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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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paar Sekunden lang vermochte sie sich nicht zu rühren, vergaß sogar zu atmen. So wie er sie ansah – als würde er sie kennen. Aber das war lächerlich. Sie waren einander noch nie begegnet. Diesen Mann hätte sie nicht vergessen.
    Der seltsame Bann, unter dem sie stand, wurde gebrochen, als er mit einer Anmut auf sie zuging, die keinen Zweifel daran ließ, dass er keinesfalls unter irgendwelchen Gebrechen litt. Stattdessen war dieser hochgewachsene, gut aussehende, breitschultrige Mann das gesündeste Wesen, das sie seit Langem gesehen hatte, eine Tatsache, die sogleich ihr Misstrauen neu erweckte. Warum mietete er ein Cottage in einem obskuren Dorf wie Little Longstone und nicht in einem modischeren Ort wie Brighton oder Bath?
    Vor ihr blieb er stehen und verneigte sich förmlich. „Mrs. Ralston“, sagte er mit tiefer, ein wenig heiserer Stimme. „Simon Cooper. Ihr neuer Nachbar, zumindest für die nächsten vierzehn Tage. Ich bin entzückt, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    Genevieve ertappte sich dabei, dass sie in diese betörenden grünen Augen sah, in denen etwas lag, das sie nicht enträtseln konnte – etwas, das auf unerklärliche Weise ihr Blut in Wallung versetzte, sodass ihr warm wurde an Stellen, die schon lange keine Glut mehr empfunden hatten.
    Gewiss wurde ihr nur heiß, weil er sie überrascht hatte, nicht, weil sie sich zu ihm hingezogen fühlte – oder er sich zu ihr. Sie warf einen Blick auf ihre behandschuhten Hände. Das alles hatte sie hinter sich.
    Als sie die Fassung zurückgewonnen hatte, neigte sie den Kopf. „Ganz meinerseits, Mr. Cooper.“
    Er reichte ihr den Strauß rosa Rosen. „Für Sie.“ Dabei lächelte er und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf seinen Mund. Seinen sehr schönen Mund. Die Sorte Mund, die fest und weich aussehen konnte, ernsthaft und sinnlich, alles zugleich. Seine perfekt geformten Lippen sahen aus, als wüsste er, wie man küsst. Sehr genau.
    Nach kurzem Zögern griff sie nach den Blumen. Wie sie es immer tat, vermied es dabei sorgfältig, ihn zu berühren. Doch er bewegte die Hand, und sie streifte seine Finger, erstarrte. Wärme durchdrang ihre dünnen Handschuhe, sodass eine Gänsehaut ihren Arm überlief, etwas, das sie überraschte und beunruhigte. So ein Erschauern hatte sie schon lange nicht mehr verspürt. Sie zog ihre Hand weg und trat ein paar Schritte zurück. „Vielen Dank“, murmelte sie. „Ich mag Rosen.“
    Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, daher ging sie über den türkischen Teppich und zog an dem Glockenstrang, um nach Baxter zu läuten. Als er beinahe sofort in der Tür stand, hielt sie ihre Nase in die Blumen, um ein Lächeln zu verbergen. Offenbar hatte er im Korridor gestanden und abgewartet, ob er den Gast in die Hecke werfen müsste.
    „Eine Vase für diese hier, Baxter, bitte“, sagte sie und reichte ihm den Strauß. Dann wandte sie sich an ihren Gast. „Möchten Sie etwas Tee, Mr. Cooper?“
    „Das wäre reizend, vielen Dank.“
    Sie warf Baxter, der abwechselnd die Rosen und Mr. Cooper ansah, einen warnenden Blick zu. Nach einem letzten finsteren Stirnrunzeln verließ Baxter das Zimmer.
    Als sie sich wieder Mr. Cooper zuwandte, stellte sie fest, dass er den jetzt verlassenen Türrahmen mit einem belustigten Ausdruck ansah. „Ich glaube, Ihr Butler versuchte, mich mit seinen Blicken zu vernichten.“
    „Er will mich beschützen.“
    Er sah sie an, und um seine Lippen zuckte es. „Tatsächlich? Das hatte ich gar nicht bemerkt.“
    Die Tatsache, dass Mr. Cooper Baxter amüsant und nicht Furcht einflößend fand, weckte ihre Neugier noch mehr. Sie trat zu den Stühlen am Kamin, in dem ein munteres Feuer knisterte. „Bitte kommen Sie“, sagte sie einladend, nahm auf ihrem liebsten Sessel Platz und deutete auf das Sofa ihr gegenüber.
    „Vielen Dank.“
    Sie sah zu, wie er sich setzte, und bemerkte, wie seine nachtblaue Jacke seine breiten Schultern betonte, und wie die rehfarbene Hose und die kniehohen Stiefel sich an seine langen, muskulösen Beine schmiegten. Welche Empfehlungen Mr. Cooper auch immer hatte oder nicht hatte, er war zweifellos sehr gut aussehend.
    Sie hob den Blick und stellte fest, dass er sie mit einer Intensität ansah, die eine Frau mit weniger Selbstvertrauen dazu gebracht hätte, nervös zu werden. Wäre sie noch fähig zu erröten, hätten ihre Wangen wohl gebrannt, weil er sie ertappt hatte, dass sie ihn so gründlich ansah. Ein Mann mit seinem Aussehen war zweifellos an weibliche
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