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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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verschlossen gewesen.
    Als Simon das Misstrauen in den Augen seiner Vorgesetzten aufflackern sah, wusste er, dass ihm Ärger bevorstand. John Waverly, dem Mann, dem er zur Rechenschaft verpflichtet war, hatte mit keinem Wort etwas davon erwähnt, dass er seinen Bericht anzweifelte. Aber Simon hatte sein Zögern gespürt, und das hatte ihn mehr verletzt als er zugeben wollte. Vor acht Jahren hatte Simon nichts von dem gewusst, was ein Spion zu tun hatte. Tatsächlich hatte er wenig gewusst, was über den Reichtum und die Privilegien hinausging, die sein Name und sein Titel mit sich brachten. Er wollte und brauchte eine Veränderung – musste etwas Sinnvolles mit seinem Leben anfangen – und John Waverly hatte ihn unter seine Fittiche genommen und ihn die Feinheiten seiner neuen Aufgabe gelehrt. Simon hatte in Waverly stets mehr gesehen als nur einen Vorgesetzten – er bewunderte und respektierte ihn, und er sah in ihm einen vertrauten Freund und Mentor.
    Und als wäre Waverlys Unsicherheit noch nicht genug, erkannte Simon auch das Misstrauen in den Blicken von William Miller und Marc Albury, seinen engsten Kollegen, Männer, in denen er so etwas wie seine Brüder sah. Tatsächlich fühlte er sich Miller und Albury häufig enger verbunden als seinem leiblichen Bruder – Simon konnte seine Spionagetätigkeit weder seiner Familie noch seinen Freunden anvertrauen. Wären Miller, Albury oder Waverly in derselben Lage wie die, in der Simon sich jetzt befand, würde er ihnen eine Chance geben und ihnen vertrauen, auch wenn alle Beweise gegen sie sprachen? Er wollte das gern glauben, aber vielleicht würde er in einer ähnlichen Situation ebenso an ihnen zweifeln wie sie jetzt an ihm.
    Da sowohl der König als auch der Premierminister verlangten, dass Ridgemoors Mörder möglichst schnell gefasst wurde, fürchtete Simon, Schnelligkeit würde in diesem Fall mehr zählen als Gründlichkeit. Und im schlimmsten Falle hieße das, dass der falsche Mann – nämlich er – für das Verbrechen gehängt werden konnte, vor allem, weil es keine Hinweise auf weitere Verdächtige gab. Aufgrund der vielen gescheiterten Missionen in den letzten Jahren glaubten Simon, Miller, Albury und Waverly ebenso wie ihre Kollegen, dass sich in ihren Reihen ein Verräter befand, aber bisher war es ihnen nicht gelungen, den Betreffenden auszumachen. Simon wusste nur, dass er es nicht war. Jetzt sah es unglücklicherweise so aus, als stände er mit diesem Wissen allein.
    Weil er nicht wusste, wem er vertrauen konnte, wem sein Wohlergehen am Herzen lag, hatte er gelogen, als er gefragt wurde, ob Ridgemoor ihm etwas anvertraut hatte. Doch Waverly konnte genau wie Miller und Albury eine Lüge auf zwanzig Schritt Entfernung wittern, und so hatte Simons Verhalten seine Lage nur verschlimmert und ihr Misstrauen noch vertieft. Bisher war keine Anklage gegen ihn erhoben worden, aber sein Instinkt sagte ihm, dass dies nur eine Frage der Zeit war. Und deshalb brauchte er die Alabasterschatulle, von der Ridgemoor gesprochen hatte. Jetzt gleich. Damit er den Schuldigen ausmachen konnte, ehe ihm seine eigene Hinrichtung bevorstand.
    Aufgrund der knappen Zeit hatte er Waverly gebeten, ihn freizustellen, damit er seine Unschuld beweisen konnte. Sein Vorgesetzter hatte ihn lange angesehen, dann hatte er genickt und gesagt: „Ich glaube, dass Sie gelogen haben – und dafür sollten Sie einen verdammt guten Grund gehabt haben – aber ich denke nicht, dass Sie Ridgemoor umgebracht haben. Dennoch, die Beweise gegen Sie sind überzeugend, und wenn die Oberen Ihren Kopf fordern, gibt es nicht viel, was ich oder irgendjemand sonst tun könnte, um Ihnen zu helfen. Ich gebe Ihnen vierzehn Tage, Kilburn. Bis dahin erzähle ich jedem, dass Sie sich von einem Fieber erholen, das vermutlich ansteckend ist – das sollte sie eine Weile fernhalten. Tun Sie, was Sie tun müssen, um Ihren Namen reinzuwaschen, und tun Sie es um Gottes willen schnell. Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen dabei zu helfen.“
    Mehr konnte Simon nicht verlangen. Und er hatte keine Zeit vergeudet: Die Ermittlungen, die er seit dem Mord an Ridgemoor angestellt hatte, hatten ihn hierher geführt – zum Haus von Mrs. Genevieve Ralston, die bis vor einem Jahr Ridgemoors Mätresse gewesen war. Hatten Ridgemoors letzte Worte bedeutet, dass Mrs. Ralston an dem Plan beteiligt war, ihn zu töten? Oder hatte sie ihn vielleicht selbst erschossen? Das schien ihm gut möglich zu sein.
    Simon hatte herausgefunden,
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