Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Wyatt angetan hatte. Was er ihm selbst und den anderen noch antun könnte, falls er sich erholen sollte, so unwahrscheinlich das auch schien. J. W. Keeley würde stets eine Bedrohung für ihn und für alle in seiner Umgebung sein.
    Â»Ich brauche einen Arzt«, sagte Keeley. »Rufen Sie mir einen Arzt. So hab ich nicht mehr lange zu leben.«
    Â»Vor sechs Jahren war Wacey Hedeman in der gleichen Lage«, erwiderte Joe. »Er lag blutend am Boden. Ich hab ihn gehen lassen. Das war die falsche Entscheidung.«
    Keeley musterte Joe und grinste höhnisch. »Sie haben eine Dienstmarke. Das dürfen Sie nicht tun.«
    Â»Vorbei, vorbei.« Joe hob die Glock und setzte sie an Keeleys Stirn.
    Hinter ihm rief Nate: »Nicht!«
    Joe drückte ab. Keeleys Haupt knallte gegen das Scheunentor, und er sank tot zur Seite. Auf diese Entfernung konnte selbst Joe nicht danebenschießen.
    ***
    Als Joe aufstand und sich umdrehte, sah er Nate übers Gras getaumelt kommen. Sein Freund war verletzt.
    Â»Wyatt, der Dreckskerl, hat mich bewusstlos geschlagen, kaum dass ich ihn kurz aus den Augen ließ«, sagte Nate wackelig. Er hatte Blut an der Schläfe.
    Â»Das war Wyatt?«, fragte Joe. Seine Stimme klang fremd und körperlos angesichts dessen, was er eben getan hatte. Er verspürte weder Triumph noch Schuld. Er wusste noch nicht, was er empfand.
    Hinter Nate stieg ein Rauchfaden aus einem Fenster im Obergeschoss der Ranch. Dann noch einer. Gleich darauf erhellten Flammen die Fenster von innen.
    Joe ging auf Nate zu, und sein Arm mit der Waffe hing schlaff herab. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an. Obwohl er wusste, was er sah, kam es ihm vor wie auf einer Filmleinwand und erschien nicht real. Noch immer spürte er den Rückstoß der Waffe in der Hand und die Schockwelle, die ihm nach dem Schuss in den Arm gefahren war. Und er dachte, dass die Art, wie Keeley einfach zusammengesunken und zur Seite gesackt war wie ein Stück Fleisch, den bösen Funken hatte verglimmen lassen, der in ihm selbst gewütet hatte.
    Dann überlegte er: Zu töten ist einfacher, als es sein sollte. Das hat John Wayne Keeley vielleicht auch gedacht.
    Und weiter: Was ist mir widerfahren? Wie konnte er es wagen, meine Töchter zu bedrohen?
    ***
    Flammen schlugen aus Fenstern und Haustür, und das Dach brannte. Joe roch den Rauch und hörte hundertzwanzig Jahre alte Balken knacken.
    Â»Wo ist Wyatt?«, fragte er. Seine Stimme klang hohl und leblos.
    Â»Ich denke, er ist rausgekommen.« Nate hatte sich inzwischen einigermaßen erholt und stand neben ihm.
    Joe streckte die Hand aus. »Da ist er.«
    Wyatt tauchte neben dem Haus im Rauch auf. Wegen der hitzeflimmernden Luft war er schwer zu erkennen. Doch es war eindeutig der stämmige Wyatt, der direkt auf das Haus zuhielt und dabei etwas auf seiner Schulter trug:
    Opal – steif wie ein Brett.
    Wyatt schleppte die präparierte Leiche seiner Mutter durch die Haustür ins Zentrum der Flammen.
    Â»Er errichtet einen Scheiterhaufen«, konstatierte Nate.
    Â»Was Opal angeht, hab ich mich total getäuscht«, sagte Joe. Seine Stimme klang blechern.
    Â»Bevor er mich bewusstlos schlug, sagte er mir, seine Mutter hat einen Herzinfarkt erlitten, als ein Angelführer namens Wayman sie in den Fluss geworfen hat«, erzählte Nate. »Sie ist friedlich gestorben, und Arlen hat sie gefunden. Er hat sie heimlich begraben, weil er von dem Testament wusste, in dem sie Hank die Ranch vermachte, doch Wyatt hat ihn beobachtet, die Mutter wieder ausgebuddelt und sie zu dem gemacht, was sie stets sein wollte: unsterblich.«
    Â»Wirklich nett«, sagte Joe.
    Â»Ein Mordsvermächtnis«, meinte Nate.
    ***
    Als die Abenddämmerung hereinbrach, saß Joe mit seinen Mädchen in Wyatts Schuppen. Doris tröstete Julie und flüsterte ihr zu, alles werde gut. Julie wirkte wie versteinert und zeigte keinerlei Regung. Sheridan nahm ihre Hand und hielt sie.
    Das Haus brannte weiter, bis es in sich zusammenstürzte. Der Regen versiegte, und die Wolken rissen auf.
    Ãœberrascht stellte Joe fest, dass Wyatts Telefon wieder funktionierte. Sofort rief er Marybeth an.
    Â»Ich bin bei den Mädchen. Sie sind in Sicherheit«, meinte Joe zufrieden.
    Mit Tränen in den Augen hörte er Marybeth vor Freude weinen und gab Sheridan und Lucy den Hörer, damit sie mit ihr sprechen konnten.
    Als die beiden ihm das Telefon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher