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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst
Autoren: authors_sort
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wuchtig gegen eine ertrunkene Kuh, dass Nate zur Seite geschleudert wurde und Joe die Ruder aus den Händen glitten.
    Da er nicht mehr steuern konnte, drehte sich das Boot heftig nach rechts. Joe krabbelte auf allen vieren über den Bootsboden durch eisiges, dreißig Zentimeter hohes Wasser, um wieder an die Ruder zu kommen, als sie auch noch gegen das Plumpsklo krachten.
    Nate und Joe wurden gleichzeitig zur Seite geworfen, wodurch das Boot kippte und sehr viel Wasser eindrang.
    Sie sanken.
    Zum Glück beruhigte sich der Fluss, und Joe bekam die Ruder zu fassen. Er hatte nicht nur mit der Strömung, sondern auch mit der zentnerschweren Last des ins Boot eingedrungenen Wassers zu kämpfen. Doch er hielt die Ruderblätter tief und fest im Fluss und schaffte es, das Boot anzulanden. Sie liefen auf ein sandiges Ufer auf, und unvermittelt war die Fahrt zu Ende.
    Joe richtete sich stöhnend in seinem Sitz auf. »Das läuft nicht gerade gut.«
    Nate krabbelte auf seine Bank zurück, wrang seinen Pferdeschwanz aus und tastete die Regenjacke ab, um sich zu vergewissern, dass er seine Waffe noch hatte.
    Â»Dafür braucht man ein großes Schlauchboot«, sagte er.
    Â»Das haben wir aber nicht.«
    Sie stiegen aus, drückten mit aller Kraft gegen die Bordwand und konnten das Boot so weit anheben, dass ein Großteil des Wassers rauslief. Ohne dieses Gewicht hüpfte es auf den Wellen und begann wieder, flussabwärts zu treiben. Joe hielt sich an einer Seite fest, lief ein paar Schritte durch das Wasser und wuchtete sich zurück in ihr Gefährt. Auch Nate zog sich über die Bordwand und landete auf dem Bootsboden.
    Joe richtete den Bug flussabwärts aus, und ihr Tempo nahm zu. Vor ihnen erklang ein Rauschen, das weit wilderes Wasser ankündigte als das, mit dem sie eben gekämpft hatten.
    Â»Aufpassen!«, schrie Joe.
    Nate griff nach dem Tau entlang der Dollborde und wickelte es sich zweimal um die Handgelenke.
    Â»Willst du das wirklich tun?«, fragte Joe. »Falls das Boot kentert, kannst du dich womöglich nicht aus den Seilen befreien.«
    Â»Dann lass das Boot nicht kentern«, rief Nate über die Schulter.
    Joe spürte, wie sie immer schneller wurden. In der Luft lag die Gischt der Wogen und Stromschnellen, auf die sie zusteuerten. Sie hatten inzwischen ein solch hohes Tempo erreicht, dass er bezweifelte, das Boot noch ans sichere Ufer steuern zu können, wenn er das wollte. Und das wollte er.
    ***
    Der Fluss verengte sich zu einem schäumenden Trichter. Was zwei Tage zuvor ein sanftes Kräuseln an der Oberfläche des trägen Wasserlaufs gewesen war, hatte sich in anderthalb bis zwei Meter hohe Wellen verwandelt. Von den Ufern ragten Bäume in den Fluss, deren Äste sie aufspießen würden, wenn sie ihnen zu nahe kämen.
    Sie mussten genau in der Mitte bleiben.
    Joe war klar: Er musste den Bug flussabwärts gerichtet halten. Sollte der Bug ausbrechen, würde die Strömung sie herumschleudern und mit der Breitseite in eine Welle spülen, und das Boot würde voll Wasser schlagen oder kentern.
    Â»Auf geht’s!« Nate warf den Kopf in den Nacken und heulte wie ein Wolf.
    Der Bug brach langsam nach links aus, und Joe steuerte mit dem rechten Ruder gegen. Es würde schwer werden, die Blätter im Wasser zu halten, wenn sie in die Wellen gerieten, aber er musste es schaffen. Sollte ihm beim Zurückrudern das Blatt aus dem Wasser schießen, würde er die Kontrolle über das Boot verlieren.
    Â»Halt das Boot geradeaus!«, brüllte Nate.
    Plötzlich zeigte der Bug nach oben, und Joe blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Im nächsten Moment erreichten sie den Wellenkamm, und die vordere Hälfte des Boots hob sich kurz aus dem Fluss, ehe es vornüberkippte und der Bug zurück ins Wasser schlug. Joe schloss die Fäuste um die Rudergriffe, hielt sie auf Höhe seines Kinns und stemmte die Blätter ins Wasser.
    Sie schafften es, und nur ein Spritzer schlug ins Boot.
    Doch bevor Joe auch nur Atem holen konnte, stiegen sie die nächste Welle hoch und jagten erneut so rasch auf der anderen Seite herunter, dass er dachte, er habe seinen Magen flussaufwärts gelassen. Und wieder ging es aufwärts, und erneut wies der Bug in die Wolken.
    Joe steuerte sicher über sieben mächtige Wellen.
    Als die Strömung sie endlich zu einem flachen Abschnitt trug, wo das Wasser rasch, aber viel ruhiger floss,
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