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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4
Autoren: Robert Low
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Nes-Björn, genannt Klak– der Keil– wegen seiner Gestalt. Er hatte breite Schultern vom Rudern, dazu schmale Hüften und sehr dünne Beine. Trotzdem konnte er mit diesen Beinen über die losen Riemen laufen, mühelos von einem Ende des Schiffes an das andere.
    Die Mannschaft war ebenso geschickt und ließ das Langschiff mit ihren dreißig Ruderbänken sauber und ohne einen Kratzer an ihren Vergoldungen an der steinernen Helling anlegen, wo die Fjord Elk aufgebockt lag. Die Männer sprangen an Land und empfingen meine Leute, die ihnen entgegenliefen, mit lauten Begrüßungen. Thorgunna seufzte, ließ die Kinder wieder laufen und rief nach den Thrall; jetzt galt es, trotz unserer bedenklich geschrumpften Vorräte sechzig Neuankömmlinge zu bewirten.
    Ihr Gesicht hellte sich jedoch auf, als sie sah, was Jarl Brand mitgebracht hatte. Lächelnd trat er ein, schneeweiß wie immer. Seine goldbestickte schwarze Tunika war mit Hermelin besetzt, dazu trug er eine Hose aus feinem Wolltuch, deren weite Beine über die Stiefel aus Ziegenleder fielen, an Hals und Armen hing schwerer Schmuck aus Bernstein und Silber.
    An seiner Seite ging ein kleiner Junge, genauso weiß wie er, und alles starrte ihn an, weil er wie Cormacs Doppelgänger aussah, nur etwa fünf Jahre älter. Aoife hielt verlegen den Kopf gesenkt und sagte nichts. Auf der anderen Seite von Jarl Brand ging ein merkwürdiger kleiner Mann in einem schwarzen Serk, das ihm bis auf die Füße ging. Er sah jung aus und hatte ein mürrisches, rundes Mondgesicht.
    » Mein Sohn«, erklärte Brand barsch und deutete auf den weißhaarigen Jungen. » Ich bringe ihn dir als Ziehkind.«
    Das verschlug mir den Atem, und ich rang noch immer um Fassung, als er auf das Mondgesicht an seiner anderen Seite deutete.
    » Der hier heißt Leo«, sagte er. » Eine Art griechischer Mönch aus der Großen Stadt.«
    Ich warf Jarl Brand einen erschrockenen Blick zu, und er lachte kurz auf und schüttelte den Kopf, wobei seine Schnurrbartenden aussahen wie tanzende Eiszapfen.
    » Nein, nein, ich bin kein Anhänger des weißen Christus geworden«, erwiderte er. » Diesen Griechen hat der Kaiser geschickt, damit er unserem König seine Grüße überbringt. Ich habe ihn in Jumne mitgenommen.«
    » Wie einen Sack Korn«, ergänzte der Mann mit leisem Lächeln. » Und dort wurde ich gestapelt und verschifft.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis mir klar wurde, dass er Griechisch gesprochen hatte, während Jarl Brand Nordisch sprach, und das bedeutete, dass dieser Leo Nordisch konnte, dass aber Jarl Brand, genau wie ich, Griechisch verstand. Jarl Brand lachte leise, als ich ihm Thorgunna vorstellte, die ich bat, Leo in die Halle zu führen.
    » Behalte ihn im Auge«, sagte Brand leise zu mir, als der Mönch uns mit noch immer leicht schwankendem Gang verließ. » Er ist mehr als ein mönchischer Schreiber, obwohl das seine Hauptbeschäftigung ist. Aber er ist schlau, er beobachtet alles ganz genau und weiß mehr, als er sich anmerken lässt.«
    Ich stimmte zu, war aber abgelenkt durch das, was jetzt von der Schwarzadler entladen wurde– zwei Frauen, die eine jung und hochschwanger, die andere älter und fast genauso dick, die um die jüngere herumwatschelte wie eine Ente um ihr Junges.
    Jarl Brand sah meinen Blick und brummte kurz, es war der Laut eines Menschen, der vor Sorge keine Worte fand.
    » Sigrid«, sagte er und zog mich am Ellbogen weiter. » Sie hat gerade ihren Vater besucht, Mieszko, den König der Polanen. Sie wird bald gebären, deshalb sind wir hier. König Eirik will, dass sein Sohn in Uppsala zur Welt kommt.
    Sprachlos starrte ich sie an, ich konnte nicht anders. Dies also war Sigrid, elegant wie ein vergoldeter Drachenkopf, nicht älter als achtzehn Jahre und eine Königin. Sie war jung, ihre Augen leuchteten, und sie trug schwer an ihrem ersten Kind; doch im Grunde war sie selbst nichts weiter als das ängstliche Kind irgendeines Slavenstammes von irgendwoher.
    » Die dicke Frau ist Jasna, ihre Amme, als sie noch bei ihren Leuten lebte«, fuhr Jarl Brand mit besorgter Stimme fort. » Ich soll sie heil und gesund zum König bringen, zusammen mit dem, was sie unterwegs abladen wird.«
    » Das ist eine Fracht, um die ich mich nicht reißen würde«, sagte ich unbedacht und merkte, dass er mich ernst ansah.
    Wir mussten beide lächeln, doch es war ein grimmiges Lächeln. Dann bemerkte ich das Mädchen hinter Jasna. Ich hatte sie für eine Thrall gehalten, in ihrem farblosen
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