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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
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entsprossen war. Als Cormac das Horn des kleinen Koll mit verdünntem Bier füllte, berührten sich ihre Köpfe fast, und ich merkte, wie Brand die Luft anhielt.
    » Der Junge wächst«, murmelte er. » Ich muss etwas tun…«
    » Er braucht einen Vater«, warf ich vielsagend ein, und er nickte, dann sah er Koll an und lächelte liebevoll. Aoife ging vorbei und füllte Trinkhörner, und mir kam es vor, als wiege sie sich etwas stärker in den Hüften, sodass Jarl Brand knurrte und unruhig auf der Bank herumrutschte.
    Ich seufzte. Nach einigen Nächten hier standen die Aussichten nicht schlecht, dass wir nächstes Jahr um diese Zeit abermals einen weißhaarigen Schreihals von Aoife haben würden. Als ob wir nicht schon genug halb flügge Adler am Nestrand hocken hätten…
    Am nächsten Morgen öffneten sich im Frühnebel erste Knospen, die Sonne ließ die Tautropfen im Gras funkeln, und der Frühling hielt Einzug, während die Eingeschworenen die Fjord Elk ins Wasser zogen, wo sie sanft neben der Schwarzadler schaukelte. Jetzt würden die Raubzüge anfangen, von denen abhing, ob Finn bleiben oder gehen würde, und bei diesem Gedanken wurde mir das Herz schwer.
    Sie war ein gutes Schiff, unsere Elk mit ihren fünfzehn Bänken auf jeder Seite. Sie war nicht einer dieser slawischen Baumstämme, sondern ein fachmännisch beplanktes Langschiff mit eichenem Kiel, das auf mindestens zwei Fahrten ins Gardariki alle engen Flüsse samt allen Trageplätzen überstanden hatte.
    Trotzdem war sie ein Winzling neben der Schwarzadler, die auf jeder Seite dreißig Ruderbänke hatte und so lang war wie fünfzehn große Männer, Kopf an Fuß gelegt. Das Schiff war rot-schwarz und mit Gold verziert, hatte einen großen schwarzen Adler am Bug und verfügte über eine starke Mannschaft, die sich der Tatsache bewusst war, dass sie das beste und schnellste Schiff auf dem Meer hatten. Die Männer neckten sich mit den Eingeschworenen, sie lieferten sich gutmütige Ringkämpfe und strengten sich gemeinsam an, die Elk zu Wasser zu lassen. Dann schlugen sie eine Wettfahrt im Fjord vor, um zu sehen, welches Schiff und welche Mannschaft besser sei.
    In diese Szene platzte die Königin, ernst wie ein arabisches Sklavenschiff, umgeben von Thordis, Ingrid und Thorgunna; Jasna watschelte voraus. Als diese weibliche Flotte an mir vorbei und auf Jarl Brand zusegelte, warf Thorgunna mir einen Blick zu und zog genervt die Brauen hoch.
    Der Jarl stand mit dem Rücken zu Königin Sigrid und wäre beinahe aus seiner farbenprächtigen Tunika gefahren, als sie ihn ansprach. Verwirrt und ärgerlich darüber, dass sie ihn so erschreckt hatte, sah er sie mit gerunzelter Stirn an. Das war ein Fehler.
    Sigrids Stimme war hoch und durchdringend. Man mochte sie einst für kindlich gehalten haben, aber die Angst vor der Entbindung hatte ihr den Liebreiz genommen, und sie sprach mit schwerem polnischem Akzent, und so klangen ihre Fragen ziemlich bissig. Sie wollte wissen, wann man endlich diesen fürchterlichen Ort verlassen und irgendwo hinfahren würde, wo es nicht überall nach Fisch und Männerschweiß stank.
    Auch wenn Jarl Brand die Antwort gewusst haben sollte, konnte er sie nicht geben, denn einer meiner Thrall kam von seinem Ausguck angerannt, dass der Dreck nur so spritzte, und verkündete, dass ein Faering den Fjord heraufkam.
    Diese Boote waren zu klein, als dass man sich vor ihnen fürchten musste, aber dennoch war seine Ankunft interessant genug, dass alles andere sofort in den Hintergrund trat, wofür Brand dankbar war. Und doch, als es näher kam, das Segel kaum gerefft und auch sonst ziemlich vernachlässigt, wurde mein Magen schwer wie ein Stein.
    Man sah Pfeilschäfte herausragen, und hilfsbereit wateten unsere Männer hinaus, um das kleine Boot abzufangen und dem Mann darin zu helfen, das Segel einzuholen, denn offenbar war er verletzt. Sie zogen es ans Ufer; es waren zwei Männer darin. In den Speigatten stand das Blut. Einer von ihnen war tot, der andere war schwer verletzt und stöhnte vor Schmerzen.
    » Skulli«, sagte Brand grimmig, und der Stein in meinem Magen wurde noch schwerer. Skulli war Brands Verwalter. Ich betrachtete den Mann, den die Frauen ins Haus tragen wollten. Sein Kopf war kraftlos zur Seite gefallen, und er schien dem Tod näher als dem Leben. Brand hielt die Frauen auf, und Skulli, der noch immer stark blutete, erzählte mit letzter Kraft, was passiert war. Es war keine lange Geschichte. Styrbjörn war mit mindestens fünf
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