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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
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wussten, dass die Sami jemandem auflauern konnten, ohne dass er es merkte, bis er die Knochenspitze eines ihrer Pfeile im Herzen hatte.
    Selbst im Zweikampf bringen sie uns um, dachte Krähenbein. Sie zerhacken uns, als seien wir Späne von einem Baumstamm.
    Nicht weit von hier lagen Männer, die Arme auf der Brust verschränkt, die Gesichter mit ihren Mänteln bedeckt. Männer, die Geschick und Verstand besessen hatten, deren Prahlerei und Gelächter nun verstummt war und die jetzt nur noch tote Kleiderbündel waren, aufgereiht wie frisch gefällte Baumstämme und in dieser Kälte ebenso steif.
    Die Sami hatten sich schon zu oft mit diesen Jägern aus den Bergen eingelassen, doch noch nie zuvor waren so viele von ihnen gleichzeitig gefallen. Die Mannschaft ging stumm zwischen den Toten umher, ab und zu hörte man jemanden leise brummen, dann sah man vielleicht etwas näher hin oder befühlte etwas, kniete sich wohl auch hin, um zwischen Blut und zersplitterten Knochen etwas zu suchen. Insgesamt aber gaben sie sich große Mühe, diesen fremdartigen Kriegern mit ihren Tiermasken und den furchterregenden Geschichten über Sami-Zauber nicht zu viel Beachtung zu schenken.
    Schließlich brach Murrough das Schweigen. Er reinigte gerade die große, bärtige Dal Cais-Axt mit einer der Ledermasken, als er das Unbehagen aller in Worte fasste. Er sah einen der Toten an und stieß ihn leicht mit dem Fuß.
    » Ja«, sagte er, » den hier habe ich gestern umgebracht.«

Kapitel 1
    Insel Mann, A. D. 979
    Die drei hatten in der nach Fisch stinkenden keeill Schutz gesucht, es war eng, und die Kälte drang ihnen ins Mark– aber einen von ihnen kümmerte das nicht mehr, denn er starb. Doch vielleicht, dachte Drostan, als er das hakennasige Gesicht des Bruders ansah, der hier lebte, vielleicht kümmert es den Priester noch weniger als den Sterbenden.
    » Ich bin erledigt, Bruder«, sagte Sueno, und sein heiseres Flüstern brachte Drostan wieder zurück, hierher, wo sein Bruder in Christo lag, dessen Gesicht im trüben Licht der Tranlampe vor Schweiß glänzte.
    » Unsinn«, log Drostan. » Wenn der Sturm morgen nachlässt, gehen wir zur Kirche von Holmtun hinunter und bitten dort um Hilfe.«
    » Das schafft er doch nicht mehr«, sagte der Priester mit krächzender Stimme, die wie eine Krähe klang, und Drostan drehte sich ärgerlich um.
    » Psst, du– hast du denn so wenig christliche Nächstenliebe?«
    Ein gurgelndes Geräusch, das ein Lachen oder ein Fluchen sein konnte, und plötzlich hatte er die Hakennase so dicht vor seinem Gesicht, dass er den Kopf zurückbeugen musste. Es war kein tröstendes Gesicht. Es war von strähnigem eisengrauem Haar umrahmt, und die Haut war so ausgetrocknet, dass sie an einen aufgerissenen, dürren Ackerboden erinnerte. Die wenigen Zähne, die er noch hatte, wirkten beim Sprechen wie schwarze Runensteine.
    » Die habe ich verloren«, nuschelte er, dann wurde sein Blick glasig, und er stand auf und kümmerte sich um das Feuer. Er ging gebeugt und humpelte stark.
    » Die habe ich verloren«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. » Draußen, im Großen Weiß. Dort liegt sie, eine Beute für Wölfe und Füchse und heidnische Trolle in Fellen– aber nein, Gott wird sie schon schützen. Ich werde sie wiederfinden. Gott wird sie schützen.«
    Erschrocken versuchte Drostan, seine Gedanken zu ordnen. Er kannte diesen Priester nur vom Hörensagen, und was er gehört hatte, war nicht sehr vertrauenerweckend gewesen. Leicht verrückt, hatte es geheißen. Ein Pfahlsitzer, der heruntergefallen war, hatten böse Zungen behauptet. Ein Ausländer. Diese letzte Tatsache hatte Drostan nun selbst erkannt, denn seine krächzende Sprache klang merkwürdig.
    » Gebe Gott, dass du sie bald wiederfindest, und deinen Frieden dazu, Bruder«, sagte Drostan und versuchte, trotz seiner zusammengebissenen Zähne so fromm wie möglich zu klingen.
    Das Habichtsgesicht sah ihn an. » Ich bin nicht dein Bruder, Culdee«, sagte er höhnisch. » Ich bin aus Hammaburg. Ich bin ein wahrer Anhänger der wahren Kirche. Ich bin sowohl Priester als auch Mönch.«
    » Ich bin lediglich ein einfacher Eremit der Cele Die, genau wie diese arme Seele hier. Und doch sind wir jetzt alle zusammen hier«, erwiderte Drostan leicht irritiert. » Bruder.«
    Der Regen fiel auf die Mauern, und die feuchte Luft von draußen brachte den Geruch nach Seetang mit, der sich mit dem Gestank der Tranlampe vermischte. Der Priester aus Hammaburg sah nach links,
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