst wenn es so sein sollte, musste er die Leiche sehen. »Ich muss mich vergewissern, dass er niemanden mehr bedrohen kann.«
    Â»Danach fahren wir aber nach Hause?«, fragte Lucy.
    Joe verzichtete darauf, sie zu fragen, welches Zuhause sie damit meinte. »Ja«, erwiderte er.
    ***
    All seine Gedanken und Gefühle liefen auf eines hinaus: Rache.
    Joe kehrte zur vorderen Veranda zurück und musterte den Zementboden. Obwohl der Regen das meiste davon weggewaschen hatte, waren noch einzelne Blutspuren auszumachen. Nate musste sie übersehen haben, als er ins Haus gehetzt war. Joe verließ die Veranda wieder und sah sich auf dem Lehm um. Da ein Fleck, dort ein Spritzer. Die Spur führte Richtung Scheune.
    Es war, als folgte Joe einem verwundeten Hirsch. Er hielt nicht nur nach Blutflecken Ausschau, sondern auch nach aufgewühlter Erde, nach Fußspuren, nach Stellen, wo Keeley beim Davonhumpeln gestürzt war.
    Im Gras war eine Mulde, wo er zusammengebrochen sein musste. Seine Schulter hatte eine Delle in der Grasnarbe hinterlassen, die sich mit blutigem Wasser füllte.
    Keeley hatte es nicht in die Scheune geschafft. Er saß zusammengesackt vor dem Tor, und neben ihm lehnte ein Boot. Joe vermutete, Keeley hatte es holen wollen, war dann aber kollabiert. Seine Beine hatte er gerade ausgestreckt. Mit der rechten Hand hielt er den Stumpf, der von seinem linken Arm übrig geblieben war, und knochenweiße Finger bedeckten die Wunde. Noch immer drang bei jedem Herzschlag Blut zwischen den Knöcheln hervor. Keeley schien keine Schusswaffe zu tragen oder in Griffweite zu haben. Doch der Verletzte beobachtete ihn mit wachsamen Augen und mit hassverzerrtem Mund.
    Â»Diesen Wyatt hatte ich nicht auf der Rechnung«, sagte Keeley. »Ein bärenstarker Mistkerl.«
    Â»Ja.« Joe dachte daran, wie er die Plastikhandschellen gesprengt hatte.
    Keeley sah auf. Seine Augen waren schwarz und blickten leblos. »Sie haben meine Familie zerstört. Meinen Bruder, meine Schwägerin, meine kleine Tochter.«
    Â»Ihre Tochter – wie meinen Sie das?«
    Â»Sie war mein Kind«, sagte Keeley mit blitzenden Augen.
    Â»Dann haben Sie und Jeannie … «
    Â»Verdammt richtig – ich und Jeannie. Ote war viel unterwegs.«
    Â»Deshalb haben Sie das alles getan? Um es mir heimzuzahlen?«
    Keeley nickte.
    Â»Ich habe getan, was ich konnte, um April zu retten«, rief Joe zornig. »Wir haben sie genau so geliebt wie unsere eigenen Mädchen.«
    Â»Blödsinn. Nicht wie ein Vater seine Tochter liebt.«
    Joe ballte die Fäuste so fest, dass die Fingernägel in die Handflächen schnitten. Er wollte sich auf Keeley stürzen und auf ihn einprügeln. Stattdessen spürte er, wie seine rechte Hand sich gerade genug lockerte, um die Dienstwaffe zu entsichern.
    Â»Was wissen Sie schon davon, wie es ist, Vater zu sein?«, sagte er. »Sie waren doch bloß der Samenspender.«
    Â»Arschloch«, stieß Keeley hervor.
    Joe stand über ihm und blickte auf ihn hinunter. Seine Finger umfassten den Griff seiner Pistole. »Hat es irgendeinen Sinn, mit Ihnen zu reden? Ihnen zu sagen, dass ich nichts mit dem Tod Ihrer Tochter oder Ihres Bruders zu tun hatte?«
    Â»Ich weiß, was ich weiß. Sie und Wacey Hedeman waren am Tod meines Bruders beteiligt. Und Sie waren dabei, als April ermordet wurde.«
    Joe schüttelte den Kopf und entgegnete ruhig: »Dann haben Sie also auch Wacey vergiftet?«
    Â»Ja.«
    Â»Und der Cowboy, der im Shirley Basin erschossen wurde?«
    Â»Das war der Beste von allen.«
    Keeleys Mund lächelte kalt, doch sein Blick verweilte auf Joe. »Ich wünschte, ich hätte Ihre Töchter erledigt. Ich hatte sie ja bei mir. Aber ich bin gierig geworden. Und dumm. Ich wollte, dass Arlen Wort hält und mich bezahlt.«
    Joe ging in die Hocke, um Keeley direkt in die Augen schauen zu können. Was er sah, ekelte und erschreckte ihn. Er dachte daran, was Keeley seiner Familie angetan hatte. Was er
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